Nun sind wir also in Chile … nach einer fast 24 stündigen Anreise landen wir datumstechnisch gesehen vor dem Abflug aus Sydney...
Der Flug war eine Tortur ... und das fing ja schon damit an, dass wir aus Angst den Handywecker zu verpassen in Christchurch nicht geschlafen hatten, dann mussten wir uns aufregen, weil man uns im Zoll den Kocher geklaut hat In Sydney hatten wir dann 5 Stunden Aufenthalt und durften die Transithalle nicht verlassen es gab kein Raucherzimmer (ich weiß, dass die Nichtraucherfraktion in diesem Punkt kein Mitleid empfindet, aber die staatlichen Gesundheitszwangsmaßnahmen nerven und außerdem bin Ich allergisch gegen Bevormundung). Danach verbrachten wir die nächsten 13 Stunden in der arme-Schlucker-Klasse einer 747 mit einer weiteren Nacht ohne Schlaf und eingezwängt wie die Sardinen in der Dose ….
Als wir in Santiago aus dem Flieger gespuckt werden laufen wir herum wie zwei Zombies. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind und sogar unser Gepäck heil angekommen ist (daran habe ich ja bis zu diesem Punkt gezweifelt, denn irgendeinen Haken musste der Halbpreisflug doch haben) ist unsere erste Mission Peseta zu organisieren. Das ist schon eine schwierige Aufgabe wenn man wach und Herr seiner Sinne ist, aber für uns zwei wandelnde Hirntote ist es fast unmöglich und unser einziger Satz auf Spanisch:“ dos cervezas por favor“ (zwei Bier bitte) hilft uns auch nicht mucho.
Während Kevin vorm Flughafen seinen Nikotinpegel aufstockt kämpfe ich mit den spanischen Geldautomaten und nach einigen Fehlversuchen schaffe ich es dann doch noch, uns mit Peseta zu bewaffnen und so zumindest die finanzielle Seite der Dinge in den Griff zu bekommen, und dann meistern wir auch irgendwie die Fahrt mit Bussen und Taxi zu unserer Unterkunft in Valparaiso. Ich bin sicher, es gäbe mehr über die Fahrt zu erzählen, wenn wir uns an Alles erinnern könnten, So aber liegen die ersten zwei Tage in Chile ein bisschen im Nebel und erst nach 14 Stunden Schlaf fühlen wir uns langsam wieder wie Menschen .Unser Motorrad ist angeblich am Wochenende schon angekommen und soll somit im Laufe der Woche zur Abholung bereit sein, aber wie sich nun herausstellt, hat sich Martina (von der Villa Kunterbunt, die sich hier in Chile damit beschäftigt, europäischen Reisenden bei den Einreiseformalitäten ihrer Fahrzeuge zu helfen) kräftig vertan – es handelt sich nicht um unser Gespann, sondern um das BMW Gespann eines holländischen Paares…. unser Motorrad schippert noch immer und zwar mindestens bis zum 20. auf dem Pazifik herum. Wir erfahren, dass Südamerika einen sehr kalten Frühling und Sommer für dieses Jahr erwartet - sie denken, dass es wegen der El Niño ist, aber wir alle wissen, besser nicht wahr ?! Ich sag nur „Holfordfaktor“!!!!!
Wir verbringen also die erste Woche in diesem Land mit Warten auf Neuigkeiten über die bevorstehende Ankunft unserer Liza.
Neben den Schreibarbeiten am Computer nutzen wir die Zeit, um ein Gefühl für Land und Leute zu bekommen und versuchen außerdem Ersatz für unseren Campingkocher zu finden. Es stellt sich heraus, dass Chile zwar preislich auf einer Stufe mit unserer Heimat liegt, die Infrastruktur kommt allerdings nicht mit und trotz ausdauernder Suche in Läden und im Internet bleiben wir erfolglos
Es gibt hier selten jemanden, der englisch spricht – jedes Mal, wenn ich es stolz schaffe, auf Spanisch etwas zu fragen, fliegt mir eine Antwort um die Ohren, mit der ich so gut wie nichts anfangen kann.Trotzdem sind unsere Einkaufsausflüge immer öfter von Erfolg gekrönt und manchmal bekommen wir sogar das, was wir haben wollen.
Am 20. Kommen Martijn und Marie aus Holland hier an. Sie haben 4 1/2 Wochen Urlaub und gemeinsam mit Enzo (Martinas Mann) und dem Pärchen fahren wir zum Trockenhafen um das gute Stück abzuholen. Mateij hat das Gespann selbst gebaut und recht zügig, also noch am gleichen Tag ist sie zusammengebaut und steht im Hof der Villa Kunterbunt. Wir sind ganz neidisch – na wenigstens schippert unsere Liza schon mal im Hafenbecken herum – wollen wir hoffen, dass bei uns auch alles so gut klappt und sie dann auch noch wie der niederländische Boxer gleich anspringt…….
Wir feiern abends mit Martijn und Marie mit ein paar Bechern Vino Tinto und einem kleinen Grillfest und verstehen uns prächtig mit den beiden Niederländern und da wir ja auch eine ganze Menge mehr Zeit zur Verfügung haben gönnen wir es ihnen, als sie am nächsten Morgen freudestrahlend in Richtung Atakama losfahren .
