Wir kommen um 1 Uhr nachts in Christchurch an. Der erste Eindruck, als wir ins Flughafengebäude kommen bewirkt ein lautes Lachen, denn wir werden mit Postern von Schafherden empfangen und aus den Lautsprechern kommt statt Dudelmusik ein Willkommensgruß in Määh, natürlich fallen mir die ganzen Witze über Kiwis und ihr Verhältnis zu Schafen ein, die wir in Australien zu Genüge erzählt bekommen haben. Die Zollbeamten scheinen genauso müde zu sein, wie wir und die Kontrolle ist nicht im Geringsten so schlimm, wie wir es uns vorgestellt haben.
Ich habe unsere Ankunftskarten gewissenhaft ausgefüllt, erwähnt dass wir Campingausrüstung dabei haben und auch Nahrungsmittel (Gummibärchen und TimTams, die uns Karin zum Abschied geschenkt hat) und so müssen wir auch gar nichts aufmachen, denn man glaubt all unseren Auskünften (hätt ich dass gewusst…)
In der Halle wartet Rebecca mit ihrem ältesten Sohn auf uns und nach einer kurzen Begrüßung machen wir uns auf den Weg in Richtung Timaru, wo wir alle erst mal schnell im Bett verschwinden.
Obwohl wir eigentlich richtig gut schlafen wachen wir schon früh wieder auf wir sind das späte zu Bett gehen definitiv nicht mehr gewohnt und nun sind wir den ganzen Tag wie benebelt. Mark und auch die beiden Söhne haben sich eine ausgewachsene Grippe eingefangen und so sind wir alle nicht so recht auf dem Posten. Wir haben uns gegenseitig ziemlich viel zu erzählen – Mark über das Leben in diesem Land, in das die Familie vor 3 Jahren ausgewandert ist und wir über unsere Fahrt bis hierher. Es ist außerdem empfindlich kalt.
Auch am nächsten Tag hängt uns der Schlafentzug noch immer in den Knochen- oder ist es die Kälte, die wir so schon lange nicht mehr kennen?
Mark nimmt uns mit in die Stadt, Timaru ist mit eine der wenigen „großen“ Städte auf der Südinsel, aber alles in allem trotzdem sehr übersichtlich, es gibt ca 25000 Einwohner und was uns schon in Australien aufgefallen ist, wird hier noch wesentlich offensichtlicher: Der britische Stempel ist dem Land fest aufgedrückt worden – oder vielleicht war der eigentliche Grund für das englische Empire, die Meere zum umsegeln bis man endlich ein Land gefunden hat, welches der Heimat so sehr gleicht, dass man gar nicht mehr das Gefühl hat, am anderen Ende der Welt zu sein. Selbst Anthony Trollope, ein englischer Literat aus dem 19. Jahrhundert schrieb: „Der große Nachteil von Neuseeland ist das Gefühl, das man nachdem man die ganze Welt überquert hat und tausende von Meilen gereist ist, es trotzdem nicht geschafft hat, von England wegzukommen.“ Hier hat das leidgeprüfte Empire, das sich überall mit Widrigkeiten wie Hitze, unbritischen Sitten und furchtbar würzigen Essen herumschlagen musste und einer Bevölkerung, die zu zahlreich war, als das die neuen Herren sie alle zu wahrer Kultur erziehen konnten, nun endlich einen Ort gefunden, wo es genug Platz gab um sich auszubreiten und fortan britischer zu leben, als man es zu Hause auf der kleinen übervölkerten Insel tun konnte. Die Maori waren ein kleines Ärgernis, sie ließen sich einfach nicht so leicht überwältigen aber das war man von den Kelten zu Hause ja schon gewohnt und man fand Mittel und Wege, um mit ihnen zurecht zu kommen.
Es regnet hier sogar genauso oft wie zu Hause auch wenn man hier anstatt über das Lieblingsthema Regen eher über den Wind diskutiert.
Wie dem auch sei, zurück zum Tagesgeschehen und uns, wir schauen uns das Stadtzentrum an und suchen uns eine Bank, wo wir unsere australischen Währung in neuseeländische Dollar umtauschen können und dann studieren wir das Angebot in den Läden und Preise: puuh, das wird teuer hier! Der Preis für Tabak haut uns dann wirklich aus den Socken, wir hätten nicht gedacht, dass es einen Ort auf der Welt gibt, der sogar noch übler in dieser Beziehung ist, als Australien. Wir müssen uns da wirklich etwas ausdenken, um unsere schlechte Angewohnheit (ok – Sucht) in den Griff zu bekommen. Ich recherchiere im Netz und bestelle schließlich eine E-Zigarette mit Zubehör in der Hoffnung, damit unser Problem zumindest einzudämmen.
Die nächsten Tage verbringen wir damit, uns einzuleben.
Wir leihen uns Rebeccas Auto für ein paar Erkundungstouren – das wäre was für die versteckte Kamera, Kev ist fast so schlecht wie ich mit Automatikgetriebe und als wir einmal anhalten, um einen Spaziergang am Strand zu machen brauchen wir anschließend eine Viertelstunde, bis wir herausgefunden haben, wie man nun den Rückwärtsgang reinkriegt und jedesmal, wenn er bremsen will tritt er auf das Pedal, als ob es die Kupplung wäre, so das wir des Öfteren unerwartete Vollbremsungen hinlegen.
Mit Marks Hilfe finden wir Sybille’s Schwester, die hier lebt und können endlich den Brief abgeben, den wir den ganzen Weg aus der Mongolei mitgebracht haben.
Als am Montag noch immer keine Rechnung von Bikes Abroad eingetroffen ist schreibe ich Ivan eine Mail, was sich als eine gute Idee herausstellt, denn angeblich hat er uns ein Rechnung geschickt (die wohl im Cyberspace umherirrt)….
Wir können zwar heute das Geld nicht mehr überweisen, machen aber schon mal ein paar Einkäufe in Vorbereitung unserer Abreise in Richtung Nordinsel.
Es braucht fast einen ganzen weiteren Tag und mindestens 3 Poststellen, bis wir endlich eine finden, die in der Lage ist, das Geld für die Verschiffung unseres Motorrades nach Australien zu schicken und nun können wir endlich in Richtung (hoffentlich) wärmerer Regionen ziehen.
Unsere erste Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz, ca. 100 km nördlich von Christchurch, der ist richtig nett, mit Eisenbahnwagons zu Ferienwohnungen umfunktioniert, wir schlafen allerdings zum ersten Mal in unserem neuen Zelt. Es ist eine kalte Nacht, aber wir haben es gemütlich genug, danach finden wir heraus, was DOC Campingplätze sind (Department Of Conservation - also staatliche Plätze in Nationalparks) und versuchen von nun an solche zu finden, was auch am nächsten Tag klappt, wir übernachten an einem Strand im Marlboro Sund und von hier aus führt eine schmale Schotterpiste entlang der Küste nach Picton.
