Queensland, the Red Center und das Outback - wo Australien aussieht wie im Fernsehen

 

Nach 2 Nächten in Nimbin, der Hippiehauptstadt Australiens zieht es uns weiter – es ist mehr Hippiezirkus mit Hanfblättern an jedem Ladenschild und wie es ausschaut sind wir so ziemlich die Einzigen hier, die nicht auf der Suche nach Marihuana waren  - bei den Preisen für Tabak braucht man gar nicht erst zu fragen, was solche Rauchwaren hier wohl kosten mögen……

Wir wollen Byron Bay, dem östlichsten Punkt Australiens – zumindest was die Hauptinsel anbelangt – einen Besuch abstatten. Dann können wir sagen, wir waren im westlichsten  Pub, am Ende der südlichsten Straße und am östlichsten Punkt. Cape York, den nördlichsten Ort des Kontinents wollen wir allerdings nicht besuchen, Darwin muss für dieses Ende langen, denn Cape York ist nicht nur verdammt weit, sondern auch unter Umständen schwierig zu erreichen. Wir haben noch so viele anderen Ziele, dass uns die Zeit so langsam knapp zu werden scheint.

Also packen wir mal wieder unsere gute alte Liza und dann geht es bergab durch die Ausläufer der Great Dividing Range, die sich von der Südküste des Kontinents bis nach Queensland hinein zieht und das trockene Landesinnere vom fruchtbaren Küstenstreifen und damit von ca 80 % der Gesamtbevölkerung trennt. Während wir so bergauf und – ab fahren steigt mir immer wieder ein Duft in die Nase – er ist irgendwie bekannt, aber ich kann ihn nicht festnageln…

Byron Bay haben wir recht schnell erreicht, aber was einst ein verschlafenes Nest an der Küste war, wo sich die Backpacker tummelten ist heute ein schicker Ort für die eher betuchten Flashpacker mit ihren Designerklamotten und entsprechenden Geldbeuteln entstanden.  Jeder 2 Laden ist irgendwas mit Ökonatur oder Designer-was-weis-ich. Man darf nur auf Campingplätzen sein Lager aufschlagen, wo der billigste Zeltplatz für die kleinste Hundehütte schon 50 Dollar kostet und es gibt nicht einen einzigen Parkplatz, für den man nicht bezahlen muss – wir machen ein paar Fotos vom Leuchtturm und fahren weiter.

Etwas weiter nördlich gibt es den sogenannten Giants Causeway an Fingals Head. Wir haben den Giants Causeway in Nordirland besucht und Fingals Cave in Schottland, also macht es unbedingt Sinn, sich diesen Ort hier ebenfalls anzuschauen.

Der Giants Causeway besteht wie sein irischer Namensvetter aus Basaltstangen, die wie ein raues Kopfsteinpflaster für Riesen ins Meer führen.  Fingals Head ist ein wunderschönes Fleckchen mit Buchten an beiden Seiten, wo das Meer die schönsten Surferwellen an den Strand wirft, mit einem Sand, der so weiß ist, das er im wahrsten Sinne des Wortes quietscht, wenn man  drüber läuft

Die Landschaft hat sich auch verändert, es gibt hier mehr Palmen und es wird wieder tropischer… und auch so langsam wärmer. Die letzten paar Tage haben wir als recht kalt empfunden, was daran liegen mag, dass es so langsam in Richtung Winter hier geht (vielleicht sind wir auch mittlerweile etwas verweichlicht)

Da uns die Blutsauger schon vor 8 Uhr abends im Schlafsack getrieben haben, stehen wir auch mit den Hühnern – oder besser gesagt mit dem Lachen der Kookaburras auf. Wir wissen nicht so recht, wo wir heute hin wollen, aber es zieht uns wieder ins Gebirge. Das ist nicht weit und von den Gipfeln an denen wir entlangfahren kann man die Küste sehen. Wir sind jetzt an der Goldcoast angelangt und der größte Teil, den wir von hier oben sehen können ist mit Hochhäusern zugepflastert.

Eigentlich wollten wir uns ja zumindest im Durchfahren Brisbane anschauen, aber als wir da sind nimmt Kev den Highway und braust daran vorbei. Na ja – wir sind einfach Landpomeranzen und können den glitzernden Wolkenkratzern und dem Verkehr der zwischen ihnen herrscht nichts  abgewinnen. In einem der Vororte finden wir ein Einkaufszentrum mit einem Aldi drinnen und während Kev bei unserem Moped wartet mache ich mich auf die Suche nach ein paar Schnäppchen für den Campingkocher. Hier boxt heute der Papst, das klimatisierte Einkaufszentrum platzt fast aus den Nähten Während ich in der Kassenschlange warte finde ich auch heraus, warum heute alle unterwegs sind: morgen ist ANZAC day und darüberhinaus 100 jähriges Jubiläum des Tages, an dem das Australia-New-Zealand-Army-Corps sich an der Küste von Gallipoli mit den kämpfenden Einheiten des ersten Weltkrieges verband und so richtig übel abgeschlachtet wurde. Da werden morgen jede Menge Gedenkfeiern, Paraden und Gottesdienste stattfinden und es wird einer von ganzen 3 Tagen im Jahr sein, wo jedes Geschäft geschlossen ist.

Als ich endlich mit meinen Einkäufen durch bin und wir dann alles irgendwie im Gespann verstaut haben, was schon so eine Kunst für sich ist, geht es nun auf die Suche nach einem Campingplatz im Busch.

Also kurven wir durchs Hinterland (das heißt hier echt so) und immer wieder steigt mir dieser Duft in die Nase – das fuchst mich so langsam, ich kenne diesen Geruch ….. und dann hab ich‘s: Queensland riecht nach Maggi! Nicht,  dass das jetzt hier wichtig wäre, aber es stimmt….

Na ja – wir sind jedenfalls auf der Suche nach einem Fleckchen, wo wir die Nacht verbringen können.

Das Problem ist allerdings, dass wir hier in einer ziemlich stark besiedelten und dann auch noch überdurchschnittlich wohlhabenden Gegend zu sein scheinen – also dämmert es schon wieder, als wir endlich eine kleine frischgemähte Lichtung im Wald finden. Keine Ahnung, ob wir hier lagern  dürfen oder nicht, aber es ist eh bald dunkel und deshalb wird uns wohl auch keiner finden und verjagen – schiet, ich habe die Mückenringe vergessen. Schnell haue ich uns ein Hähnchencurry in die Pfanne und dann geht es heute noch früher ins Zelt. Ich bin übersät mit roten Pusteln an Armen und Beinen - die Mistviecher stechen sogar durch die Klamotten.

Wir pendeln noch einmal an die Küste, aber hier sind wir nun wirklich an der Ecke, wo sich die Reichen und Schönen tummeln, wir sind leider nur und – deshalb hauen wir auch ganz schnell wieder ab.

Von Bente unserer guten Freundin in London haben wir die Adresse von Manuela und Bret bekommen. Manuela ist Deutsche (mit dem herrlichsten Bayrisch, das ich seit langem gehört habe, und das meine  ich ganz Ernsthaft), die beiden leben in Gympie und mal wieder dürfen wir im „Schuppen“ unterkommen. Was die Leute hier Schuppen nennen – es ist eigentlich ein kleines Haus, mit Wohnküche, Bad, Schlafzimmer und einem Raum, der momentan als Abstellkammer dient.

Als Manu nach Gympie kam was nun schon fast 20 Jahre her ist, war sie auf der Suche nach einem Ort, an dem sie und ihr Pferd (Gustl) leben konnten, bezahlbar und nicht allzu weit vom Meer entfernt (nur 51 km bis Tin Can Bay und 71 km bis Rainbow Beach). Sie hat damals in diesem „Schuppen“ gewohnt: „ Es woa nix Bsondres oba meins“: sagt sie. Nachdem sie Bret kennenlernte haben sich die Beiden dann über die Jahre ein Haus obendrüber gebaut.

Wir haben nur 2 Tage, um Manu und Bret ein wenig kennenzulernen, dann fahren sie in Urlaub und wir dürfen bleiben! Das Angebot nehmen wir gerne an, denn wir möchten uns Rainbow Beach, von wo die Fähre nach Fraser Island geht (das ist die größte Sandinsel der Welt)gerne anschauen und dann hat es für Mittwoch und Donnerstag eine Unwetterwarnung gegeben, da wären wir dann schon gerne im Trockenen…

Wir machen unseren geplanten Ausflug nach Rainbow Beach, aber als wir an der Fähre, die nach Fraser Island geht ankommen und uns die Sandpiste am Strand auf dieser Seite anschauen, streichen wir die Segel, der Sand ist stellenweise sehr weich und tief und unser Gespann ist dafür mit seinem Einradantrieb zu schwer.