Wir versuchen uns noch einmal am örtlichen Nahverkehrssystem und fahren mit Standseilbahn und Metro in die Stadt und auch später mit vollen Einkaufstüten wieder zurück – wir haben schon mal ein paar Vorräte für unsere eigene Abfahrt angelegt und am nächsten Morgen kommt dann auch die erlösende Nachricht, dass wir heute unsere Liza abholen können. Wir freuen uns wie zwei kleine Kinder und können fast nicht mehr stillsitzen, als es endlich zum Trockenhafen geht.
Es ist tatsächlich unsere Kiste (die erkennt man schon, wenn man sie selbst gebaut hat), die da mit dem Gabelstapler gebracht wird. Dann geht es ans Kiste auseinandernehmen und anschließend muss das in Einzelteile zerlegte Vorderende unseres Gespanns zusammengebaut werden – das dauert länger, als wir gedacht haben und als der Zollbeamte erscheint, um alles zu überprüfen sind wir gerade mal soweit, dass wir sie von der Palette rollen können. Zum Glück ist es der gleiche Zöllner wie vor 2 Tagen – er kontrolliert gerade so Fahrgestellnummer und Nummernschild und dann heißt er uns in seinem Land willkommen, wünscht uns eine schöne Zeit und verschwindet – denn er hat Feierabend und es ist Freitag (unsere ölverschmierten Hände will er dann aber doch nicht schütteln)….
Wir schließen die Batterie an – gut, Saft ist da – bauen alles soweit zusammen und dann kommt der große Moment…. Springt sie an? Nee, sie denkt ja nicht daran, sie macht noch nicht mal den kleinsten Mucks – sieht nach einem Elektrikproblem irgendwo zwischen Zündschloss, Startknopf, Leerlaufschalter und Anlasser aus - wir Beide hassen Elektrik!
Nachdem wir nun alles Mögliche - mit Kupplung ziehen, ohne Kupplung ziehen im Leerlauf, Kickstarter treten, was nach so langem Stillstehen eh unrealistisch ist, versucht haben wird wieder der Tank abgenommen und alle Steckverbindungen überprüft - natürlich erfolglos. Irgendwann versuche ich dann einfach mal wieder den Startknopf zu drücken und tatsächlich dreht plötzlich der Startermotor und ein müdes Röcheln ist zu hören. Wir wissen zwar nicht, wie es plötzlich dazu kommt, aber so eine alte Dame darf ja wohl ein Paar Launen haben.
Noch ein paar Versuche und sie läuft. Sie klingt zwar etwas rau, aber wir strahlen aus allen Knopflöchern. Der Papierkram dauert nun noch ein Weilchen, aber am Abend sind wir dann zusammen mit unserer Liza in der Villa Kunterbunt – wir marschieren zur Botteleria und dann wird kräftig gefeiert
Chile nimm dich in Acht, wir kommen!
Montagmittag ist alles parat, ich gebe Enzo schon mal die Kamera, damit er unserem glorreichen Beginn der Südamerikatour gleich richtig dokumentieren kann …. und dann springt das Motorrad nicht an! Sie macht nicht mal den Versuch und am Tacho und Lichtmaschinenkontrolllicht ist manchmal Strom da, dann wieder nicht, dann summt das Anlasserrelais wie verrückt…
Zuerst versuchen wir es mit einem Überbrückungskabel, ohne Erfolg. Mit dem Multimeter prüfe ich die Spannung an der Batterie – die ist ok, sie hat 12,5 Volt. Wir überlegen hin und her und beschließen, dass eventuell in dem Kabelsalat hinter der Lampe der Fehler stecken mag. Stundenlang mühen wir uns ab, bis wir endlich die Verkleidung los haben – 2 Schrauben drehen sich im Gehäuse rund und am Ende sägen wir sie durch und nach der ganzen Schufterei können wir noch immer kein loses, gebrochenes oder sonst wie falsch verbundenes Kabel finden.
Irgendwann wackelt Kevin aus Frust an den Kabeln die zur Batterie gehen und siehe da, der Minuspol ist lose….nachdem dies behoben ist springt unser Motorrad an, als sei nichts gewesen, wie fühlen uns wie zwei rechte Deppen und haben nun das Problem, die Verkleidung irgendwie wieder fest zu kriegen …. Was wäre die Welt ohne Kabelbinder?
Nun ist es allerdings zu spät, um noch irgendwohin zu fahren und so verbringen wir eine weitere Nacht in der Villa Kunterbunt.
Martina lädt uns auf ein Asado ein und Enzo grillt gutes Chilenisches Rindfleisch, Chorizos und Blutwurst – wie geil ist das denn?
Als ich am nächsten Morgen für die zusätzliche Nacht bezahlen will, winkt Enzo ab und wir bekommen sogar ein paar Villa Kunterbunt T-Shirts zum Abschied geschenkt, doch dann wird es Zeit, zum losfahren.