Zum ersten Mal verstehen wir, warum Windstärke und -richtung hier ein wichtiges Gesprächsthema sind. Wir haben vergessen, das Außenzelt mit Klettbändern an den Zeltstangen zu befestigen und das Ganze außerdem nicht mit genügend Spannleinen gesichert, das Zelt wird von plötzlichen Böen geschüttelt, wodurch sämtliche Heringe aus dem Boden gezogen werden und das Ganze über mir zusammenfällt, denn ich bin gerade dabei, unsere Schlafmatten aufzupumpen. Zum Glück ist nichts weiter kaputt und nachdem alle Unterlassungen richtig gestellt sind haben wir eine sichere, gute und vor allem trockene Nacht.
Wir verpassen die ersten 2 Fähren des Tages, denn wir winden uns auf und ab entlang schmaler Schotterwege auf den Fjorden und Hügeln des Marlboro Sunds, aber die phantastischen Aussichten hier sind es wert und so nehmen wir die Nachmittagsfähre in der Hoffnung, das wir trotzdem noch die Post in Wellington früh genug finden, um unser Päckchen von Kiwi-vaporizers abzuholen, aber als wir die Post endlich finden hat sie natürlich zu … und das Gleiche gilt dann für den Campingplatz, den ich mit unserem Navi hier gefunden habe, der Park wird abends mit einer Schranke verschlossen – wir beschließen, im Auto vorm Tor zu schlafen, denn wir haben keine Lust, in der Dunkelheit weiter herumzuirren.
Am nächsten Morgen fahren wir dann wieder nach Wellington und nach etwas Herumsuchen und fragen finden wir dann zwar den richtigen Packetdienst (natürlich waren wir am Vorabend an der falschen Stelle), aber der hat zu, denn heute ist Samstag (wir waren der Überzeugung, es sei Freitag). Man könnte uns zwar das Päckchen hinterherschicken, aber gemäß unseren Erfahrungen würde dies sicher nur zu mehr Problemen führen, also beschließen wir, bis Montag in der Gegend zu bleiben und dann erst weiter in Richtung Norden zu fahren.
Ich lasse mir von unserem Navi alle Campingplätze in der Gegend anzeigen und wir grasen alle ab. Zuerst die an der Küste, aber das Wetter hat sich zugezogen, es regnet und stürmt so sehr, dass wir beschließen, es lieber landeinwärts zu versuchen, vielleicht gibt es einen besseren Platz im Gebirge. Wir finden einen Campingplatz mit filmischer Berühmtheit als Schauplatz für die Heimat der Elfen – Rivendell. Von den Kulissen ist natürlich nicht mehr übrig, als ein Tor, aber wir müssen ja irgendwie das kalte verregnete Wochenende rumbringen. Der Campingplatz selbst ist wirklich nett, aber die Intervalle zwischen den Schauern sind kurz, die Berge rundum werden an den Spitzen immer weißer und unser Zelt ist morgens mit einer Eisschicht bedeckt. Die meiste Zeit sitze ich schlotternd im Auto und damit wenigstens etwas Produktives bei der Sache herauskommt arbeite ich fleißig am Australienblog.
Das Päckchen einsammeln ist am Montagmorgen schnell erledigt und wir beschließen nun anstatt die Ostküste hochzufahren, es mit dem Westen zu versuchen, denn in diese Richtung sieht es irgendwie heller aus.
Um jede Kurve tun sich neue wunderschöne Aussichten auf und wir landen am Ende des Tages auf dem Campingplatz einer netten Maorifrau. Alles von Duschen über Waschmaschine und sogar Wlan ist im Preis inbegriffen und es gibt sogar eine richtige Küche mit Aufenthaltsraum und eine sehr anhängliche Katze, die schon nach kurzer Zeit jeden verfügbaren Schoß in Beschlag nimmt (dabei trampelt sie auch kurzerhand auf meinem Computer rum, bis ich ihn weglege). Wir fühlen uns so wohl, dass wir beschließen 2 Nächte zu bleiben und während Kev sich mit angeln versucht wasche ich alles, was sich nicht wehrt und arbeite am Computer.
Als wir dann weiterfahren schlängeln wir uns der Küste entlang und müssen dauernd für Photos anhalten oder halt einfach nur, um mit offenem Mund die Aussichten anzustarren. Kevin beschwert sich, das beim Anlegen von Parkplätzen nicht darauf geachtet wird, dass sie an den Aussichtspunkten liegen, aber wie soll denn das gehen, das Land scheint nur so mit Wahnsinnsaussichten zugepflastert zu sein – die Kiwis werden sagen: „Wahnsinnsaussicht? Na und – wenn wir bei denen überall anhalten und glotzen würden kämen wir ja zu gar nichts mehr!“ Na ja – wir können jedenfalls gar nicht damit aufhören die Naturschönheiten zu bestaunen..
Die Küste hier hat tiefschwarze Sandstrände, an denen wir entlangwandern und dabei finde ich jede Menge Muscheln für meine Sammlung. Seit gestern fahren wir um den Vulkan Taranaki herum, der ist schneebedeckt und sticht überall ins Auge.
Wir schauen den Hobbyfischern zu, wie sie mit ihrem recht professionell aussehenden Zubehör eine lange Leine einholen, an der mindestens 25 Haken mit Ködern hängen. Ein paar Fänge haben sie gemacht… dann wir ein Torpedodings mit der Leine wieder losgeschickt – das Ding zieht schurgerade hinaus – bis zu 2 km und nach 1 Stunde wird es wieder per Seilwinde zurückgeholt – das machen die Männer dann so ziemlich den ganzen Tag lang.
Wir ziehen wieder unserer Wege, immer auf kleinen Schotterstraßen der Küste entlang und halten in Kahwa, einer kleinen Ortschaft und Kevin versucht sein Angelglück vom Pier im Hafen aus leider ohne Erfolg. Auch am nächsten Morgen besteht er darauf, noch einmal vom Steg aus zu angeln, aber außer einem nassen Hintern, ein paar Zupfern am Köder und einem kleinen gestreiften Fisch, der noch nicht einmal meinen holen Zahn gefüllt hätte fängt er nichts. Dank seiner Sturheit ist es dann allerdings schon halb 2 bevor wir wieder auf kurvigen Wegen unterwegs sind. Es ist so schön hier, dass man gar nicht schneller vorwärts kommen will und dabei sind wir angeblich momentan im weniger spektakulären Teil des Landes unterwegs – wir sind schon schwer beeindruckt. Unser Sprachschatz hat sich in der letzten Zeit zu wenigen Worten reduziert: „Wow, … oh wow, Wahnsinn, schau dir das an!“ Mehr sagen wir oft über viele Stunden nicht.
Die Leute sind wirklich freundlich hier und viele bemühen sich besonders, nett zu Fremden zu sein, sie bieten Hilfe an und viele winken. Zum ersten Mal sind wir beide der Meinung, dass wir in diesem Land leben könnten und dass, obwohl wir es sogar noch teurer finden, als Australien und zumindest in dieser Jahreszeit das Wetter einiges zu wünschen übrig lässt. Manche Nächte regnet es komplett durch, aber wenigstens hält unser neues Zelt dicht und da wir nun aus unserem Doppelschlafsack zwei Einzelne gemacht haben schaffen wir es immerhin meistens warm genug zu werden, dass wir schlafen können.