Macht nix, es ist auch so  schön hier. Das Unwetter kommt wie  auf Bestellung und wir  freuen uns, im Trockenen zu sitzen und 2 Tage lang zuzuschauen, wie es aus Kübeln schüttet – da kann ich wenigstens mal in Ruhe den Luxus ausnutzen, dass ich Steckdosen und Zeit zur Verfügung habe um an meinen Aufzeichnungen zu arbeiten….

Samstag warten wir noch ab, denn es hat überall Überflutungen gegeben und als wir Sonntagmorgen zum Weiterfahren packen beiße ich mir an Kevin’s Frühstücksspeck eine Plombe aus. Der Gute hat sich im  Multitasking versucht und wollte gleichzeitig spülen und braten – das Ergebnis war Speck, der  gerade so an Braunkohle vorbeiging – na ja und eine raus gebrochene Plombe.

Sonntags gibt es hier keinen Zahnarzt, also packen wir das Moped wieder ab, suchen uns Zahnarztpraxen aus dem Internet raus … und hoffen, dass ich Morgen meinen Zahn repariert bekomme.

So früh wie es mir meine Morgenmuffeligkeit gestattet bin ich dann auch beim Zahnarzt und glücklicherweise kann der dann auch meinen durchgebrochenen Zahn flicken. Ich bin früh genug zurück, so dass es tatsächlich Sinn macht, heute noch aufzubrechen.

Wir sammeln unsere weit verstreuten Habseligkeiten, packen das Moped, düsen los und hoffen, dass wir es heute bis Rockhampton schaffen, was immerhin 500 km sind. Immer wieder fahren wir durch Wolken von Maggieduft, ich kann jedoch nicht herausfinden, welche Pflanze wohl dafür verantwortlich ist.

Wir halten nur 1 Mal um unsere Beine zu vertreten und eine Kleinigkeit zu essen und dann am Spätnachmittag noch mal gezwungenermaßen, denn der Tank ist leer und wir müssen aus dem Reservetank umpumpen. Es sind noch 150 km also beschließen wir, auch wenn es dabei dunkel wird, durchzufahren anstatt unser Zelt aufzuschlagen.

In Rockhampton leben Cathy’s Schwester und ihr Mann, die uns zu sich eingeladen haben, wir schicken ihnen eine Nachricht per E-Mail, die unsere Ankunft für diesen Abend bestätigen soll und dann beginnt unser Wettrennen mit dem Sonnenuntergang. Merkwürdigerweise funktionieren auf einmal die Blinker nicht mehr… und dann, als es so richtig dunkel ist fällt auf, dass das Licht immer schwächer zu werden scheint. Wir erreichen die Stadt und dem Navi sein Dank können wir ausrechnen, dass wir in wenigen Minuten unser Ziel erreicht haben werden. Dann fängt der digitale Tacho an zu flackern – oh Gott, was das bedeutet wissen wir aus leidvoller Erfahrung auch schon länger: wir sind mit den letzten Resten von Saft in der Batterie unterwegs, sie wird aus welchem Grund auch immer nicht geladen und bald werden auch die Zündkerzen nicht mehr funktionieren, das Abblendlicht ist jetzt komplett ausgefallen.

Unfassbar ist, dass wir Glück im  Unglück haben, denn genau vor der Haustür von Barbara und Shane geht sie aus und das wars.

Das war jetzt auf den letzten Zündfunken und ich verbringe den ganzen Abend damit Emails zu schreiben, damit wir hier fachkundige Hilfe finden. Wie gut, dass wir mittels Kerry und Stan (den wir ja auch in Tassie getroffen haben) Verbindungen zu einem Netz aus Motorradenthusiasten  haben, das uns tatsächlich innerhalb kürzester Zeit mit entsprechenden Kontakten versorgt. Wir nutzen den nächsten Tag,  um die Batterie auszubauen und in einer Werkstatt in der Nähe aufladen zu  lassen und dann telefonieren wir die zugemailten Telefonnummern ab, bis wir jemanden an der Strippe haben, der uns versichert, mit einem Multimeter umgehen zu können und zuversichtlich ist, das Problem zu finden. (Wir haben ja ein Multimeter dabei, nur bedienen können wir es nicht).

Es stellt sich  heraus, dass der Rotor schon wieder kaputt ist, er sieht irgendwie verkohlt aus und abgesehen davon, dass er gerade Mal etwas länger als 25000 km gehalten hat und definitiv weniger als 1 Jahr alt ist dies ein Anhaltspunkt, dass noch etwas anderes nicht stimmt. Es stellt sich heraus, dass die Diodenplatte ebenfalls kaputt ist. Zum Glück haben wir dank Andi aus Tasmanien, der uns so großzügig mit Teilen versorgt hat für alles Ersatzteilen dabei und nachdem wir alles Notwendige ausgetauscht haben funktioniert zum ersten Mal seit Darwin alles wieder wie es muss und wir können unseren Weg fortsetzen. 

In Rockhampton ist zwar zur Zeit Beef Woche, diese Stadt ist der Nabel der Rinderzuchtwelt in Australien und feiert dies mit einer Großen Messe alle zwei Jahre, aber die Eintrittskarten zu den Showgrounds sind nicht so billig als dass wir sie uns eben mal leisten würden nur um ein paar Preisbullen zu sehen…..

Barbara und Shane scheinen etwas endtäuscht, als wir verkünden schon wieder abfahren zu wollen aber wer weis, was uns noch alles aufhalten wird und so langsam schreitet die Zeit voran….

Wir fahren relativ zügig die Ostküste hoch. Die Landschaft wird nun immer tropischer – immerhin haben wir ja auch den Wendekreis des Steinbocks wieder überquert und sind damit offiziell im Tropengürtel angelangt und man sieht überall Zuckerrohrfelder. Der Highway führt entlang des Cane Railway, den Gleisen, auf denen das Zuckerrohr mit speziellen  Zügen zu seiner Verarbeitung gebracht wird. Man winkt und hupt uns hier öfter zu, nicht mit Asien zu vergleichen, aber definitiv mehr, als wir es hier in Australien gewohnt sind….

Was uns neben dem Wetter des Sonnenstaates besonders gefällt sind die Häuser hier. Sie sind groß und luftig, gewöhnlich mit riesigen rundum laufenden überdachten Balkonen – Queenslander halt.

In Bowen, einer netten kleinen Stadt am Ende der Inselkette bleiben wir mal länger als 1 Nacht (manchmal muss man eine Pause machen und nicht jeden Tag sein Haus auf- und abbauen) und außerdem schenkt uns das nette Ehepaar, das den kleinen Campingplatz führt eine Nacht, denn sie sind selbst Biker und mögen das Reisen. Hier ist alles voller junger Backpacker, meist Franzosen und Italiener, die auf den  Beginn irgendeiner Pflücksaison warten (vielleicht ist die Riesenmango am Anfang des Ortes ein Hinweis?)

Dann kommen wir endlich in Townsville an. Stan ist Schirmherr des „Restored Bike Club“ von Townsville und hat dafür gesorgt, dass man uns hier freundlich aufnimmt und Paul, der im Club ist und mit seiner deutschen Freundin Steffi auf Magnetic Island lebt hat uns angeboten, ein paar Tage bei ihnen auf der Insel übernachten zu dürfen, was wir nur zu gerne annehmen. Magnetic Island ist wunderschön, mit vielen Buchten und Stränden, von denen viele Korallenriffe zum  erschnorcheln haben. Schade, dass es in der Zeit, die wir hier verbringen zu stürmisch zum schnorcheln ist. Zum einen sind die Wellen zu  hoch, zum anderen ist das Meer aufgewühlt und man kann einfach nichts sehen (natürlich haben wir es trotzdem versucht und können deshalb bestätigen, dass man nichts sehen kann). Allerdings machen wir ausgedehnte Spaziergänge entlang der tropischen Strände, Kevin versucht hin und wieder zu angeln, jedoch noch immer ohne Erfolg und ansonsten bestaunen wir die wunderschönen Aussichten, die sich hier um jede Ecke auftun. Wir bleiben bis zum  Wochenende, denn dann ist in Townsville ein Fest, bei dem auch der „Restored Bike Club“ eine Ausstellung plant und wir sind eingeladen.