In Vina del Mar, der nächsten Stadt versuchen wir eine Haftpflichtversicherung für unser Motorrad zu bekommen (online war dies nicht möglich, da Liza zu alt für die vorgefertigten Formulare ist) – die brauchen wir nämlich für Argentinien, sonst lässt man uns angeblich erst gar nicht rein doch nachdem wir uns mit viel Durchfragen endlich zum Versicherungsviertel durchgeschlagen haben, und dann auch noch das richtige Gebäude finden, hat die zuständige Person heute frei. Es folgt eine Irrfahrt von einer Versicherung zur nächsten, mit dem Ergebnis, dass sonst niemand in der Lage ist grenzüberschreitend eine Versicherung auszustellen. Zu guter Letzt machen wir uns dann also doch mit leeren Händen auf den Weg und beschließen, alles in Santiago zu erledigen. Wir benötigen laut Auskunft anderer Reisender außerdem einen Vorrat an Dollar, die man dann in Argentinien auf dem sogenannten blauen Markt zu einer besseren Umtauschrate in Peseta wechseln kann. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation herrscht in Argentinien eine hohe Inflation, man kann im Land keine Dollar bekommen und der argentinische Peso ist deswegen international nicht viel wert. Zieht man Geld am Automaten bekommt man bis zu 6 Peso weniger für seine harte Währung, als auf dem Schwarzmarkt, was einen Aufenthalt in diesem Land um ein Drittel teurer macht… zu teuer! Außerdem hoffen wir natürlich, in der Hauptstadt unseren schmerzlich vermissten Campingkocher zu bekommen denn wir wollen ja nicht ausschließlich von Empanadas leben (leckere gefüllte Teigtaschen, die sowohl billig, als auch sättigend sind) – die lieben wir zwar, aber nicht morgens, Mittags, abends und nachts.
Wir machen uns also auf den Weg zur Hauptstadt. Statt Autobahn finde ich uns kleine Straßen durch eine hügelige Landschaft und nun winken uns die Menschen wieder überall zu. Einmal hält ein LKW an einem Parkplatz und der Fahrer steht mitten auf der Straße und winkt uns zur Seite. Mit Händen und Füßen und unseren 3 Brocken spanisch erklären wir ihm, wer wir sind und wo wir hin wollen und er ist so begeistert, dass er in sein Führerhaus klettert und mit einem kleinen verstaubten Plastikpferd wieder herauskommt, dass er uns schenkt – wir sind ganz gerührt.
Abends suchen wir uns vor den Toren von Santiago einen Campingplatz. Der erste winkt ab, dort darf man nicht zelten, aber auf dem zweiten werden wir herzlichst aufgenommen. Man überschlägt sich regelrecht vor Hilfsbereitschaft und als ich sage, wir hätten gern ein Feuer kommt man gleich mit einem kleinen Traktor und einer riesen Fuhre Holz, das uns der nette Mann dann auch noch anzündet nachdem er das schwere halbe Ölfass im Metallrahmen zu unsrem Zelt geschleppt hat.
Nach und nach kommen einige Besucher vorbei, die sich nach unserem Woher/Wohin erkundigen und einer spricht sogar recht leidlich englisch.
In Santiago angekommen fragen wir uns recht schnell, ob das wirklich so eine gute Idee war und während wir uns rund ums Zentrum stauen finden wir nichts, was wie ein Parkplatz aussieht. Woher sollen wir denn auch wissen, dass E oder Estationamiento nicht für eine U-Bahn-Station steht sondern für einen Parkplatz? Irgendwann finden wir ein Parkhaus aber wir dürfen nicht rein und während wir diskutieren erbarmt sich schließlich ein netter junger Mann der uns zeigt, wo man Motorräder parkt (die dürfen hier nämlich nicht in Parkhäuser oder auf Autoparkplätze, dafür aber an bestimmten Ecken kostenlos parken….)
Fernando spricht ein wenig englisch und beschließt kurzerhand, uns weiterhin unter die Arme zu greifen. Nachdem wir mit google translate geklärt haben, dass wir eine Versicherung für unser Motorrad brauchen, die auch in Argentinien gilt und er außerdem noch Motorräder zusammenschiebt, damit wir mit unserem Gespann hier auch parken können geht er zuerst mit mir diverse Versicherungen abklappern, während Kevin beim Motorrad bleibt und auf unsere Sachen aufpasst.
Wir haben allerdings kein Glück – hier in der Hauptstadt scheint es ebenfalls niemanden zu geben, der ausländische Fahrzeuge grenzübergreifend versichert – am Ende kommen wir jedenfalls mit leeren Händen zurück und ich beschließe, an der Grenze unsere grüne Versicherungskarte zu präsentieren – die kann da eh keiner lesen und dann werde ich eben behaupten, diese Versicherung von Deutschland gilt überall….
Nun führt der arme Fernando Kevin in tausend Outdoorläden, damit der dort versuchen kann, einen neuen Campingkocher für uns zu finden,während ich nun auf unsere Habseligkeiten aufpasse. Auch dies erweist sich als Mission impossible. Eigentlich müssten wir noch Peseta in Dollar umtauschen, aber jetzt hat keiner mehr Lust. Fernando schwärmt von den nahegelegenen Maipotal und zeigt uns, wo wir dort wild campen können und trotz unserer Versicherungen, dass unser Navi den Weg finden wird besteht er darauf, uns aus der Stadt zu führen, bevor er zur Berufsschule muss.
Irgendwann an einen Einkaufszentrum rufe ich Fernando zu, dass wir noch ein paar Einkäufe machen müssen, also biegen wir auf den Parkplatz ab … und sind sofort von einer Truppe Motorradmechaniker umzingelt, die hier ihr Geschäft haben und nun müssen wir natürlich auf einen Kaffee in den Laden kommen und auf eine Photosession.
Unser neuer chilenischer Freund und Fremdenführer kennt den Besitzer des Ladens, er erzählt unsere Geschichte und alle scheinen mächtig beeindruckt.