Wir navigieren um Auckland herum und ich trickse das Navi aus bis es endlich auch die kleinen Straßen akzeptiert – damit habe ich dann allerdings am Ende so übertrieben, dass es uns auf abgesperrte Wanderwege schicken will, so dass wir am Ende doch aufgeben und auf der Autobahn durch die große Stadt fahren müssen, bis wir wieder auf Nebenstrecken in Richtung Norden weitertingeln können.
Auf einem Campingplatz treffen wir einen jungen Belgier, mi dem wir ins Plaudern kommen und als der nette Junge uns dann erzählt, dass er erst seit ein paar Tagen im Land und völlig neu in der Backpackerwelt ist nehme ich ihn kurzerhand unter die Fittiche und lade den armen Jungen erst mal zu Gemüsesuppe ein, danach langweilen wir ihn dann gemeinschaftlich zu Tode mit den Weisheiten der erfahrenen Weitgereisten.
Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Sache ist, das wir hier mitten im Winter gelandet sind. Meist ist es ziemlich windig bis stürmisch und das Wetter ändert sich innerhalb von Minuten, man kann gerade noch den schönsten Sonnenschein genießen und dann schüttet es plötzlich wie aus Eimern, was aber dann auch genauso schnell wieder vorbei sein kann. Obwohl wir bei dem schönen kurvigen auf und ab unser Motorrad immer wieder schmerzlich vermissen sind wir wenn es so kübelt trotzdem froh, das wir im Auto und damit im Trockenen sitzen – bloß wenn ich ein Bild von den Wahnsinnsaussichten machen will, müssen wir jedesmal anhalten - das nervt schon hin und wieder.
Zum Glück wird es je weiter nördlich wir kommen auch immer ein bisschen wärmer – die Nächte im Zelt sind zwar immer noch nicht angenehm, aber wenigstens nicht mehr frostig.
Mein Navi zeigt für das Nordland (so heißt die Provinz, in der wir gerade sind) einige Zeltplätze vom DOC– die sind staatlich und damit kostengünstig, es gibt dafür allerdings auch selten Komfort. Ein Plumpsklo, einen Wasserhahn, manchmal Duschen (die sind allerdings meist kalt) und wenn man ganz großes Glück hat, also selten, dann sind sie auch schon mal mit elektrischen Grills ausgestattet. Jedenfalls habe ich einige als Wegpunkte markiert, die sind sogar direkt an der Küste.
Wir steuern den ersten in Doubtful Bay an, aber scheinbar gibt es den nicht mehr, das passiert uns öfter – das kostenlose Navigationsprogramm wird wohl nicht so gut auf dem Laufenden gehalten. Diese Gegend ist voller Nobelvillen, es gibt zwar Campingplätze, aber nur teure Motocamps – wir wollen aber lieber etwas sparen und außerdem fühlen wir uns auf den kleinen Plätzen ohne Luxus irgendwie wohler. Oft sind wir dort sogar alleine oder zumindest so gut wie – das Fehlen aller Annehmlichkeiten bedeutet eben auch Ruhe und Frieden und meist jede Menge schöner Natur, denn DOC camps sind immer in Naturschutzgebieten.
Unterwegs halten wir im Waitangi Reserve, wo man die historische Stätte besichtigen kann an der ein Friedensvertrag zwischen den Maori und der britischen Krone ausgehandelt wurde, aber dann gehen wir doch nicht rein, denn ich bin bockig… und zwar weil Ausländer 10$ mehr als Einheimische bezahlen sollen – das sehe ich nun gar nicht ein. Da hat man als Ausländer schon die halbe Weltkugel hinter sich bringen müssen und wird auch sonst an jeder Ecke für allen Sch… kräftig zur Kasse gebeten (wir hielten unterwegs an einer Farm, die sich damit brüstete das ein paar Szenen vom Hobbitfilm dort gedreht wurden und die wollten für eine Führung stolze 50$ pro Person – die spinnen doch die Kiwis!) und dann sollen wir auch noch dafür mehr zahlen… nee nicht mit mir! In Thailand oder Indonesien habe ich es eingesehen, weil die Einheimischen einfach bettelarm waren.
Wir fahren also weiter – mitten durch einen Golfplatz und vorbei an riesigen Villen mit sowas von Aussicht – aber Wahnsinnsaussichten hat hier echt jeder, soviel Naturschönheiten auf einem Fleck haben wir noch nie gesehen, noch nicht mal in Tasmanien und das war schon genial…..
Dieses Land ist zum langsam fahren gemacht – und das tun wir. Wir schauen uns eine der ältesten Missionen im Land an und den dazugehörenden Friedhof – auf den Grabsteinen stehen sogar die Spitznamen der Leute, die hier beerdigt sind – einmal muss ich laut lachen, denn Jughead (= Saufkopf, sehr frei übersetzt) würde man bei uns bestimmt nicht für die Ewigkeit festhalten.
Recht spät am Nachmittag kommen wir am Maitai Bay Campingplatz an – hier soll man am Eingang beim Ranger bezahlen aber es ist keiner da – na um so besser.
Wir suchen uns ein lauschiges Plätzchen mit Blick auf die Bucht und kaum steht das Zelt ist Kev auch schon mit dem Angelzeug unterwegs.
Es dauert nicht lang und er hat einen Fisch gefangen, nun gibt es kein Halten mehr und obwohl es bei diesem einen Fisch bleibt beschließt Kev, dass wir morgen hier einen Tag Pause machen.
Mir ist das ganz recht, denn wir haben in den letzten 2 Wochen nicht mehr länger als eine Nacht irgendwo verbracht und wenn wir unterwegs sind hab ich so viel zu sehen, dass ich nicht dazu komme endlich meinen Australienblog fertig zu übersetzen, da weis ich ja schon, was bei mir für Morgen ansteht.
Hier gibt es Kiwis (ich meine die Vögel) und ich glaube, wir haben sie sogar in der Nacht gehört.
Kaum hat mein Göttergatte die Augen auf und einen Kaffee intus packt er auch schon seine Angelrute und mit einem fröhlichen „Du kannst ja mit Frühstück und noch einem Kaffee nachkommen verschwindet er die steile Düne hinunter….
Ich brate die Reste einer Packung Bacon, was allerdings in der kleinen Pfanne vom Campinggeschirr gar nicht so einfach ist.
Was ein bisschen nervt ist die Tatsache, das nachdem wir so lange mit dem Motorrad unterwegs waren, wo jedes noch so kleine Teil mittlerweile seinen festen Platz hat, wir nun mit dem blöden Auto völlig überfordert und dauernd irgendwas am Suchen sind. Im Moment suche ich gerade das Messer… und Schneidebrett… und den Autoschlüssel…
Messer und Schneidebrett finde ich im hinteren Fußraum unter der Zelttasche, aber der Autoschlüssel bleibt verschwunden, obwohl ich nun wirklich alles aus-, um- und aufgeräumt habe – wird wohl doch in einer von Kevins Jackentaschen sein.