Unser nächstes Ziel ist Alice Springs, was immerhin über 2000 km zu fahren ist wenn man in Townsville landeinwärts abbiegt, was wir tun.

In  Hughenden machen wir einen Abstecher in den Porcupine Gorge Nationalpark, wo der kleine Porcupine Creek eine tiefe Schlucht durch den Sandstein gegraben hat. Am Pyramid Rock gibt es  einen kleinen Bushcampingplatz, von wo aus ein Wanderweg in die Schlucht führt.

Es ist ziemlich heiß und wir sind völlig durchgeschwitzt, als wir unten ankommen und zum Glück gibt es am Fuße des Pyramidenfelsens ein schönes kühles Wasserloch, wo wir ein erfrischendes Bad nehmen (na ja – zumindest ich) bevor wir uns in der nachmittags Hitze wieder an den Aufstieg machen. Als es dunkel wird bekommen wir einen lustigen Besucher. Ich habe ein paar Möhrenschalen beim Kochen auf den Boden geworfen und nun sitzt dort ein Tier, das aussieht wie eine Kreuzung zwischen Karnickel und Känguru. Obwohl ich normalerweise Wildtiere nicht füttere bekommt der kleine einen Apfel, der ihm  sichtlich gut schmeckt und mir dazu verhilft, ein paar Fotos von dem kleinen Beuteltier zu machen….

Die 2000 km bis Alice ziehen sich, der Highway ist lang und gerade, es gib wenig Vegetation und viel flaches Land. Die meisten kleinen Orte abgesehen von der Mienenstadt Mount Isa bestehen aus einem Roadhouse und sonst nicht viel mehr.

Irgendwann sind wir dann wieder im Northern Territory, wir befinden uns auf der australischen Route 66 und am Rand des Highways tauchen die Termitenhügel wieder auf, die wir mit diesem Bundesstaat verbinden. Ein paar Witzbolde haben sie mit allen möglichen Kleidungsstücken geschmückt, was manchmal so richtig witzig aussieht und für Abwechslung sorgt. Dann haben wir  den  Stuart Highway, der quer durch den Kontinent von Darwin nach Adelaide führt erreicht. Es ist ein merkwürdiges Gefühl – wir haben sozusagen die Runde geschafft, der letzte Abschnitt unseres Down-Under-Abenteuers: The Red Center mit dem  berühmten Ayers Rock oder Uluru, wie man ihn heute nennt beginnt.

Tennant Creek ist der erste Ort am Stuart Highway, durch den wir kommen, der uns aber in keinster Weise zum Anhalten einlädt, also fahren wir nur durch und halten stattdessen   zusammen mit jeder Menge Wohnwagen an einem Steinhaufen, der sich The Pebbles nennt. Der Boden ist zu hart, um  Heringe reinzukriegen, aber es ist ziemlich windig, so dass wir am Ende unser Zelt am Motorrad festbinden, damit es uns nicht wegfliegen kann. Bis Alice Springs sind es noch um die 500 km, was wir eigentlich an einem Tag schaffen könnten, aber dann machen wir einen Abstecher zu den Devil’s Marbels, einer Ansammlung unzähliger riesiger roter Felsen, die aussehen wie Steinmurmeln. Natürlich müssen wir hier zwischen den Gebilden umherwandern und viele Bilder machen, so dass wir am Ende in TiTree übernachten, 100 km vor Alice.

Eigentlich müssten wir tanken, aber die Erfahrung hat uns gelehrt, dass der Sprit in größeren Orten viel billiger ist und so tanken wir halt nur 10 Liter – die sollten uns doch wohl bis zu unserem Ziel bringen – falsch gedacht! !0 km vor Alice bleiben wir am Straßenrand liegen, aber wir brauchen ja nur vom  Zusatztank umzupumpen, denken wir und wieder falsch gedacht! Die Pumpe funktioniert nicht. Wir haben Glück und neben uns hält ein Toyota, der nach einem  Trip auf sandigen Pisten die Reifen wieder aufpumpen muss und der Fahrer kann uns mit ein etwas Benzin aushelfen. Nach der Aktion sind wir gerade soweit, dass wir wieder weiterfahren können, da hören wir hinter uns Motorradgebrumm und über die Hügelkuppe kommt ein blaues Triumph Tigergespann – der Beiwagen ist auf der falschen Seite – ich fass es nicht, das müssen die Beiden sein, von denen wir schon seit Monaten immer wieder erzählt bekommen haben! Wie genial ist dass denn – da hat unser Missgeschick dafür gesorgt, dass wir sie auch endlich treffen. Schnell wird beschlossen gemeinsam einen Campingplatz zu finden, denn es ist ja logisch, dass wir 4 viel zu klönen haben.

Astrid und Lolli haben sich ein Jahr Auszeit genommen und sind fast gleichzeitig mit uns durch den Kontinent gereist. Es stellt sich heraus, dass auch sie im Januar auf Tassie waren und wir seit dem oft in den gleichen Gegenden herumfuhren – eigentlich ist es fast ein Wunder, dass wir uns nicht schon eher über die Füße gelaufen sind. Wir bleiben 2 Tage in Alice und weil wir so gut miteinander auskommen und für die kommenden 3 Wochen so ziemlich das gleiche Programm haben, beschließen wir diese Zeit gemeinsam zu verbringen.

Als nächstes wollen wir die WestMacdonnells, Kings Canyon und Uluru sehen um dann pünktlich zum Finke Desert Race wieder in Alice zu sein. Claudia und Werner, ein motorradverrücktes deutsches Ehepaar, das hier lebt, und mit denen ich übers Internet schon eine Weile Kontakt halte, haben Freunde bei den Scouts hier und wir können bei ihrem Grillstand am Start und Ziel mithelfen, wofür wir dann Eintrittskarten zum Rennen bekommen und bei der Scout Hall campen können. Danach sehen wir weiter.

Von Alice aus führt uns unser Weg also zuerst in die West MacDonnells. Wir fahren in jede Schlucht und erwandern sie fast alle – ich glaube zum ersten Mal seit den Klippen an der Nullarbor wandern wir mehr, als wir fahren

In der Ormiston Schlucht sehen wir zum ersten Mal Dingos und lauschen die ganze Nacht ihrem Gesang. Von hier aus fahren wir in Richtung Hermannsburg, wo es in der Palm Gorge einen super tollen Campingplatz geben soll… Die 45 km bis Hermannsburg sind schlimmer als alles, was wir pistenmäßig bisher erlebt haben: knochenharte Wellblechpiste mit Abschnitten aus tiefem losem Sand, der uns ins Schleudern bringt und tiefen Löchern, denen wir nicht immer ausweichen können – zumal Kevin heizt wie die Pistensau. Ein paar Mal hüpft mir fast das Herz aus der Hose, denn wir kommen bedenklich ins Schlingerrn.

Am Ende verbrenne ich mir fast die Finger am Beiwagenstoßdämpfer und im Tigergespann ist eine Colaflasche regelrecht explodiert. Am Eingang zur Palm Gorge warnt ein Schild vor einer extremen 4WD Strecke und ein Allradfahrer, der uns entgegenkommt bestätigt, dass es eine Flußdurchfahrt mit tiefem Sand gibt, das ist nichts für unsere schweren Gespanne und nach einem kurzen Kriegsrat beschließen wir, da keiner Lust hat sich sein Gefährt hier zu zersägen, dass wir auf Asphalt zurück nach Alice fahren und von dort aus den Highway nach Uluru zu nehmen.

In Alice versorgen wir uns wieder mit Vorräten, tanken noch mal alle voll und dann geht es wieder weiter. Es macht Spaß mit 2 Gespannen unterwegs zu sein und Astrid und Lollie sind angenehme Reisegefährten. Wir haben ähnliche Vorstellungen davon, wie schnell und weit wir an jedem Tag fahren wollen, einer macht vom anderen Fotos und abends teilen wir uns die Küchenaufgaben nachdem wir ein gemeinsames Lager aufgeschlagen haben und natürlich erregen die ungewöhnlichen Gefährte im Doppelpack ziemlich viel Aufmerksamkeit. Nach einem Übernachtstop in Stuart Wells sind es noch 350 km bis Yulara, einem kleinen Touristenort am Eingang zum Nationalpark. Vor uns wird der Himmel immer dunkler und dann schaffen wir es gerade rechtzeitig anzuhalten, um uns unsere Regenklamotten anzuziehen. Es ist arschkalt, so dass, als wir endlich ankommen wir komplett durchgefroren sind und außerdem nass bis auf die Knochen. Wir können uns nun zu den 0,01% „Glücklichen“ zählen, die Uluru im Regen sehen. Der Campingplatz ist nicht unbedingt was Tolles und die Mädels an der Rezeption haben wohl am Ende der Schlange gestanden, als Freundlichkeit verteilt wurde, aber was solls? Es gibt nichts Besseres also werden wir wohl oder übel hier bleiben müssen.