Nach einer Weile eise ich mich los und gehe endlich einkaufen, ich werde so langsam etwas nervös, denn es wird spät und wir haben noch keinen Platz zum campen gefunden – erfahrungsgemäß wird das im Dunkeln schwer und erst recht in unbekanntem Terrain. Als ich zurück komme ist Fernando verschwunden und einer der Mechaniker will die Rolle des Fremdenführers übernehmen. Er fragt den Boss, ob er früher Feierabend machen kann und der meint kurz entschlossen, dass sie alle gemeinsam den Laden dicht machen und auch er mit uns kommt um dabei zu helfen, einen Campingplatz für uns zu finden denn sie halten wild campen für zu unsicher.
Als dann alle soweit sind ist die Dämmerung schon weit fortgeschritten und alle Plätze im nahen Maipotal sind geschlossen. Man hält bei einer Polizeistation und klärt dort, dass sie ein Auge auf uns haben sollen, wenn wir irgendwo am Straßenrand unser Zelt aufstellen.
Auch dies gestaltet sich nicht einfach, denn entweder ist die Gegend zugebaut, oder es gibt an der Seite der Straße nicht genug Platz um Zelt und Motorrad unterzubringen, bevor das Gelände steil zum Fluss abfällt. Unterwegs werden wir dann auch alle von einer Polizeikontrolle angehalten und müssen zum ersten Mal alle Papiere vorzeigen.
Ich glaube nicht, dass der Polizist wirklich irgendetwas von unseren Fahrzeugpapieren verstehen kann, aber er winkt uns schließlich durch.
Es geht weiter und nur noch schemenhaft kann man in der Ferne die hohen schneebedeckten Gipfel ausmachen. Dann finden wir einen Schotterparkplatz und beschließen, hier bleiben wir. Unsere Eskorte hilft mit Taschenlampen beim Zeltaufbau bevor sie sich verabschieden.
Hinter dem Zelt liegt ein riesiger Müllhaufen mit vielen Scherben und an der Seite ist nicht mehr viel Platz, bevor der Abgrund zum tosenden Fluss beginnt und so beschließen wir, anstatt zu kochen nur Brot mit Käse im Zelt zu essen.
Schon früh am Morgen wecken uns die vorbeidonnernden LKWs, die mit Steinen und Schotter beladen aus dem Tal kommen.Wir fahren die Straße bis ganz ans Ende und bekommen unseren ersten Vorgeschmack auf die Anden – immerhin sind wir schon auf 1800m Höhe hier. Unterwegs wird uns oft gewunken und fröhlich zugerufen und wir passieren die nächste Polizeikontrolle, auch diese ist mit einem relativ kurzen Blick auf den Fahrzeugschein erledigt.
Am Ende des Tales finden wir jede Menge Plätze, in denen es schön gewesen wäre, die Nacht zu verbringen, aber irgendwie hatte der schmale verdreckte Parkplatz an dem wir nachts das Tosen des Flusses hören konnten so was abenteuerliches.
Wir wissen nun nicht so recht, wo wir als nächstes hin wollen, für Argentinien brauchen wir noch Dollar und außerdem ist das Tal eh eine Sackgasse. Zum Glück finde ich einen Weg, der unterhalb von Santiago in Richtung Süden abzweigt, so dass wir nicht wieder durch Stadt müssen und dem folgen wir nun durch Wein und Obstanbaugebiete. Es gibt unglaublich viele duftende Blumen und Bäume und obwohl wir vom Dieselruß schwarz im Gesicht sind riecht es überall unglaublich gut.
Gegen Abend kommen wir am einzigen Campingplatz im Umkreis von 50 km an und er hat geschlossen – Mist, wir müssen unbedingt Batterien fürs Navi laden und außerdem ist alles überall eingezäunt, also auch kein Platz zum wild campen…. Zwei junge Motorradfahrer zeigen uns dann den Weg zu einem weiteren Campingplatz, klein, staubig und ohne Duschen (die wir gebrauchen könnten), aber dafür mit einer wirklich netten Besitzerin, die uns freundlich aufnimmt und mir sogar die Hälfte des Preises wieder zurückgibt und uns dann noch einen Kopf Salat zum Abendbrot schenkt.
Schnell haben wir drei Hunde und zwei Katzen um uns versammelt, die wir dann mit Resten unserer Mahlzeit (Grillfleisch und Kartoffelbrei) füttern. Eine niedliche Hündin hat es uns besonders angetan und sie schläft dann auch anhänglich in unserem Vorzelt (weiter lassen wir das Flohmutterschiff dann doch nicht vordringen)
Die Nacht ist dann allerdings grausam – wir sind direkt neben einem Fluss, an dem betrunkene Chilenen die halbe Nacht angeln und feiern und dass mit ziemlich lauter Musik und donnernden LKWs, die immer wieder hupend über die Brücke rattern, wahrscheinlich um die Angler zu warnen – jedenfalls gibt es für uns wenig Schlaf und das bisschen ist dann auch schnell beendet, denn am Morgen kommen dann kleine Lieferwagen die mittels Lautsprechern ihre Waren anpreisen – tja, man kann eben nicht alles haben, wenigstens sind nun wieder alle Batterien fürs Navigieren voll.