Ich brate uns also Speck und arme Ritter, wobei mich die Möwen höchst interessiert beobachten, koche noch einen Kaffee und fahre dann mit dem Ersatzschlüssel runter zum Strand wo wir beiden uns unser Spätstück schmecken lassen. Kev hat keinen weiteren Fisch gefangen und beschließt, er hat die falschen Köder. Er will es noch bis zum einsetzen der Ebbe weiter probieren und dann zum Angelladen fahren um sich mit Besserem zu versorgen.
Ich fahre zurück zum Zelt, denn ich will noch spülen und mir dann Wasser für eine Campingdusche warm machen, denn heute scheint die Sonne – der perfekte Tag. Als ich oben am Zelt aus dem Auto steige finde ich den Schlüssel – er liegt (zum Glück noch) auf dem Dach!
Kev versucht im Laufe des Tages verschiedene Strände und Positionen, doch selbst die neuen Köder und der Rutenhalter für die große Strandrute, die wir uns im nahegelegenen Ort besorgt haben bringen nichts.
Ich hocke mich derweil an den Strand, genieße die wärmende Sonne und arbeite an meiner Übersetzung.
Irgendwann wird es dann allerdings dunkel und damit auch ziemlich kalt und feucht – Kevin scheint wie besessen von dem Wunsch, endlich einen Fisch zu fangen und ist nicht zum Aufgeben zu bewegen, also hocke ich mich mit meinem Computer ins Auto und da nun so langsam die Batterie alle ist schließe ich das Ladegerät am Zigarettenanzünder an, außerdem brauche ich noch die Innenbeleuchtung, denn sonst sehe ich ja die Tastatur nicht und dann ist auch noch das Radio an. Als Kev endlich aufgibt und wir zum Zelt fahren wollen ist die Batterie leer – na super, wir sind am A… der Welt mit einem Fahrzeug, das man nicht anschieben kann, weil Automatikgetriebe und nichts geht mehr.
Gegessen haben wir auch noch nichts, also nehmen wir ein Brot, Wurst, Käse, Margarine, Messer und Schneidebrett mit auf den Weg und laufen zum Zelt – um das Auto kümmern wir uns eben Morgen.
Wir sind dann auch schon gleich mit der aufgehenden Sonne wach und laufen zurück zum Auto – ein Versuch, zu starten bringt noch immer nur ein müdes Röcheln – wäre ja auch zu schön gewesen. In nicht allzu großer Entfernung sind ein paar kleine Strandhäuser, da wandern wir hin und gerade als wir beim Ersten eintreffen kommt uns ein Auto entgegen – netterweise hält die Frau an, sie hat sogar ein Überbrückungskabel dabei und nimmt sich dann auch noch die Zeit, uns damit auszuhelfen. Dem Himmel sei Dank – nun läuft die Karre wieder und so fahren wir glücklich zurück zum Zelt, lassen den Motor laufen, während wir abbauen und alles verstauen und machen uns wieder auf die Piste.
Heute soll es bis zum Cape Reinga gehen, dem nördlichsten befahrbaren Punkt Neuseelands. Es gießt mal wieder in Strömen und die Scheibenwischer kommen nicht hinterher Aussichten gibt es also unterwegs keine, aber dann halten wir uns auch nicht weiter auf und so sind wir schon mittags da.
Es gibt riesige Sanddünen und pünktlich zu unserer Ankunft klart es dann auch genügend auf, so dass wir den Weg zum Leuchtturm trockenen Fußes schaffen. Die Aussichten sind mal wieder super und dann kann man zu meinem Erstaunen tatsächlich sehen, das an diesem Punkt zwei Ozeane – die Tasmansee und der Pazifik – aufeinandertreffen.
Für die Maori spielt das Kap eine bedeutende kulturelle Bedeutung: hier kamen sie einst an, als sie die Insel besiedelten und sie glauben, das von hier aus die Seelen ihrer Verstorbenen die Reise zu der alten Heimat (Hawaiiki) antreten.
In der Nähe gibt es auch einen Nationalpark in der Bay of Spirits – dort wollen wir die Nacht verbringen. Obwohl wir hier an einer recht stark besuchten Ecke sind befinden sich außer uns nur noch 2 weitere Zelte und ein Wohnmobil auf dem Platz. Zwischen mehreren Schauern und Regenbögen bauen wir unser Zelt auf und dann machen wir uns auf den Weg zum Strand. Der ist wild, mit hohen Brechern und zerklüfteten Felsformationen, die von ihrer vulkanischen Herkunft zeugen. Stellenweise versinkt man knöcheltief in Muschelsplittern und ich komme am Ende mit Taschen voller Muscheln und Schwämmen, die es hier ebenfalls angespült hat zurück.
Obwohl es uns hier gefällt machen wir uns schon am nächsten Morgen wieder auf den Weg in Richtung Süden, denn es gibt hier auf der Nordinsel noch einiges, was wir uns anschauen möchten bevor es in Richtung Südinsel und damit zum eigentlichen Höhepunkt Neuseelands gehen soll (das muss schon ganz was Besonderes sein um das bisher gesehene noch zu toppen).
Da wir allerdings heute erst sehen, was wir gestern im Regen verpasst haben und dann auch noch einkaufen müssen, denn unsere Vorräte sind schon wieder ganz schön zusammengeschmolzen kommen wir zu guter Letzt doch wieder nur bis zur Maitai Bay – na ja, da hat es uns ja auch gefallen und Kevin hat schon wieder die Angel gezückt – wollen wir mal hoffen, dass er heute Abend mehr Glück hat – ich verkrieche mich allerdings ins Zelt, denn es ist mal wieder extrem ungemütlich, kalt und nass da draußen.
Schon morgens um 7 treibt es uns aus dem Schlafsack, es hat die ganze Nacht geschüttet und außerdem gab es Bodenfrost – da haben wir eine schwer kalte Nacht gehabt und mit dem versprochenen Fisch zum Frühstück ist auch nix – Kev war mal wieder glücklos. Wir haben gestern Abend ein nettes Paar aus Eisenach getroffen, die Beiden sind am Ende von 2 Monaten NZ und geben uns ein paar gute Tipps, wo wir Zelten können und was wir nicht verpassen sollten – dafür geben wir ihnen Ratschläge für Sydney, wo sie auf dem Heimflug einen Zwischenstopp machen.
Wir beschließen dem Kauriwald einen Besuch abzustatten und uns dann abends wieder mit Micha und Anja auf dem Uretiti camp zu treffen.