In Yulara haben wir recht schnell alles gesehen – lauter Touriandenkenläden und Kunstgalerien mit Schnitzereien, Bildern und Digeridos der Aborigines, dann geht es in den Nationalpark, wo wir einmal rund um diesen großen roten Felsen fahren, den man einfach gesehen haben muss, wenn man in Australien gewesen sein will und machen Unmengen von Fotos aus allen Perspektiven. Es ist nicht wirklich ein großer Trost, dass fast Jeder nur Bilder von Uluru mit blauem Himmel und Sonnenschein machen kann, aber wir sind ja noch zwei Tage hier…

Tatsächlich schaffen wir es denn auch noch die „normale“ Aussicht auf den heiligen Felsen der Aborigines bildlich festzuhalten und dann gibt’s als Entschädigung noch Fotos vom Sonnenuntergang mit aufgehendem Vollmond, DAS ist nun wirklich ein Glücksfall und wir sind uns einig, dass dieser Ort wirklich etwas Besonderes ist. Das Farbenspiel von intensivem Rot bis Lila in der untergehenden Sonne muss man gesehen haben.

Eine weitere faszinierende Felsformation sind die Olgas oder Kata Tjuta wie sie in der Sprache der Aborigines heißen. Das ungewöhnliche Gebirge strahlt in einem intensiven Rot und ist mindestens genauso sehenswert, wie der berühmte Nachbar. Schade, das das kalte Wetter mir so auf die Knochen geschlagen ist und ich nun nicht mehr weit laufen kann.

Nach 3 Nächten in Yulara fahren wir zum  Kings Canyon und finden 40 km davor endlich mal wieder ein supernettes freies Bushcamp. Zwischen den beiden Zelten und Gespannen bauen wir mit Planen eine gemütliche Koch/Sitzecke und nach einem leckeren Risotto wärmen wir uns mit Lollies Bushtuckertee – der geht so: 1,4 l Schwarztee, 1 Fl Rotwein, 1 guter Schuss Hochprozentiges (in unserem Fall hier ist das mein  unterwegs hergestellter Feigenlikör), ein Schepper voll  Zucker und ein paar Orangenstücke. Alles schön im Campingkochtopf aufgewärmt  - ei wie herrlich kann das Leben sein!

Am nächsten Tag lassen wir unsere Zelte einfach stehen und fahren in den Kings Canyon. Obwohl ich ziemliche Bedenken habe beschließe ich doch, die 6,5 km Wanderung mitzumachen. Zuerst geht es ziemlich viele steile Treppen hoch,  aber dann führt der Rundweg entlang der zerklüfteten Ränder der Schlucht. Um  jede Ecke tun sich neue Aussichten auf, für deren Beschreibung mir das Vokabular fehlt. Obwohl die Sonne aus einem intensiv blauen Himmel scheint weht zum Glück ein angenehmer Wind. Mit dem Wanderweg hat man sich richtig viel Mühe gegeben, er ist genau die richtige Mischung aus klettern und Stufen und im Sonnenlicht leuchten die zerklüfteten Felsformationen in einem intensiven Rot – schade, dass es keine Kamera gibt, die in der Lage ist bildlich festzuhalten, was das Auge sieht. Sowohl die Fotos als auch meine Beschreibungen sind nur ein schwacher Abklatsch der Realität. Am Ende bin ich zwar fix und alle und Hüften, Knie und Rücken sind kurz vor dem Kollaps, aber die Eindrücke sind es definitiv wert gewesen.

Die Zelte erwarten uns, ohne dass etwas fehlt und nach einer Gruppenanstrengung gibt es wieder lecker Schmakofatz und Lollies Bushtuckertee.

Leider kommt kurz nach Dunkel noch eine Truppe Backpacker, die ein riesiges Feuer macht, dem ich so gar nicht traue und die dann noch ziemlich lange und laut palavern. Was mich am meisten nervt ist dann allerdings die Frechheit zu fragen, wie man sich so eine Tour wie unsere denn leisten kann! Zum Glück ist Lollie nicht auf den Mund gefallen und stellt im Gegenzug die Frage, wie man sich es leisten kann, direkt nach der Schule und ohne jemals einen einzigen Tag gearbeitet zu haben für 3 Monate (das sind ihre Auskünfte) per Leihwagen und Flieger durch dieses alles andere als billige Land zu reisen.

Auf dem Weg zurück nach Alice begegnen uns unzählige Motorräder, Wohnmobile und Autos mit Anhängern, die Rallyfahrzeuge geladen haben –es ist die reinste Völkerwanderung. Wir sind froh, dass Claudia eine Mail geschickt hat, dass wir in der Scout Hall unterkommen  können, denn unsere neuesten Auskünfte besagen, dass in ganz Alice jeder Campingplatz ausgebucht ist.

Wir treffen uns mit  Werner und Claudia im Watertank Cafe, wo Claudia arbeitet und die beiden bringen uns zu unserer Unterkunft. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt: eine Küche, Toiletten und Duschen, eine riesige Turnhalle, wo nicht nur wir sondern auch unsere Motorräder unterkommen und dann ist da sogar eine Waschmaschine und Wlan,  das wir benutzen dürfen.

Für die nächsten drei Tage fahren wir jeden Morgen zum Start/Ziel Gelände und helfen dabei am Grillstand der Scouts Würste, Steaks, Speck, Zwiebeln und Eier zu braten. Jeder findet schnell eine passende Aufgabe für sich und es macht so richtig Spaß, obwohl es so hin  und wieder richtig in Stress ausartet. Ich glaube, ich habe am Ende eine ganze Kuh gegrillt. Zwischendurch haben wir immer wieder Zeit um das Renngeschehen zu verfolgen. Am Ende jeder Schicht sind wir dann ziemlich fertig und können kein Grillgut mehr riechen.

Morgens, wenn wir zum Rennen fahren fängt der Tiecher dann an Probleme zu machen, wir müssen ihn jedesmal mit vereinten Kräften anschieben, Lollie denkt, es liegt an den Ventilen und so machen wir uns auf die Suche nach einer Werkstatt. Das ist gar nicht so einfach, denn die meisten haben irgendwie mit dem Rennen zu tun und dann gibt es das Problem mit passenden Ersatzteilen.

Am Ende findet sich dann aber doch jemand, der die Reparatur vornehmen kann und will und während Astrid und Lollie den ganzen Tag in der Werkstatt verbringen machen wir einen auf faul, bummeln durch Alice und schauen uns den ANZAC Hill an, von wo aus man einen schönen Blick auf die Stadt hat.

Am Ende schnurrt der Tiger wieder. Nun können wir noch ein paar Tage hintendran hängen und uns gemeinsam die Ost MacDonnells anschauen bevor wir uns endgültig trennen. Wir werden dann in Richtung Süden und Sydney fahren und die Beiden nach Norden und dann die Westlüste wieder runter bis nach Perth. Wir sind ein bisschen neidisch, denn im Gegensatz zu uns wird es für Astrid und Lollie von nun an endlich wärmer.

Es ist nicht sonderlich weit, die OstMacDonnells fangen gleich hinter Alice an. Auch hier sind die Schluchten sehr schön, wir fahren bis zum Ende der Strecke und schlagen  unser Lager auf einem der Campingplätze auf – wieder mit Planen für die Sitzecke, aber irgendwie bekommen wir einfach keinen vernünftigen Windschutz hin, den der dreht alle paar Minuten und bläst kräftig und kalt aus allen Richtungen - so langsam geht uns die Kälte wirklich aufs Gemüt. Na ja, wir wandern um die Schlucht herum und genießen noch mal die Aussichten – die sind wirklich genial. Auch wenn mein Rücken in der letzten Zeit ziemlich gelitten hat und sich als wir durch das sandige und trockene Flussbett wieder zurückstapfen  völlig verkrampft, genieße ich die Aussichten – letztendlich ist diese Landschaft das, was man sich von Australien verspricht ( ja meine lieben Aussies, ich weis – das ist genau das Gleiche, wie wenn man behauptet, in Deutschland gewesen zu sein und in Wirklichkeit war man nur in München auf dem Oktoberfest).