Wir halten uns in Richtung Süden, aber weiterhin auf der chilenischen Seite und versuchen so gut es geht den Panamerican Highway (Route 5) zu meiden, denn es ist wie überall, man sieht nicht viel vom Land wenn man auf der Autobahn unterwegs ist. Immer wieder muss ich das Navi überlisten, denn es scheint, als ob es außer dem Highway keine passierbaren Straßen anerkennt und irgendwann sind wir tatsächlich an einer Sackgasse angelangt oder besser an einer Straße, die für uns unpassierbar ist. Sie geht steil bergauf und dass mit einem Belag aus losem Schotter und Sand. Trotzdem wollen wir uns erst nicht gleich geschlagen geben, wir nehmen Anlauf und schaffen auch ein paar hundert Meter, aber das Gespann zieht mächtig nach rechts bis wir quer stehen, es ist zu steil, als das schieben etwas bringen würde und so geben wir uns geschlagen und kehren um.
Trotz der Niederlage versuchen wir weiterhin den Highway zu meiden, was uns zwar durch eine nettere Landschaft führt, aber auch manchmal Zweifel aufkommen lässt, ob wir den nächsten Abschnitt schaffen. Immer wieder habe wir Schwierigkeiten einen Campingplatz zu finden – wir wären ja nicht abgeneigt, unser Zelt irgendwo hinter ein paar Büschen aufzuschlagen, aber leider führen alle Wege entweder zu Häusern, oder zu abgeschlossenen Toren. Sämtliche Felder sind umzäunt. Einmal ist der einzige Campingplatz im Umkreis von 80 km. Wir kämpfen uns über Wege die immer schlechter werden. Am Ende sind wir auf dicken losen Schotterkieseln unterwegs und kommen mehr als einmal kräftig ins Schwimmen, nur um am Ende wieder vor einem verschlossenen Tor zu stehen… alles für die Katz und nun wird es auch schon dunkel. Im nächst größeren Ort finden wir dann ein Hotel und obwohl der Preis mich kräftig zum Schlucken bringt sehen wir nun keine andere Alternative, als hierzubleiben.
Das arme Mädel hinter der Rezeption hat seine Last mit uns, denn ihr Englisch ist noch schlechter als unser Spanisch und das will was heißen … Preis/Leistung stehen nicht unbedingt in einem Verhältnis, aber immerhin können wir unser Motorrad in einem abgeschlossenen Hof unterbringen und müssen nicht das gesamte Campingequiment abladen und ins Zimmer schleppen und wir können auch endlich duschen. Ich finde es ja immer peinlich, dass Hotels nur weise Handtücher haben, denn die sind am Ende immer schwarz, egal wie oft wir uns vorher abgeseift haben so auch diesmal - selbst nach 3-mal einseifen kommt noch immer schwarze Brühe aus meinen Haaren..
Am nächsten Morgen beschließen wir, doch den Highway nach Valdivia zu nehmen – wenigstens gibt es dort einige Campingplätze. Wir machen ordentlich Kilometer, kommen am frühen Nachmittag an und finden 13 km außerhalb der Stadt einen netten Platz, wo wir als einzige Gäste die freie Auswahl an Zeltplätzen finden. Es gibt Steckdosen, die wir dringend zum Aufladen all unserer Batterien brauchen, Holz und Feuerstellen, wo wir kochen können, es gibt sogar Wlan und man spricht DEUTSCH! Wir beschließen gleich mindestens 2 Nächte zu bleiben.
Statt am nächsten Tag allerdings in die Stadt zu fahren, wo wir hoffen einen neuen Campingkocher und vielleicht auch ein paar neue Schuhe für Kevin zu finden gammeln wir den erst einmal faul herum, denn der ständige Wind gegen den wir immer anfahren müssen hat uns ausgelaugt. Die Muskeln sind nicht mehr an die harte Arbeit gewöhnt, die es braucht um sich bei schnellerem Tempo dagegen anzustemmen und die dauernden Verständigungsprobleme haben uns mental etwas müde gemacht. Wir beschließen, noch eine 3. Nacht anzuhängen, wuseln uns in den Einbahnstraßenverkehr und laufen alle in Frage kommenden Geschäfte ab, um endlich wieder einen Benzinkocher aufzutreiben, aber wir werden nicht fündig und auch was Schuhe anbelangt haben wir kein Glück…
Auf dem Rückweg zum Zelt wollen wir noch volltanken, da macht uns der Tankwart darauf aufmerksam, dass wir Öl verlieren – und zwar nicht nur ein paar Tropfen, wie die ganze Zeit, sondern es spritzt so richtig viel und zwar aus der Zylinderkopfdichtung!
Kev öffnet den Ventildeckel und eine der Schrauben ist lose … das sollte nicht sein… Verdachtsdiagnose : ein Stehbolzengewinde ist hin. Wir brauchen nun einen Drehmomentschlüssel, um herauszufinden, ob dies so ist. Der Campingplatzbesitzer ist unglaublich nett und versucht uns zu helfen, kann aber auch keinen Drehmomentschlüssel auftreiben, also schreiben wir alle an, die eventuell jemanden kennen, der uns weiterhilft. Ich finde im Internet eine Motorradwerkstatt in Valdivia, schreibe ihnen eine E-Mail – zugegebenermaßen mit Hilfe vom google Übersetzer, aber in ihrer Antwort schreiben sie zurück, dass sie noch nicht einmal wissen, was ein Drehmomentschlüssel ist, aber wir sollen mal vorbeikommen und dann sehen sie, ob sie uns helfen können…. Ich will ja jetzt nicht überheblich klingen, aber ein Mechaniker, der dieses Werkzeug nicht kennt kommt mir nicht so recht vertrauenswürdig vor…
Das Ende vom Lied ist, dass wir uns selbst einen Drehmomentschlüssel kaufen – tja und nun haben wir auch schnell die befürchtete Bestätigung – ein Stehbolzen zieht sich aus dem Gewinde. Wir können so nicht hier weg und nun erkläre ich mithilfe von Herrn Google, das wir eine Werkstatt brauchen, die Helicoils einsetzen kann oder eine Gewindebuchse drehen – die wird gefunden, aber vor Montag wird das nichts….