Ich muss allerdings erst einen Internetspot finden, denn ich habe einen Tag zu verschicken und außerdem wollen wir auch noch Geburtstagsgrüße senden. Als wir endlich eine öffentliche Bücherei gefunden haben ist das Netz zu langsam, das wir über eine Stunde brauchen, bis die Mail mit den vielen Bildern hochgeladen und verschickt ist, nur um anschließend festzustellen, dass sie wieder in unserer Inbox gelandet ist, weil auf dem Empfängerserver nicht genug Speicherplatz war. Den Frust, den man empfindet, wenn das passiert nachdem man Ewigkeiten auf den Bildschirm gestarrt und verfolgt hat, wie jedes Bild im Schneckentempo Pixel für Pixel hochgeladen wurde und das zum Teil sogar 2 bis 3 Mal, weil die Mail unterwegs wegen Zeitüberschreitung verloren geht kann man mit Worten kaum beschreiben… Und Linda können wir keine Glückwünsche schicken, denn wir stellen fest, dass wir für sie keine Emailadresse haben….
Es ist schon ziemlich spät, als wir im Kauriwald ankommen, unterwegs schüttet es immer wieder gewaltig und dann stelle ich fest, dass wir auch noch um die hundert Kilometer zu weit gefahren sind. Kauribäume gehören zu den höchsten und ältesten Gehölzen der Welt. Sie wachsen sehr langsam und werden tausende von Jahren alt und einst haben sie das ganze Land bedeckt – jetzt sind noch ca. 500 ha davon übrig. Der Wald erinnert uns stark an die märchenhaften Regenwälder Tasmaniens mit ihren hohen Baumfarnen. Wir hetzen um die anderthalb Kilometer des Rundwegs, ziehen kurz in Erwägung hier zu übernachten, aber als wir uns den Campingplatz anschauen, der komplett im Schatten der hohen Bäume liegt und voller dicker Pfützen ist kommt die Erinnerung an die letzte nasskalte Nacht hoch und es gibt gar keine Diskussionen – lieber bauen wir im Dunkeln an der Ostküste unser Zelt auf….
Es ist dann auch schon stockduster als wir ankommen, der Platz liegt in den Dünen und abgesehen davon, dass wir so gut wie nichts sehen, können wir auch nirgends eine halbwegs gerade Fläche für unser Zelt ausmachen und so drehen wir unsere Kreise bis wir am Ende unser Zelt direkt neben einem Toilettenhäuschen aufbauen, das scheint der einzige Ort zu sein, wo man sich die Mühe gemacht hat etwas zu begradigen (ich glaube, ich habe auch noch nie erwähnt, wie nervig es ist, wenn man nachts dauernd wach wird, weil man immer weiter nach unten rutscht) – unsere netten Bekannten vom Vormittag sehen wir natürlich auch nicht, wer weis in welcher der vielen Buchten mit ihren Windschutzhecken sie sich versteckt haben.
So gut und schnell es geht brummeln wir unser Zelt und Nachtlager auf, machen uns noch ein paar Brote und dann verschwinden wir auch schon im Schlafsack.
Wahnsinn wie anders alles im Hellen aussieht – bei einer letzten Rundfahrt über den Campingplatz in den Dünen sehen wir doch noch Stellen, die gut für unser Zelt gewesen wären und Anja und Micha treffen wir dann auch noch und sie geben uns Tipps, was wir uns auf der Coramandel Halbinsel anschauen sollten und legen uns einen bestimmten Campingplatz ans Herz, der am nördlichsten Zipfel liegt – wir sollen dem Ranger dort Grüße ausrichten und ihm sagen, dass dieser Platz der Beste sei, na schauen wir mal. Da die Fahrt so um die 5 bis 6 Stunden dauert und unsere neuen Bekannten sich sputen müssen, um ihr Mietfahrzeug pünktlich abzugeben verabschieden wir uns schon bald und machen uns auf die Piste.
Die Coromandel ist ein kleine Paradies vor den Toren von Auckland, es ist Samstag und es herrscht ziemlich viel Betrieb hier – am meisten entlang der Küste, wo jeder Parkplatz voll mit Fahrzeugen und Bootsanhängern ist. Am den Stränden sieht man überall Angler – na das ist ja mal vielversprechend…
Kev muss dann auch bei der ersten Gelegenheit anhalten und sammelt schon mal Muscheln an den Felsen – er braucht ja Köder!
Aber es ist noch eine lange Fahrt, die DOC Plätze sind so gut wie alle an der Nordküste und sämtliche Straßen hier oben sind einspurige Schotterwege, die sich auf und ab an der Küste entlang winden. Sie sind gesäumt von alten grotesk verdrehten Bäumen von denen wir erfahren, dass es die Neuseeländischen Weihnachtsbäume sind, denn zur Weihnachtszeit sind sie voll mit roten Blüten.
Es wird schon dunkel, als wir zum ersten Zeltplatz kommen und schnell schlagen wir unser Lager auf.
Neben uns parkt eine Truppe Angler, die ganz offensichtlich mehr Bier als Fisch in ihren Eisboxen hatte – die sind alle stramm und einer kommt auch gleich zu uns, drückt mich, als ob wir uns schon ewig kennen, er mich aber schon lange vermisst hat. „Ihr müsst uns entschuldigen, wir haben den ganzen Tag getrunken und geraucht“ nuschel-lallt er „kommt doch nachher zu uns ans Feuer“.
Seit wir nicht mehr mit dem Motorrad unterwegs sind kommen wir auch eher selten mit Leuten in Kontakt, abgesehen von den vielen Internationalen Backpackern, die wir auf den Campingplätzen treffen und außerdem hat die Truppe richtig nette Musik an und ein warmes Feuer (was so was von verboten ist), also gesellen wir uns nach dem Abendbrot zu ihnen. Die 5 ungefederten Kiwis empfangen uns aufs herzlichste und nachdem geklärt ist, woher wir kommen wollen sie natürlich auch gleich wissen, was wir von ihrem Zuhause halten und nachdem wir dann selbiges ausgiebig loben kommt das große ja ABER. „Wir müssen hart dafür arbeiten, es gibt nicht genügend Arbeitsstellen, zu viele Asiaten werden ins Land gelassen und die ganze staatliche Gängelei (wie zum Beispiel das mit dem Feuer) ….“ Man muss mir dann allerdings zustimmen, dass das Leben überall erarbeitet werden will, Arbeitslosigkeit kein Problem ist, mit dem sich dieses Land alleine herumschlagen muss und ebenso verhält es sich mit der staatlichen Gängelei (die meiner Ansicht nach von zu vielen Anwälten auf der Welt verursacht wird, aber dies nur am Rande). Ein gutes soziales Netz und obendrein noch so viel Naturschönheit und dann auch noch jede Menge Platz – das kommt paradiesischen Zuständen schon recht nahe – da müssen sie dann zustimmen. Der desolate Zustand der Truppe erklärt sich, als einer seinen zerbeulten Dosenbong rausholt und aus einer Plastiktüte das glücklich machende Grass fischt, mit dem er sein improvisiertes Rauchgerät stopft – er verstreut dabei mehr um sich herum, als eine Person für einen Rausch brauchen würde.
Kevin fragt nach den Angelmöglichkeiten und erhält die beruhigende Auskunft, das keiner im Moment viel Glück dabei hat, denn im Winter beißt nichts so wirklich gut (jetzt fühlt Kevin sich auch wieder besser, denn sein permanentes Pech hat doch schon angefangen, an seinem Stolz zu nagen)
Kurze Zeit später wird das lauschige Beisammensein dann allerdings abrupt beendet, der Himmel öffnet einmal mehr seine Schleusen und ruck zuck sind wir alle verschwunden.