Nach nur einen Nacht kehren wir zurück nach Alice, wo wir unsere Zelte neben der Scout Hall aufbauen. Wir nutzen die Gelegenheit das Internet in der Scout Hall nutzen zu dürfen, ich muss nämlich so langsam Angebote fürs Verschiffen einholen, dann treffen wir uns noch mal  mit  unseren neuen Bekannten hier aber dann  nach fast 3 Wochen, die wir zusammen das Red Center erkundschaftet haben ist es Zeit, sich von Astrid und Lolli zu verabschieden. Irgendwie bin ich schon ein wenig traurig, dass wir nur so kurz mit den Beiden unterwegs waren, aber so ist das nun mal – irgendwann trennen sich immer die Wege, manchmal mit einem lachenden, dann wieder mit einem weinenden Auge.

Es wird für uns Zeit, so langsam etwas Gas zu geben, damit wir uns noch das Flinders Gebirge in Ruhe anschauen bevor wir unsere gute alte Liza zum  Verschiffen fertig machen. Was mich etwas mit Besorgnis erfüllt, ist die Tatsache, dass wir hier schon genug frieren mussten und die Aussichten südwärts auf warme Tage nur noch schlechter werden……

Die Strecke durchs Landesinnere ist relativ eintönig – ziemlich flach mit ab und an mal ein paar roten Felsen durchwirkt, meist gibt es relativ viel grünes Gebüsch, was eigentlich an ein Wunder grenzt (immerhin sind wir hier in der Wüsten und Halbwüstengebieten), aber mit unserem berühmten Holfordglück türmen sich auch heute haufenweise Regenwolken vor uns auf.

Manchmal kann man sehen, wie es in der Entfernung schüttet und wir passieren sogar Pfützen aber immerhin sind wir langsamer als die Unwetter und manchmal sehen wir sogar Regenbögen vor uns und die schwarzen Wolken über der Wüste haben was.

Obwohl wir spät losfuhren schaffen wir fast die halbe Strecke bis Coober Pedi bevor wir uns längs des Stuart Highway ein paar Büsche fürs Nachtlager suchen und während Kev das Zelt aufbaut mache ich mich ans Wettrennen mit der Dunkelheit, um wenigstens noch was zu kochen bevor man nichts mehr sehen kann und dann gibt es noch einen Lolliebuschtuckertee  zum Andenken an die schöne Zeit und zum Aufwärmen  eben.

Der nächste Tag fängt neblig an, das gibt sich aber bald und dank Kevs Eifer sind wir schnell gepackt und reisefertig.

Die 400 km bis zu unserem heutigen Ziel, der Minenstadt Coober Pedi ziehen sich ein wenig, die Landschaft ist stets gleichbleibend – mal mit mehr, mal mit weniger Gebüsch und so alle 150 km kommt ein Roadhouse, wo wir tanken und/oder einen Kaffee trinken

Der Verkehr auf dem Stuart Highway besteht hauptsächlich aus Roadtrains (LKW mit bis zu 3 Anhängern) und Wohnmobilen. Die Australier sind schon ein nomadisch veranlagtes Völkchen. Witzig finde ich, das die Roadtrains immer kürzer werden je weiter wir nach Süden kommen. In Darwin fangen sie mit 4 Anhängern an, dann irgendwo zwischen Katherine und Alice scheinen sie einen Anhänger zu verlieren und nachdem wir die Grenze zu SA überfahren haben sind es dann nur noch 2 Anhänger – ich frage mich, wo die überzähligen Hänger wohl abbleiben, finde darauf aber keine Antwort. Allerdings bin ich recht froh darüber, denn die riesigen Monstren sind extrem schnell unterwegs und der Wind den sie vor sich herdrücken macht mir im Seitenwagen manchmal ganz schön zu schaffen.

Es ist schon später Nachmittag, als wir endlich an den Opalminen von Coober Pedi ankommen und ich denke daran, dass Coober Pedi angeblich ein aborigine Wort für Weißer Mann im Loch sein soll – wie passend! Die Umgebung ist im Radius von ca. 50 km umgewühlt und riesige Maulwurfshügel markieren die unzähligen Opalminen. Die vielen von weiß über gelb bis lachsrot gefärbten Sandhaufen sehen eigentlich sogar hübsch aus – jedenfalls beim richtigen Licht. 

Die Stadt selbst ist nichts Besonderes – zumindest der überirdische Teil, der wirkt zum großen Teil eher ein wenig heruntergekommen und dann gibt es jede Menge Geschäfte, die Opale verkaufen.

Es soll hier unterirdische Kirchen und Bars geben, sogar einen unterirdischen Campingplatz und Backpackerhostel – aber wir suchen uns lieber einen Zeltplatz unterm Sternenhimmel – wir sind ja keine Maulwürfe!

Dank der nächtlichen Kälte kommen die arthrosegeplagten Knochen nicht so recht in Schwung, irgendwie können wir uns beide nicht aufraffen und als es dann soweit ist müssen wir erst Mal einkaufen gehen, denn wir haben ja kein Obst und Gemüse mitgebracht weil wir nicht wussten, ob es an der Grenze zwischen Northern Territory zu SA Quarantänekontrollen geben würde (wenn man mich fragt, dann halte ich das Getue eh für Geldmacherei, denn Fruchtfliegen heißen so, weil sie fliegen können und Vögel scheren sich ebenfalls nicht um Grenzen, wenn sie Samen kacken). Die Hauptstraße runter gibt es sogar 2 Supermärkte und wie üblich sind nur Karotten, Kohl und Kartoffeln halbwegs billig – unsere Zeit in Australien hat mir bewiesen, dass man so ziemlich alles mit Kohl und Möhren kochen kann, von Gemüsesuppe bis zu Nudelsoße…

Draußen steht ein älterer Aborigine, der gestern schon sein Glück mit Betteln bei mir versucht hat, aber wir sind schon zu lange im Land, um ihm abzunehmen, dass er hungern muss – wahrscheinlich hat der mehr Geld zur Verfügung, als wir. Er hat ein verschmitztes Opagesicht und ist mir irgendwie sympathisch und er hat sich offensichtlich gemerkt, dass ich schon Mal nein zu ihm gesagt habe, denn er grinst mich nur an – richtig knuffig.

Nach dem Einkauf schaue ich beim Liquorladen vorbei, vielleicht gibt’s ja hier wieder die 4 Liter Pennergold, dann können wir uns abends zum Aufwärmen einen Glühwein machen.  Die Auswahl im Laden ist allerdings nicht sonderlich prickelnd und als ich dann mit 2 Flaschen des billigsten Rotweins an die Kasse kommt sagt mir der Verkäufer auch noch, dass jeder nur eine Flasche Wein oder Schnaps am Tag bekommt und dann soll ich dafür auch noch eine Foto ID vorlegen! Das ist mir jetzt echt zu affig und so lasse ich die beiden Flaschen Rotwein auf der Theke stehen und dampfe ab – diese unerträgliche Gängelei geht mir sowas von auf meinen nicht vorhandenen Sack!

Mit unseren Einkäufen fahren wir zurück zum Campingplatz und da am Horizont Regenwolken aufziehen fangen wir recht hektisch an, unsere Plane über Tisch und Stühle zu spannen. Der Regen lässt auch nicht zu lange auf sich warten und so verschieben wir weitere Erkundungen auf Morgen und genießen es, im Trockenen zu sitzen 

Über Nacht hat es dann nicht weiter geregnet, also holen wir uns den Pass, um in den Breakaway Nationalpark fahren zu dürfen – die Hälfte der Strecke, wo es am ehemals längsten Zaun der Welt, dem Dingofence entlang geht, ist wegen dem anhaltenden Regen der letzten Zeit gesperrt. Der Zaun war mal über 9000 km lang und wurde zum Schutz der Weidetiere errichtet, heute ist allerdings nur noch etwas mehr als die Hälfte davon erhalten.