Die nächsten 2 Tage lümmeln wir meist auf dem Campinglatz herum, gehen mal spazieren und versuchen unser Essen und unsere Besitztümer vor den 4 Golden Retrievern, die ständig um uns herum schwänzeln in Sicherheit zu bringen, was nicht immer klappt. Die Hunde klauen einfach alles, was nicht niet- und nagelfest ist, einmal eine Wurst vom Grill, einmal eine Tüte Milch vom Tisch, Tabak und Filter….. Außerdem wollen sie permanent spielen und springen mit Schlammpfoten an uns hoch – wenn wir versuchen, sie zu verscheuchen denken sie, das sei ein tolles Spiel egal wie sehr wir auch mit ihnen schimpfen.
Am Freitag kommt Oskar (der Campingplatzbesitzer) mit der freudigen Nachricht, dass er jemanden gefunden hat, der uns heute schon helfen kann, wir müssen abends um 8 in seiner Werkstatt sein. Er schleppt uns mit dem Auto quer durch die Stadt und den Feierabendverkehr und dann bauen Kev und ich am Straßenrand den Motor auseinander. Einer der allgegenwärtigen Hunde pinkelt uns dabei in die Werkzeugkiste – dem soll doch sein Schniedel abfallen….!
Das Auseinanderbauen ist das kleinste Problem, auch eine Gewindehülse drehen und einsetzen ist nicht weiter tragisch allerdings müssen wir mehrmals darauf hinweisen, dass der Ölkanal freibleiben muss und als wir mit dem Kickstarter vorm zusammenbauen testen, ob Öl kommt ist da natürlich erst mal nichts. Es wird ein Loch gebohrt und gefriemelt, bis alles seine Richtigkeit hat und dann müssen wir im Dunkeln mit allem was an Leuchtmitteln zur Verfügung steht wieder zusammenbauen und die Ventile einstellen – das dauert, aber am Ende ist dann doch alles gut.
Wir haben beschlossen, nun trotzdem übers ganze Wochenende zu bleiben, auch wenn alles wieder wunderbar funktioniert, denn zum einen konnten wir uns hier ja wegen des defekten Motorrades so gut wie nichts anschauen und zum Anderen ist unser Kreditkartenlimit für diesen Monat aufgebraucht und wir können erst wieder “Geld kaufen” wenn die Karte beglichen ist es macht also Sinn im Moment zu sparen und das fängt beim Sprit an.
Samstag machen wir einen Ausflug in die Stadt, wo wir uns wieder mit Lebensmitteln eindecken. Wir schlendern durchs Zentrum, schauen uns den Fischmarkt an versuchen Mote con Huesillo (ein Getränk aus Fruchtsaft, Graupen und einem halben eingekochten Pfirsich – also eigentlich eine Mahlzeit mit Nachtisch) . In der Stadtmitte ist ein kleiner Park und wir mischen uns unter die Einheimischen, die einer Gruppe von Jugendlichen bei der Vorführung von folkloristischen Tänzen in passender Kostümierung zuschauen.Wir sind nun nachdem unser Motorrad repariert ist bester Laune und können uns zum ersten Mal seit wir in Chile sind treiben lassen und so richtig entspannen und Valdivia ist eine wirklich nette Stadt mit viel fürs Auge. Hier wird außerdem das berühmte Kunstmannbier gebraut, von den Nachfahren deutscher Einwanderer und angeblich das beste Bier in Chile – na eines der teuersten ist es auf jeden Fall….. weshalb wir uns an den billigen und vor allem guten chilenischen Rotwein halten.
Obwohl wir bis Dienstag morgen warten zeigt ein Blick auf die Kontobewegungen, dass die Visakarte noch immer nicht beglichen ist, aber nun haben wir Hummeln im Hintern. Kevin drängt auf Weiterfahren und wir beschließen wenigstens die hundert Kilometer bis Osorno zu wagen – unser Tank ist voll, wir haben noch ca 40 000 Peseten, es muss gehen.
In Osorno hat der einzige Campingplatz geschlossen und so bleibt uns nichts übrig, als weiter in Richtung Puerto Varaz zu fahren. Unterwegs halten wir immer wieder Ausschau nach einer Möglichkeit, irgendwo unser Zelt aufzustellen, aber das ganze Land scheint eingezäunt und abgeschlossen zu sein – am Ende finden wir dann etwa 20 km vor unserem Etappenziel einen netten kleinen Campingplatz, der geöffnet hat.