Am nächsten Morgen sind die Wochenendangler schon früh wieder unterwegs – wahrscheinlich schläft es sich nicht so gut mit so vielen in einem Auto….
Wir fahren weiter zu dem Platz, der uns von den Eisenacher Pärchen so angepriesen wurde. Wir haben heute das beste Sonnenwetter, der Platz ist wirklich so schön, wie angekündigt und liegt direkt an einer Bucht mit ellenlangem Sandstrand.
Frederik der Ranger empfängt uns fröhlich und hier gibt es sogar richtig Komfort: elektrische Grills, eine überdachte Essecke, sogar Feuerstellen und die ausdrückliche Aufforderung von Frederik, so viel Treibholz wie möglich dazu zu benutzen – na da wollen wir ihn doch nicht endtäuschen, oder?
Nachdem wir uns ein lauschiges Plätzchen am anderen Ende des Platzes, nah am Meer mit möglichst viel Morgensonne aber trotzdem hinter einer Hecke als Windschutz, einem Feuerplatz gleich nebenan und nicht zu weit von Wasser und Toiletten entfernt gefunden haben, bauen wir schnell das Zelt auf und dann ist Kevin auch schon mit seinen Angeln und allem was er so braucht am Strand.
Ich beschließe, erst mal die Gunst der Stunde zu nutzen und Wasser zum Wäsche waschen zu kochen den schließlich hat man nicht oft einen ganzen Nachmittag um alles auch wieder trocken zu bekommen, dann packe ich mir den Computer und meinen Faltstuhl und geselle mich zu Kevin um im Frischluftbüro weiter an der Fertigstellung des Australienblogs zu arbeiten.
Gegen Abend machen wir uns dann beide daran, Treibholz zu sammeln und sitzen noch lange in der Dunkelheit an unserem gemütlichen Feuer.
Die Versuchung ist groß, in diesem kleinen Paradies länger zu verweilen und wir müssen uns öfter selbst daran erinnern, dass unsere Zeit hier sehr begrenzt ist. Also packen wir schweren Herzens nach nur einer Nacht schon wieder unsere Behausung ein und bummeln die Westküste der Coromandel Halbinsel hinunter, wobei wir oft anhalten, denn strahlendblauer Himmel und die Aussichten gebieten ja geradezu, dass wir immer wieder Photos machen müssen…
Es ist schon halb fünf, als wir am Anfangspunkt des Wanderwegs zur Cathedral Cove ankommen. Der Rundweg soll 80 Minuten dauern und Sonnenuntergang ist kurz nach 6 – das wird knapp. Trotzdem beschließen wir die Wanderung zu machen, denn für morgen ist schon wieder Sturm und Dauerregen angesagt und es lohnt sich auch wenn es wirklich so lange dauert und als wir wieder am Auto sind ist es schon fast dunkel. Wir steuern einen Holidaypark an, aber die wollen 40 Dollar pro Nacht – das ist einfach zuuu viel.
Mit dem Navi suche ich uns stattdessen den nächsten DOC Platz, der ist aber über 30 km entfernt und mitten im Wald. Als wir dort ankommen hat es dann auch schon angefangen zu regnen, also beschließen wir nun spontan, dass Zelt nicht aufzustellen und machen ein Butterbrotpicknick im Auto, wo wir dann auch schlafen – das tut den Knochen zwar auch nicht sonderlich gut, spart aber Zeit und Nerven und wir müssen Morgen wenigstens nicht wieder ein pitschnasses Zelt einpacken und können schneller weiterfahren.
Es ist grau und regnet den ganzen Tag, Von der Gegend sieht man nicht viel, aber ein gutes hat das – ich werde nicht abgelenkt, beende den Australienblog, wir finden unterwegs Internet und schaffen es, alles zu posten und dann finden wir sogar noch einen staatlichen Campingplatz an der Küste, wo es warme Duschen gibt – dorthin zieht es uns nun und wir machen Beide von der Chance gebrauch – das fühlt sich an wie Weihnachten. Der Dauerregen hat sich nun in Richtung Schauer gebessert, aber es ist windig.
Am nächsten Tag ist wieder blauer Himmel, wenn auch ein wenig windig. Wir packen, schaffen es aber erst mal nur 100 Meter aus dem Campingplatz bis zum Strand und dann beschließt Kev, es doch noch mal zu versuchen (na ja – wahrscheinlich wird er ja auch in den nächsten Tagen nicht wieder dazukommen, denn wir haben vor, uns durchs Landesinnere langsam in Richtung Süden vorzuarbeiten). Ich nutze die Zeit und gehe auf Schatzsuche –jetzt habe ich schon einige Tüten voll Muscheln gesammelt! Kev fängt in fast 5 Stunden einen Krebs (den er wieder ins Meer wirft) – na ja, Hauptsache es hat Spaß gemacht.
Es ist schon relativ spät, als wir in Rotorua und dann auf einem Campingplatz ankommen, es ist stockduster und man sieht die Hand nicht mehr vor Augen, geschweige denn einen Rasen für ein Zelt – am Ende beschließen wir, im Auto zu schlafen – wahrscheinlich auch besser so, denn es wird eine verdammt kalte Nacht, was dafür sorgt, dass wir schon sehr früh wach werden und sind schon vor den Öffnen des Maoridorfes, das sich selbst als Touristenatraktion gemacht hat vor Ort und nehmen somit an der ersten geführten Tour teil. Das Dorf liegt inmitten von dampfenden Tümpeln und wir erfahren, wie sich die Einwohner die hier im Überfloss austretende Erdwärme zu Nutzen machen. Überall blubbert und zischt es, es gibt mehrere Erdlöcher, die mit Deckeln versehen sind und als Kochstellen genutzt werden – sozusagen vitaminschonendes Dampfgaren mit Mineralzusatz – hätt ich definitiv auch gerne in meinem Garten, man könnte das Essen vor der Arbeit reinlegen, und dann zu einem lecker fertig gegarten Mahl nach Hause kommen, das praktisch auf der Zunge zergeht… Nebenan ist ein Pool mit kochendem Wasser, da wird das Gemüse einfach in einer Tüte reingehängt, superpraktisch sag ich nur.
Danach gibt es eine Vorführung von Maoritänzen und Traditionen – mit viel Humor vorgetragen und auch wenn es speziell für die Touristen aufgeführt wird, wirkt es trotzdem nicht aufgesetzt. Die ersten Siedler dieses Landes unterscheiden sich insgesamt sehr von den Aborigines in Australien, ich habe den Eindruck, als hätten sie eher ihren Platz in der modernen westlichen Gesellschaft gefunden und machen das Beste draus.