Die Breakaways sind wunderschön – eine dramatische Abwechslung zu der ansonsten unendlich flachen Landschaft und mit unterschiedlichen farbigen Gesteinsschichten durchzogen. Man kann sich gar nicht sattsehen, schade, dass die Strecke, die mitten durch führt geschlossen ist.

Danach schauen wir uns noch etwas mehr von der Stadt an. Der älteste Teil ist in den Sandstein gebaut und die Häuser und vielen Kirchen, die es gibt sind als Überbleibsel der Opalminen unterirdisch angelegt. Die serbisch orthodoxe Kirche soll die schönste sein – da geben wir uns mit den anderen gar nicht erst ab. Dieses Ende der Stadt sieht aus wie ein riesiger Steinbruch, überall ragen Belüftungsrohre aus den Hügeln – ich stelle es mir merkwürdig vor, hier zu wohnen – der Eingangsbereich ist die Wohnung und dahinter buddelt man sich immer weiter in den Berg auf der Suche nach Glitzersteinen….

Am nächsten Morgen hängt mal wieder dicker Frühnebel über der Stadt – es dauert ewig, bis unser Zelt trocken genug ist, um es einzupacken und dann fahren wir wieder los.

Die Gegend ist flacher als Kasachstan und das soweit das Auge reicht. Das Stück Piste vom Stuart Highway bis zum Oodanatta Track ist relativ gut, aber dann fängt es mit Wellblechpiste und tiefen Furchen an, die von den 4WDs im Regen der letzten Tage gepflügt wurden, manchmal ist es auch noch immer nass und schlüpfrig, aber langsam fahren ist nicht drin, denn dann werden wir so richtig durchgerüttelt.

Es ist schon nach 4 als wir in William Creek ankommen – ein Nest, in dem wir schon gleich 4 – also mindestens die Hälfte der Einwohner – im Roadhouse antreffen. Hier müssen wir nun allerdings etwas tun: unser erstes Bier in einem echten Outback Roadhouse trinken. Es sieht genauso aus, wie man es sich vorstellt. Ein Raum wo Wände und Decke mit Visitenkärtchen und Sprüchen wie „Ulli war hier“ zugepflastert sind und es sonst gibt es noch  eine Theke, einen Kühlschrank und ein paar klapprige Barhocker.

Australier lieben Abkürzungen – wenn man sich bei einem über etwas beschwert kann man als Antwort : „Dilligaf“ bekommen – übersetzt heißt das: Do I look like I give a fuck?!Hier steht nun über dem Kücheneingang Y.C.W.C.Y.A.G.C.F.T.R.F.D.S. Den kenne ich noch nicht und muss natürlich fragen. Die Auskunft, die ich bekomme lautet: „Your Couriosity Will Cost You A Gold Coin Donation For The Royal Flying Doctor Service“ – tja, manchmal muss man für seine Neugier zahlen, also stecke ich pflichtschuldig mein Wechselgeld für unsere 2 Bier in den alten Toaster, der als Sammelbox für den RFDS umfunktioniert wurde – „hmm das wäre eine gute Idee für unsere Sammelbox am Moped gewesen…...“

Nachdem wir schon 3 Nächte auf dem Campingplatz in Coober Pedi übernachtet haben wollen wir heute Nacht endlich mal wieder unser Zelt im Busch aufschlagen und so machen wir dann schnell, dass wir weiterkommen, denn viel Zeit bis stockduster bleibt uns nicht.  Unser Weg in Richtung Flinders Mountains geht entlang der alten Ghan Zuglinie , die wiederum entlang der älteren Telegraphen Linie von Adelaide nach Darwin … und der noch älteren Karawanenstraße, auf der die Afghanen mit ihren Kamelen Waren von einem Ende des Landes zum anderen transportierten und diese Strecke wiederum folgte den Spuren Stuarts, der drei Anläufe brauchte, um endlich erfolgreich den Kontinent zu durchqueren.

Unter der riesigen Wüste erstreckt sich das weltgrößte Grundwassersammelbecken, das mit seinen vereinzelten Quellen dafür sorgt, dass es immer mal wieder eine Art Oase gibt, dies wiederum machte das Land für Viehwirtschaft nutzbar. Die europäischen Siedler teilten das Wüstenland in riesige Homesteads auf(die größte von denen ist übrigens größer als Belgien und gehört übrigens DEN Kidmans – deren Nicole ja weltberühmt ist). Man bohrte überall das Grundwasser an um ständig wachsende Schaf- und Rinderherden zu versorgen bis der Druck soweit sank, dass viele der natürlichen Quellen versiegten – und wieder verloren die Aborigenies ihren Lebensraum.

Vom Treck aus folgen wir einem Hinweisschild zu einer alten Telegraphenstation wo wir unser Lager aufschlagen. Als es dunkel wird bestaunen wir einen Sternenhimmel, es sieht aus, als stünden wir in einer Kugel aus glitzernden Himmelslichtern. Lange können wir das Schauspiel allerdings nicht bewundern denn der Regen der letzten Tage hat dafür gesorgt, dass die Wüste grün geworden ist, es tausende von Pfützen gibt und Millionen von riesigen Stechmücken geschlüpft sind, die über die einzigen zwei Lebewesen in der Gegend herfallen.

Wir wachen steif zu einem düster wolkenverhangenen Himmel auf. Kurz schauen wir uns die Überreste der Telegraphenstation und der kleinen Siedlung darum herum an, dann sehen wir zu, dass das Moped gepackt wird und wir auf die Piste kommen, denn sollte es regnen, dann wollen wir uns wenigsten da festfahren, wo mehr Betrieb und Aussicht auf Hilfe ist. Wir haben Glück, mehr als Drohungen kommt von den Wolken nicht und so schaukeln und schlingern wir  über Wellblechpiste und durch Pfützen – der puderartige Staub in Verbindung mit Regen wird zu einer klebrigen Masse, die sich ins Profil setzt und dafür sorgt, dass wir oft ins Rutschen kommen.

Es gibt wenig Abwechslung entlang der Streck, so das wir auf jeden Fall an einem Feld voller Metallskulpturen anhalten müssen. Hier wohnt ein Schrauber, mit zu viel freier Zeit, hinter seinem Haus hat er ein riesiges Feld mit Kunstwerken gefüllt, die er aus Auto und Flugzeugteilen zusammengeschweißt hat.

Nun ist es nicht mehr weit bis zu den Flinders Ranges, an einem Roadhouse halten wir an, mir ist saukalt und wir haben beide einen riesen Hunger. Ich bekomme fast einen Herzkasper, als ich die Preise auf der Speisekarte sehe und überlege schon, es gut sein zu lassen, aber hier gibt es so Sachen wie Kängurusteaks und Kamelburger – das gönnen wir uns dann doch einmal und was soll ich sagen? Kamelburger sind echt lecker!

Nachdem die letzten 1500 km von Alice bis hierher mit wenigen Ausnahmen von sehr langen, sehr geraden Straßen geprägt waren verbringen wir nun ein paar unvergessliche Tage in den Flinders Ranges und bejubeln das kurvige Auf-und-Ab auf Schotterpisten durch zerklüftete Schluchten und die dazugehörenden (momentan sogar Wasser führenden) Flussbette.

Als wir das letzte Mal in SA waren haben wir ja schon die südlichen Ausläufer dieser Bergkette angeschaut – auch damals nach der langen Überquerung der Nullarbor haben wir uns in diese Landschaft verliebt.

Der Flinders Nationalpark ist mit superschönen Campingplätzen gespickt, es gibt zwar außer Plumpsklos und Regenwassersammelbehältern keinen weiteren Luxus, aber sie sind idyllisch gelegen und dank der Tatsache, das es winterlich kalt ist (morgens ist Raureif auf dem Sitz) sind wir die einzigen Verrückten, die hier zelten.

Wir frieren allerdings auch gehörig – unser Zelt ist aus Thailand und eher für Hitze gemacht und trotz Winterschlafsack und Daunenmatratzen kriecht uns nachts die Kälte in die Knochen – besonders wenn wir in der nun früh einsetzenden Dunkelheit nicht gleich im Zelt verschwinden und dann hat es ja überall in den letzten Tagen viel geregnet – die Luftfeuchtigkeit tut ihr übriges um den Zitterfaktor zu verstärken……

Nun ja, wie dem auch sei – das Positive überwiegt, es sind wesentlich weniger Leute unterwegs, wir haben sturmfreie Camingplätze und die Landschaft ist grandios,  die Bergkämme sehen aus wie gezackte Rasierklingen, die durch unterschiedliche Gesteinsschichten in allen

Rottönen gestreift sind.