Puerto Varaz sowie die Umgegend hat recht viele deutsche Wurzeln und an manchen Ecken fühlt man sich fast, wie im Schwarzwald. Obwohl die Stadt wesentlich kleiner als das nahegelegene Puerto Montt ist findet man hier so ziemlich alles, was das Herz des Reisenden begehrt und darüber hinaus ist dieser Ort hübscher und entspannter. Wir bekommen hier Dollar und nach dem üblichen hin und her von einem Outdoorladen zum nächsten finden wir einen Primus Benzinkocher– nicht das, was wir eigentlich haben wollten, aber immerhin…. Es ist schon mühselig, selbst für Kaffee am Morgen ein Feuer zu machen und dann jedes Mal den rußgeschwärzten Wasserkessel zu schrubben. Am Ende dieses erfolgreichen Tages beschließen wir, uns auf die Piste – sprich Carretera Austral zu begeben und in Richtung Süden zu ziehen und wieder wird unsere Suche nach einem Ort für unser Zelt spät und verzweifelt. Der Campingplatz, an dem man uns schlussendlich hereinlässt hat diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient. Es ist eine steinige Wiese mit ein paar windschiefen Tischen und wackeligen Stühlen und zwei Verschlägen, die aus allem möglichen zusammengezimmert wurden und auf einer Seite befindet sich eine Toilette, auf der anderen Seite ein Duschkopf, der mit eiskaltem Wasser aus dem Fluss gespeist wird. Einer der drei Hunde klettert gleich in den Beiwagen, denn er kann unser Hähnchen riechen und der eifrige Besitzer schleppt Sitzgelegenheiten herbei bevor er es sich vor seiner Hütte auf einem ausgeleierten Bürostuhl mit einer Zigarette bequem macht und uns beim Zeltaufbau zuschaut – na wenigstens ist sein Abendprogramm gesichert.
Von hier aus ist es nicht weit bis zur ersten Fähre der Carretera Austral – eine Straße,deren Bau schon über 20 Jahre dauert und die durch den bewaldeten, mit Fjorden durchzogenen Teil Patagoniens führt. Ein Geheimtipp für Pistenliebhaber denn der Teerbelag endet weitestgehend auf dieser Seite der Fähre, am anderen Ende sind zwar ein paar Baustellen, die versprechen, dass man plant die Straße irgendwann komplett zu teeren, aber wann – das steht in den Sternen, Zwischenzeitlich haben allerdings die Baufahrzeuge die Strecke stellenweise recht aufgewühlt.
Wir hoppeln voran und unser Motor hört sich mal wieder extrem schlimm an. Die Steigungen meistern wir mit Ach und Krach und ich bete still vor mich hin, dass wir es wenigstens bis Hornopiren schaffen, dem nächsten Ort, der diese Bezeichnung verdient und Hafen der 2. Fähre auf dem langen Weg in Richtung Süden. Mein Flehen wird erhört und als wir ankommen schlägt Kevin vor, zu schauen, ob wir heute noch eine Fähre erreichen können. Mir platzt nun vollends der Kragen, ich brülle ihn an, wie er sich das vorstellt, mit diesem Motor noch weiter in die Wildnis vorzudringen, wo wir weder wissen, ob wir es bis zum nächsten Campingplatz schaffen, noch ob es dort Mechaniker gibt. Hier sind zumindest einige Unterkünfte, ein Bankautomat in einem Container und ein paar kleine Minimerkados. Ja, auch ich will so schnell wie möglich durch Patagonien und wieder zurück in die schöne warme Atakamawüste, aber doch nicht um jeden Preis und es macht Sinn, nachzuschauen, was kaputt ist, solange wir noch irgendwie auf Hilfe hoffen können….
Kev gibt sich geschlagen und wir steuern den nächsten Campingplatz an. Wir werden einmal mehr extrem freundlich empfangen und Roberto, der Besitzer, führt uns sichtlich stolz über das gesamte Gelände und erklärt uns was wir wo finden. Es gibt ein Gemeinschaftshaus mit einer kuscheligen Sitzecke rund um eine riesige Feuerstelle (das Feuer lassen sie hier so gut wie nie ausgehen), eine Kochecke und jede Menge Tische und Stühle. Wir dürfen uns im Biogarten versorgen und als wir erklären, dass wir unbedingt am Motorrad schrauben müssen macht man uns Platz unter dem Vordach des Hauses.
Wir schrauben den linken Ventildeckel ab und sofort fällt mir eine lockere Mutter ins Auge. Wir ziehen die Muttern an, die letzte dreht einen Stehbolzen aus dem Gehäuse. So – jetzt brauchen wir also schon wieder einen Dreher, der uns eine Gewindebuchse dreht. Leider ist der allerdings im Fjord unterwegs und kommt wahrscheinlich erst am Sonntag zurück.
Nun ja, wenigstens gibt es einen und so richten wir uns ein und warten auf Sonntag, sind ja nur 2 ½ Tage.
Zwischenzeitlich werden wir zum Schulfest mitgenommen, das überwiegend aus Essständen besteht, wo wir chilenische Köstlichkeiten aus Fisch und Kartoffeln probieren können und dann holt Roberto noch die Englischlehrerin aus der örtlichen Schule zur Hilfe, damit wir uns gegenseitig ein wenig besser verstehen können.