Wir gönnen uns anschließend ein traditionelles dampfgegartes Essen im Dorfcafe – als ich tief ins Portemonnaie greifen will klärt mich die nette Frau an der Kasse darüber auf, dass es wirklich Riesenportionen gibt und man schon schwer hungrig dafür sein muss – ich lasse mir nicht zweimal sagen, dass ich wo sparen kann und bestelle halt nur eine Portion – für Zwei, dass ist gut so, denn wir bekommen wirklich so viel, dass wir Beide papp satt sind und das gesparte Geld kann ich nun in eine schöne aus Knochen geschnitzte Kette investieren (für Jade hats dann doch nicht gereicht).
Kevin möchte sich ja gerne ein traditionelles Tattoo machen lassen, aber hier haben wir leider Pech, der Laden hat wegen Urlaub dicht.
Zum Abschied können wir dann sogar noch den Geysir in Aktion erleben.
Von hier wollen wir in Richtung Ostküste fahren. Wir haben uns sogar schon einen Campingplatz an einem See mitten im Regenwald ausgesucht. Der Reiseführer empfiehlt, für die Anfahrt auf der engen, kurvigen Strecke mit vielen Schotterabschnitten 2 Stunden einzuplanen, aber das gilt wohl eher für Kiwis, denn die fahren dem Teufel ein Ohr ab und nicht für zwei Trantüten, die mit viel Oh, Ahh und wow an jeder Ecke anhalten und Bilder knipsen müssen. Bei einer unserer Pinkelpausen an einem Toilettenhäuschen muss ich laut lachen, es gibt einen Wassertank hier, an dem offensichtlich von der zuständigen Behörde ein Schild angebracht wurde (wohlgemerkt ein maschinell gefertigtes Schild!), auf dem steht: if you find this clean and dry you’re a bloody legend (wer dies sauber und trocken vorfindet, ist eine verdammte Legende) – einmal mehr ein Beispiel für den wunderbaren Humor, mit dem wir immer wieder konfrontiert werden.
Auf einmal wird es dunkel und wir haben immer noch 30 km auf enger mit Haarnadelkurven gespickter Schotterpiste vor uns…
Da taucht ein kleiner Rastplatz mit Klo auf und wir beschließen, wir wollen lieber hier im Auto schlafen und uns unsere Rücken noch mehr versauen, als auch nur eine der Wahnsinnsaussichten zu verpassen.
Wir wachen noch vor dem Hellwerden auf – kein Wunder, wer um 9 in den Schlafsack kriecht, der hat auch um 6 Uhr morgens ausgeschlafen. Wir harren in unserem Schlafsack ungeduldig darauf, dass es endlich hell wird. Als ich dann im ersten Dämmerlicht aus dem Auto krieche trifft mich fast der Schlag – alles ist weis gefroren und es ist so richtig gemein kalt, aber dafür siehts schön aus, die riesen Baumfarne und anderen Gewächse mit ihren langen Flechtenbärten sind mit ein wenig Zuckerguss bestäubt. Wir kochen uns einen Kaffee, der wärmt wenigstens die abgestorbenen Finger wieder auf und warten bis es hell genug ist, um weiterzufahren.
Nach jeder Kurve tut sich was Knipsenswertes auf und so brauchen wir noch 2 Stunden, bis wir dann endlich tatsächlich an unserem Ziel vom Vorabend ankommen.
Es wäre zwar landschaftlich der Hammer gewesen, aber hier – direkt am See war es wohl noch kälter, das sieht man an dem Zelt eines jungen Deutschen, der hier genächtigt hat, es ist nämlich dick eingehüllt von Raureif.
Am frühen Nachmittag finden wir zwar einen weiteren netten Campingplatz in den Dünen, denn mittlerweile haben wir es tatsächlich bis an die Ostküste geschafft, aber es ist irgendwie noch zu früh um anzuhalten. Wir folgen der Küste bis Napier, hier sind wir in einem der Haupt Wein- und Obstanbaugebieten des Landes. Im Moment blühen die Kirschbäume und daneben sind die Orangen reif, während die Weiden gerade so eben grün werden – schon eine recht merkwürdige Mischung und dass Ende August…
Die Nacht verbringen wir an einem Fluss, bei dem Kevin feuchte Augen bekommt, weil seine Fliegenrute mit dem Motorrad gerade in Richtung Chile unterwegs ist.
Wie so oft, wenn wir im Auto übernachten wachen wir schon vor Sonnenaufgang auf und warten ungeduldig darauf, dass es endlich hell wird. Bevor wir dann allerdings losfahren können muss Kevin wenigstens ein paar Mal einen Blinker ins Wasser werfen. Natürlich vergebens – aber um Ausreden ist er nicht verlegen – für die guten Stellen sind wir einfach am falschen Ufer.
Von hier aus fahren wir dann nach Taupo, nach Kevins Angaben der heilige Gral der Angler…. Hier gibt’s ein Hilton und jede Menge Hotels und so, aber wie das so ist, wenn man überhöhte Erwartungen hat…. Jedenfalls ist mein Mann dann ziemlich endtäuscht – na ja, es hat sich auch zugezogen und Angeln darf er hier ja auch nicht (den Angelschein kann man sich nur leisten, wenn man vorher im Hilton abgestiegen ist – 1 Tag 350 Dollar) und Schwarzangeln ist auch nicht drin.
Also fahren wir weiter, einmal um den Tongarino Nationalpark, aber auch hier macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, es ist saukalt und die Vulkane, die ja schön mit Schnee bedeckt sind kann man fast nicht sehen, denn sie haben sich einen Wolkenmantel umgehängt.
Wir sehen also zu, dass wir Höhe verlieren, denn nach 2 Nächten mit Nachtfrost und im Auto schlafen brauchen wir a) ein bisschen wärmere Regionen und b) den Luxus, im Zelt schlafen zu können.
Wir finden einen Freedom Campingplatz im Navi und dort trudeln wir dann auch kurz vorm dunkelwerden ein. Unser Zelt steht gerade so bevor es anfängt zu regnen und auch unsere Gemüsesuppe ist fast gar….Mit List und Ideenreichtum schaffen wir es sogar, einen Sender in unserem kleinen Kurbelradio zu finden und mit wärmender Suppe im Bauch ist die Welt grandios….
Unser Nachtlager liegt an einer Flussschleife zwischen hohen Felswänden, wir haben geschlafen wie in Abrahams Schoß und als sich der morgendliche Nieselregen verzieht kommt blauer Himmel zum Vorschein. Sofort wird es angenehm warm und nach ein paar Würfen mit dem Blinker (man weis ja nie) schicken ich und das Navi uns auf eine Erkundungstour im 100 km Radius rund um unseren Lagerplatz. Es geht auf und ab entlang von tiefen Schluchten, auf kleinen Straßen, wo uns nur selten jemand begegnet, ab und an halten wir an Aussichtsplattformen und immer wenn wir denken, es kann gar nicht mehr schöner werden setzt dieses Land noch einen drauf…..
Ich habe eine kleine Schotterstrecke gefunden, die uns zu einer Schlucht mit den sogenannten Whitecliff boulders bringen soll. Es geht steil bergauf auf einer einspurigen Schotterstraße, die auch noch mit Haarnadelkurven gespickt ist. Als wir endlich vor dem Tor stehen, dass die Einfahrt zum Parkplatz versperrt steige ich aus, um aufzumachen, da fängt es an, unter der Kühlerhaube zu qualmen und brodeln und unter dem Wagen macht sich eine Pfütze Kühlflüssigkeit breit.