 

Unser Motorrad fängt so langsam wieder an zu Mucken, es braucht Geduld und Spucke bis sie morgens röchelnd anspringt – klingt als ob der Anlasser hängt, mit grausamem Krächzen untermalt dauert es, bis der kalte Motor wirklich läuft – wenn er dann allerdings warm ist haben wir für den Rest des Tages keine weiteren Probleme. Eine andere Sache, die uns Sorgen macht, ist die nun wieder Öl spuckende Zylinderkopfdichtung. Hoffen wir halt mal, es trotzdem bis Sydney zu schaffen, wo wir unserem Mädel gehörig liebevolle Pflege angedeihen lassen werden bevor wir sie für den Container verpacken…..

Nach ein paar Tagen Offroad-Gebirge-Schotterpisten versuchen nun etwas schneller voranzukommen und wir freuen uns auch so langsam darauf, endlich Mal wieder ein paar Nächte in einem Bett verbringen zu können, bei Karin, in Woy Woy.

Die Landschaft ist wieder überwiegend flach und die Straßen schnurgerade. Die kleinen Städte durch die wir kommen haben kaum etwas Erwähnenswertes, manche von ihnen bestehen aus 5 Farmen und einem Roadhouse allerdings haben sie zum größten Teil eine Wiese mit Toilette auf der man sein Zelt umsonst aufstellen kann. Auf einer solchen Wiese treffen wir Scott, der mit dem Fahrrad von Perth nach Sydney unterwegs ist – es gibt definitiv Menschen, die verrückter sind als wir. Es ist schon dunkel als Scott ankommt und nachdem er sein Zelt neben unseres gestellt hat lade ich ihn auf zum  Essen ein, denn ich habe einen riesen Topf Gemüsesuppe gekocht und er sieht aus, als ob er eine wärmende Mahlzeit gebrauchen könnte. Wir geben ihm auch noch eine Tasse Glühwein ab bevor er völlig fertig in seinem Schlafsack verschwindet. Als Kevin morgens zum Sonnenaufgang aus dem Zelt krabbelt ist Scott schon verschwunden.

Wir fahren ebenfalls vergleichsweise früh am Tag weiter und nach kurzer Zeit überqueren wir die Grenze zwischen Südaustralien und New South Wales und dann sind wir auch schon in Broken Hill, einer Stadt, die von Silberminen und dem Abbau anderer Substanzen lebt. Es gibt hier ungewöhnliche Straßennamen wie Bromstraße oder Beryliumweg, Kobaltstraße…., schon ein wenig seltsam. Berühmtheit hat der Ort allerdings dafür erlangt, das hier und in der umliegenden Gegend ein paar Szenen für Mad Max gefilmt wurde – na ja und so sieht es eben hier aus: nach Apokalypse und deshalb halten wir uns auch nicht länger auf und fahren statt dessen noch mal 180 km bis wir in der nächsten Stadt, Wilcannia, ankommen. Hier wird es dann auch schon dunkel, so dass wir den ersten Campingplat ansteuern, den wir finden können. Er ist am  Ende der Stadt, direkt am Ufer des Darling River (es hört sich sogar so an, als ob der Fluss Wasser führt!) Alle Lampen sind an, es gibt jede Menge befestigte Plätze mit Stromanschlüssen, ein beleuchtetes Gebäude mit Toiletten und warmen Duschen, Mülltonnen – halt alles, was ein Zeltplatz so braucht, aber es ist schon merkwürdig, außer uns ist hier keine Menschenseele….. und das hatten wir noch nie. Wir fragen uns, was denn da los sein mag, vielleicht hat der Platz geschlossen? Vorsichtig fragen wir an einem Gebäude das etwas außerhalb liegt nach, aber man sagt uns das sei eben manchmal so, an einem Tag sei alles voll und am nächsten nicht und so nehmen wir mit einem Schulterzucken die Schlüssel zum Toilettengebäude und schlagen unser Lager auf.

Da wir ja hier keinen anderen stören schleppe ich das Kochgeschirr und die Stühle hier unter den beleuchteten Eingang und nutze den Windschutz und das Licht um uns etwas zu kochen während Kev das Bett baut.

Wir essen dann auch hier, während wir am Himmel mehr und mehr Blitze beobachten, das Gewitter ist allerdings so nett, mit seiner Ankunft zu warten bis wir fertig sind mit essen und wir kommen mit trockener Haut ins Bett bevor es dann so richtig losgeht.

Es stürmt, kracht und blitzt fast die ganze Nacht und wir wachen zu einigen kleineren Pfützen im Zelt und vielen riesigen davor auf. Der Himmel ist grau und es nieselt also beschließen wir kurzerhand, heute hier zu bleiben.

Ich hocke mich mit meinem  Buch unters Toilettendach und verbringe einen richtig schön faulen Tag, während Kevin sein Angelzeug auspackt und glücklich einen Karpfen nach dem anderen aus dem Fluss zieht.

Es ist heute ein besonderer Tag, wir sind seit genau 2 Jahren unterwegs. Heute vor einem Jahr hatten wir gerade den Äquator überquert und es war schwül heiß – welch ein Unterschied – Ausgerechnet in Australien haben wir die kältesten Tage der gesamten bisherigen Reise zu beklagen – das hätt ich vorher niemandem abgenommen.

Wir feiern diesen Tag mit Spagetti Bolognese, Schokokuchen und Glühwein zum  Abendbrot. Am nächsten Morgen ist der Himmel noch immer grau, die Wolken hängen tief und es ist zu allem Übel auch noch so richtig windig. Trotzdem beschließen wir, dass wir nichtlänger hier bleiben wollen und so suche ich mir noch eine Lage Klamotten aus der Tasche. Ich trage nun lange Unterhosen, eine Fleecehose, die Motorradhose, ein T-shirt, Strickpullover, eine Fleecejacke und die Motorradjacke und dann noch 2 paar Handschuhe, aber die Michelinfrau friert sich noch immer alles ab, was sie hat – Mist!

Wir fahren den ganzen Tag und überholen irgendwann sogar den verrückten Radfahrer wieder, der sich mühevoll in den Gegenwind stemmt – sorry aber heute Abend werden wir zu viel Vorsprung haben, um ihn zum  Essen einladen zu können – arme Socke!

Am frühen Nachmittag halten wir in einer kleinen Stadt und beschließen uns ausnahmsweise Fish n Chips zu gönnen – es gibt  sogar Internet hier – wenn auch extrem langsames. Wir haben ein paar Emails, die uns zum 2jährigen Jubiläum gratulieren und eine von Andrew, der uns davor warnt, in Wilcannia zur übernachten, denn die Stadt hat einen schlechten Ruf, was Drogendelikte und Diebstahl anbelangt – na wenigstens wissen wir jetzt, warum außer uns Deppen keiner da war!

Es zieht uns nun mit Macht in Richtung Woy Woy, ein langer Weg.

Das rote Outback haben wir nun hinter uns gelassen und obwohl wir noch östlich der Great Dividing  Range sind und somit noch immer nicht da, wo die Zivilisation beginnt, hat doch der Regen der letzten Zeit dafür gesorgt, dass die Landschaft nun viel grüner ist, als gewohnt und außerdem nasser…

Endlich scheint die Sonne und lacht uns aus einem blauen Himmel entgegen, aber der Fahrtwind ist trotzdem saukalt.

Nicht viel Abwechslung in den Aussichten und so fahren wir halt, was das Zeug hält.

In Dubbo, der nächsten größeren Stadt halten wir kurz an und kaufen ein paar Vorräte – zumindest gibt es hier wieder billigen Rotwein im 4 Liter Karton und man braucht auch keinen Ausweis mehr, um sich einen zu kaufen, da können wir uns heute Abend wenigsten wieder mit einem Glühwein wärmen. Außerdem gönnen wir uns ein Brathähnchen und halten unterwegs für ein Picknick an.