Am nächsten Abend verabschiedet sich Roberto (der einzige im Haus, der ein klein wenig englisch spricht) zu einer Kanutour auf eine der Inseln im Fjord, wo man die Strände sauber machen will und gleichzeitig kommt ein junges Paar aus Puerto Montt an, das hier das Wochenende verbringen will und wir sitzen abends zusammen bei Vino Tinto und grillen uns gemeinsam ein leckeres Essen aus Reis und den Fischen, die Kevin hier in der Bucht gefangen hat über der Feuerstelle im Gemeinschaftshaus. Nachmittags unternehmen wir einen Ausflug mit dem Kanu durch den Fjord, wobei Kev versucht, noch ein paar Fische zu fangen, was allerdings nicht klappt, dafür sehen wir eine Seelöwenkolonie, die sich auf den Bojen der Fischfarm sonnt. Am nächsten Morgen ist dann endlich der Dreher da und mit Hilfe unserer neuen Freunde, die ein wenig übersetzen können bekommen wir nach einigen Missverständnissen dann doch zügig die Gewindebuchse gedreht, dann müssen wir mal wieder alles zusammenbauen. Irgendwie passt allerdings nichts so richtig und als wir nach viel Gefummel die Schrauben der Kipphebel anziehen wollen dreht die nächste durch ….. und ich mit. Irgendwie ist mein Limit erreicht, es schifft in Strömen, wir können uns nur mühsam verständigen und dauernd geht was schief – ich heule wie ein Schlosshund. Es hilft ja nichts, unsere Übersetzerhelfer sind abgereist und wir müssen sehen, dass wir uns irgendwie verständlich machen – na ja, „turnero“ oder so ähnlich verstehen sie ja….
Der gute Mann wird also wieder herbeigeholt während wir alles erneut in Einzelteile zerlegen. Diesmal dreht er uns gleich einen Ersatz und lässt uns sogar einen passenden Bohrer und Gewindeschneider da.
Es schüttet und selbst unter dem Dach werden wir bei der Arbeit pitschnass – natürlich werden wir nicht mehr fertig bevor es dunkel wird, das erledigen wir am nächsten Morgen. Der Regen ist ausdauernd, unser Zelt und so ziemlich alles was wir haben ist nun feucht und die Laune sinkt weiter, als jedoch der große Moment kommt, in dem wir den Motor starten klingt sie zum ersten Mal seit langem wieder richtig gut – die Testfahrt fällt jedoch im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.
Die ganze Nacht schifft es, das Zelt hält zwar dicht, aber mit der hohen Luftfeuchte fühlt sich alles klamm und kalt an. Ein junges holländisches Paar kommt auf dem Campingplatz an mit der Nachricht, dass die Fähre für die nächsten 2 Tage ausgebucht ist. Sie wollen mit Roberto eine Kajaktour machen, während sie auf ihre Fähre warten müssen….
Wir fahren zum Hafen und bekommen die Hiobsbotschaft, dass es für uns erst in 4 weiteren Tagen einen Platz auf der Fähre geben wird – so langsam haben wir genug und spielen mit der Idee, wieder in Richtung Norden und dann durch Argentinien nach Süden zu fahren. Wir halten vor der Bank und tanken noch ein paar Pesos und als ich wieder zum Motorrad komme bemerke ich, dass es hier ziemlich übel nach Benzin stinkt und dann sehe ich, das Benzin am Motor entlang läuft – nicht aus dem Vergaser, sondern aus der Verbindungsleitung zwischen den beiden Vergasern. Zurück am Campingplatz fängt es dann wieder kräftig an zu regnen, wir können nicht mehr unter das Dach, denn da liegt jetzt eine Fuhre Holz es bleibt uns also nichts weiter übrig, als mal wieder im Regen alles auseinander zu bauen. Der Schlauch ist hinüber und nun müssen wir versuchen, einen neuen zu finden. Ohne ausreichende Spanischkenntnisse wird alles zu einer Mission impossible, aber am Ende finden wir dann doch einen neuen Schlauch, der zwar etwas dicker ist und einen geringeren Durchmesser hat und mit Geduld und Schmiere fummeln wir den neuen Schlauch auf die Anschlussstücke und er passt sogar in den engen Raum unter dem Luftfilter – wenigsten wissen wir nun, warum unser Motorrad hier in Chile einen so hohen Spritverbrauch hatte.
Beim Zusammenbauen wackelt dann plötzlich der Vergaser – wieder Luftfilter aufmachen und auseinandernehmen zeigt, dass nun die Schraube des Anschlussschlauchs innen locker ist. Wir sind mal wieder bis auf die Unterwäsche nass und völlig durchgefroren, es macht sich ein wenig Mutlosigkeit breit und wir können nur hoffen, dass zumindest für den Moment sämtliche Schäden behoben sind.
Von hier in Richtung Süden wird die Carretera Austral noch schlechter und die Gegend dünner besiedelt – unsere Entscheidung steht fest, wir drehen um und nehmen die nördliche Route über Bariloche zur Valdez Halbinsel – wenn wir das ohne weitere Schäden schaffen überlegen wir, ob und wie weit wir noch in Richtung Süden fahren werden….
Der Weg zurück nach Puerto Varaz läuft wie geschmiert, es ist sogar trocken. Wir tauschen ziemlich viele Pesos in Dollar, decken uns mit Tabak ein und fahren dann noch bis Puerto Oktay, wo wir wenigstens wissen, dass es einen Campingplatz gibt, der geöffnet ist. Es gibt sogar Wlan, so dass wir unseren Freunden auf Facebook endlich wieder eine Nachricht zukommen lassen können, damit sie wissen dass es uns gut geht bevor wir morgen nach Argentinien weiterfahren.