Nähere Untersuchung der Lage zeigt, dass der Behälter für das Frostschutzmittel ein Loch hat. Wir lassen alles ein wenig abkühlen während ich zum nächsten Bauernhof laufe, um unseren Wasserkanister auffüllen zu lassen. Der hilfsbereite Bauer rät uns dann auch netterweise davon ab, mit dem Auto den Berg zum Parkplatz runterzufahren, denn er meint, wir würden uns da unten nur festfahren (was mit einem Loch im Kühlsystem vielleicht keine gute Idee wäre).
Also füllen wir unseren Kühler wieder auf und parken am Straßenrand und machen uns zu Fuß auf den Weg – wir wollen ja nicht völlig umsonst hierher gefahren sein. Es geht 600 Meter steil bergab aber Kev brummelt dauernd, dass man hier sehr wohl auch fahren könnte – als wir dann allerdings unten ankommen versinken wir beide knöcheltief im Matsch und sind nun froh, dass es nur unsere Schuhe sind, die sich hier festsaugen. Wir sind auf einer Schafweide, wo gerade rechts und links von uns Lämmer geboren werden. Der Weg in die Schlucht ist nicht nur steil und schlüpfrig, sondern auch noch lang also belassen wir es mit ein paar Bildern von den Aussichten, schauen ansonsten den Schafen eine Weile zu, machen uns dann wieder auf den Weg zurück zum Auto und schließlich auch in die Zivilisation.
Für den Rest des Tages haben wir immer ein Auge auf der Straße und eins auf der Temperaturanzeige, aber die benimmt sich jetzt und ist immer da, wo sie sein soll – genau wie wir: auf dem Weg in Richtung Wellington und da wir heute schon genug Zeit mit trödeln verbracht haben nehmen wir die direkteste Route und fahren bis es dunkel wird. Natürlich müssen wir nun wieder auf einem Parkplatz im Auto schlafen.
Auf unserem Weg in Richtung Wellington liegt die Waohine Gorge, die wollte ich gerne schon letztes Mal anschauen, als wir in der Gegend waren, aber leider hat der Wetterbericht sich nicht vertan und je weiter wir ins Gebirge kommen, desto mehr zieht es sich zu. Als wir am Ende des Schotterweges ankommen, der in einem Parkplatz zu diversen Wanderwegen mündet ist es windig und es nieselt.
Trotzdem beschließen wir, wenigstens ein Stück weit zu wandern, als ich allerdings etwa 10 Schritte auf der Hängebrücke gemacht habe, die sich über die tiefe Schlucht spannt und mit jedem Fuß vorwärts mehr schwankt ist das Vorhaben für mich gestorben….. Kevin übernimmt den Heldenpart und die Kamera und macht wenigstens ein paar Fotos von der Mitte der Brücke, dann geht es auf dem Statehighway durchs Gebirge direkt zu einem Campingplatz wo wir die nächsten 2 Nächte verbringen wollen um von hier aus die Hauptstadt Wellington zu erkunden. Wie bei unserem ersten Besuch in dieser Gegend stürmt und regnet es, da ist es von Vorteil, dass für die Hauptstadt Kulturprogramm angesagt ist. Wellington ist recht kompakt und das Navigieren nicht allzu schwierig und so fahren wir zuerst zur Old St. Pauls Cathredral, eine wunderhübsche alte Kirche, die ganz aus heimischen Hölzern gebaut ist. Gut, das der Eintritt hier überall frei ist, denn die Parkuhren schlucken 2 Dollar pro Viertelstunde und ich werde erst mal pitschnass, während ich meinen Parkuhrendoktor bei dem Versuch, ein Ticket zu ziehen mache….. dafür belohne ich mich hier mit einem Souvenir – einem Strohkiwi mit roter Mütze für den Weihnachtsbaum, man gönnt sich ja sonst nicht viel.
Danach ist ein Besuch der Regierungsgebäude auf dem Programm. Die geführte Tour ist wirklich sehr interessant, wobei das Eindrucksvollste für mich zumindest, die Information ist, das vom Pressesaal des Bienenstocks (so nennt sich der runde Regierungsbau) die Mannschaftsaufstellung der All Blacks für die bevorstehende Rugbyweltmeisterschaft verkündet wurde Für die Unwissenden unter euch, die All Blacks sind die Rugbynationalmannschaft Neuseelands und offensichtlich von größter politischer Bedeutung (ein Tipp am Rande, wenn man sich hier Freunde machen will, sollte man das unbedingt wissen und außerdem bei jeder Gelegenheit behaupten, dass die All Blacks die Besten überhaupt sind). Wir Deutschen sind es ja gewohnt, das unsere Kanzlerin bei Spielen der Fußballequipe in der Promibox sitzt und ihre etwas steifen Begeisterungsbekundungen nach jedem Tor im Fernsehen übertragen werden, aber fürs Verkünden der Mannschaftsaufstellung aus dem Reichstag müssen wir wohl warten, bis wir mindestens 3 Mal in Folge Weltmeister werden.
Ein weiteres beeindruckendes Detail findet sich im Keller der Machtzentrale – man hat in den neunziger Jahren unter großen Aufwand die historischen Gebäude mit modernen Mitteln erdbebensicher gemacht und sie nachträglich auf Spiralen gelagert, die ein Beben von mindestens 7,4 auf der Richterskala abfangen können – das ist hier auch notwendig, denn entlang der Hauptstadt läuft eine recht aktive tektonische Falte, die definitiv irgendwann in der Zukunft für ein großes Beben sorgen wird.
Den Rest des verregneten Tages verbringen wir in Te Papa, dem Nationalmuseum (da hätten sich die Bauer des Museums in Canberra ihre Ideen holen sollen) über mehrere Stunden, lernen wir von heimischer Fauna du Flora und wie sie von den Siedlern der verschiedenen Epochen verändert wurde, was es bedeutet ein Kiwi zu sein, wie sich ein Erdbeben anfühlt, Maorigeschichte vor, während und nach der Kolonisation und vieles mehr…. am Ende müssen wir uns beeilen, zurück zum Zelt zu kommen, denn um 6 Uhr abends schließt sich das Tor zum Nationalpark.
Der stürmische Tag hat zwar Spuren an unserem Heim hinterlassen, ein paar Heringe sind locker und manche der Spannleinen müssen wieder gestrafft werden, aber es steht noch.
Obwohl wir uns am Morgen wirklich Sputen, verpassen wir die erste Fähre und sitzen Stundenlang im Hafen, bis um 13.45 das Laden beginnt. Mir ist schon jetzt ganz schlecht vor Aufregung, denn es stürmt noch immer … und meine Tabletten gegen Seekrankheit kann ich nicht finden. Was für in aufregendes Ende nach 4 Wochen und 5079 km auf der Nordinsel.