Ein bisschen ist jetzt so langsam die Luft raus und ich beschäftige mich im Beiwagen schon gedanklich mit dem Packen und Verschiffen unseres Motorrades, was irgendwie als Problem drohend vor uns hängt. Wir haben uns Angebote eingeholt und es scheint, als ob das alles nicht ganz so einfach werden wird. Man hat für das Bauen einer Kiste 800 $ veranschlagt, also müssen wir wahrscheinlich schon sehen, dass wir das irgendwie selbst hinbekommen und dann fragt uns eine der Gesellschaften, ob man den Beiwagen abnehmen und 2 Kisten machen kann – das kommt ja auch nicht in die Tüte. Um unsere Liza mache ich mir auch wieder Sorgen, der Zylinderkopf suppt immer mehr und jeden 2 Tag müssen wir Öl nachfüllen und der Anlasser mault auch jeden Morgen in den höchsten Tönen. Da kommt einiges an Arbeit auf uns zu.

Wenigstens scheint nun meist die Sonne und wir schaffen es zügig übers Gebirge zu kommen, bevor es am Nachmittag wieder kälter wird.

Ich würde ja gerne an der Küste entlang nach Woy Woy fahren, denn man hat mir erzählt, dass die Chancen gut stehen, von dort aus Wale zu beobachten, die im Moment auf ihrem Weg nach Norden und in wärmere Gefilde ziehen, aber Kevin wittert Stallluft und will nur noch den Highway entlang düsen und einfach nur ankommen – er hat ja auch recht – vielleicht bekommen wir ja noch mal die Gelegenheit an die Küste zu fahren.

Karin empfängt uns herzlich, mit einem warmen Mal und einem kalten Bier – beides ist extrem willkommen, das Wiedersehen feiern müssen wir allerdings verlegen, denn wir Beide sind völlig fix und fertig, dass Bett lockt uns magisch an – komisch nur, dass wir nicht wirklich gut schlafen, denn es scheint uns auf einmal mit der Bettdecke viel zu warm…..

Das Feiern holen wir dann wirklich am nächsten Tag nach. Es gibt viele Geschichten zu erzählen und so lümmeln wir dann den ganzen Tag auf Karins Veranda, berichten uns gegenzeitig, was wir seit Ende März alles erlebt haben und zwischendrin schaffe ich es gerade Mal, wenigstens unseren Schlafsack in die Waschmaschine und auf die Leine zu packen, denn der hat es bitter nötig.

Ein paar Tage Ausruhen bei Karin ziehen sich am Endezu fast 2 Wochen. Wir kümmern uns um Ersatzteile fürs Moped, damit wir eine schnelle und komplette Inspektion machen können, besorgen auch Teile für den Campingkocher, suchen uns ein neues Zelt, das möglichst bis wir wieder nach Hause kommen durchhält. Unser Forscherdrang ist im Moment übersättigt, also zieht es uns nicht wirklich nach irgendwelchen Ausflugszielen, statt dessen verbringen wir eine nette und entspannte Zeit bei Karin, fiebern abends gemeinsam um Australiens diesjährigen Meisterkoch, was Karin und mich dazu bringt, uns abwechselnd in der Küche einen Wettbewerb zu  liefern, bei dem Kevin der lachende Dritte ist. Aber dann beugen  wir uns dem Zeitdruck und so langsam drängt uns der Gedanke, alle noch losen Enden aufzuwickeln und die Abreise vorzubereiten.

Wir müssen nach Helensburgh zu Andrew und Bron, um von dort aus all dies in Angriff zu nehmen, doch als wir unsere Ankunft anmelden müssen wir erfahren, dass die ganze Familie mit Magen-Darm-Grippe darniederliegt und sie außerdem völlig im Stress sind, da sie spontan beschlossen haben, ein neues Haus zu kaufen, was bedeutet, dass sie das in dem sie wohnen schnellstmöglich zum Verkauf herrichten müssen und nun rundum ein riesiges Chaos herrscht.

Trotzdem sind wir willkommen und Andrew ist sich ziemlich sicher, dass wir irgendwie mit Hilfe eines Freundes unser Moped packen und zum Hafen bringen können.

Also verabschieden  wir uns fürs erste von Karin, wuseln uns durch Sydney und auf dem anderen Ende wieder heraus und bauen unser  Zelt wieder im Garten der Familie Snelling. Für unsere Liza findet sich bei den Nachbarn ein Parkplatz und während Kevin erst Mal fleißig bei den Verschönerungsarbeiten in und um das Haus mithilft, versuche ich mit Ivan von Bikes Abroad (der übrigens immer sehr kompetent und schnell auf meine Mails antwortet) alles Formelle zu regeln. Andrew hat mit seinem Freund Ted vereinbart, dass wir am Dienstag unser Gespann bei ihm vorbeibringen. Ted ist Collegelehrer und denkt, er kann das Bauen der Kiste zu einem Schulprojekt machen.

Dann kommt der nächste Schlag, bei der Inspektion und dem wechseln aller Öle finden wir Metallspäne im Differentialöl – das ist gar nicht gut. Also bauen wir das Differential aus und den Anlasser gleich  mit und bringen alles zu Trevor, dem örtlichen Motorradschrauber. Der nimmt alles auseinander und stellt fest, dass die Kugellager im Diff dabei sind, sich in  ihre Bestandteile aufzulösen. Nun beginnt ein hektisches Herumtelefonieren, ich frage bei Horst Ullrich nach, welches Differential an  unserem  Gespann  verbaut wurde, damit bekommen wir dann die BMW Teilenummern und am Ende kann Thorsten in Perth uns alles liefern, aber es wird eng.

Tja, da bleibt uns nur, auf die Teile warten und in der Zwischenzeit können wir uns bei den Arbeiten im und am Haus beteiligen. Ich gebe mir Mühe, mich da nützlich zu machen, wo ich am Besten bin – in der Küche, während Kev hilft, den Garten auf Vordermann zu bringen.

Der Mittwoch kommt und damit mein Geburtstag. Der war seit wir unterwegs sind eh  immer entweder ein komplettes Desaster, oder fand einfach nicht statt. Auch heute habe ich keine großen Erwartungen an den Tag – allerdings haben wir unser Differential zurück und auch einen neuen Anlasser, das wollen wir  alles einbauen und dann eine Probefahrt machen. Nach einem Vormittag ist Liza wieder fahrbereit und wir sitzen gerade mit ein paar Butterbroten auf der Veranda, da kommen plötzlich 2 Leute ins Haus, mit denen ich nie und nimmer gerechnet hätte: Paul und Kerry! Mir klappt mit vollem Mund die Kinnlade herunter (bestimmt kein schöner Anblick), ich bin fast geneigt zu glauben, dass ich jetzt schon an Wahnvorstellungen leide. Bestimmt war der ganze Stress mit dem Hauschaos und den Reparaturen am Motorrad zu viel für meine Nerven! Aber sie sind es wirklich, sie haben kurzentschlossen einen Besuch bei  ihrem Patenkind mit einer Geburtstagsabschiedsfeier verbunden und sind für 1 Tag herauf geflogen! Was für eine  Freude, den Tag verbringen die Beiden mit Pippa und am Abend hat Bron einen Tisch für uns in einem Restaurant bestellt und sogar schon das Essen bezahlt. Was für eine völlig unerwartete und dazu noch positive Wendung zu dem, was ich eigentlich erwartet hatte. Am nächsten Tag fällt die Verabschiedung zwar wieder schwer, aber irgendwie sind wir uns alle sicher, dass wir uns wiedersehen  werden – wer weis, vielleicht schon nächstes Jahr in Amerika?! Das wär doch was…..sozusagen auf neutralem Boden….

Da unser Motorrad nun topfit (na ja fast jedenfalls) ist planen Kevin und Andrew für Freitag, die Transportkiste zu bauen und wenn möglich auch zum Hafen zu bringen. Andrew nimmt sich dafür sogar einen Tag Urlaub (ich weis gar nicht, wie wir jemals unser Soll an guten Taten wieder auf Gleichstand zwischen Nehmen und Geben bringen sollen) und die Beiden fahren schon sehr früh los um sicherzustellen, dass sie sobald Ted die Werkstatt aufmacht loslegen können.

Ich kümmere mich heute um das Packen und Versenden eines Pakets nach Hause, wir müssen mal wieder überflüssigen Ballast loswerden und dann fange ich schon mal an, unsere Siebensachen für die Weiterreise zu sortieren und packen, denn morgen früh müssen wir hier weg – es kommen nämlich mögliche Käufer für das Haus, da machen Mietnomaden im Garten keinen guten Eindruck. Wir haben noch einmal bei Karin Asyl bis wir in ein paar Tagen in Richtung Neuseeland abreisen.

Kev und vor allem Andrew legen sich schwer ins Zeug, den Andrews Freund, der mit seinen Berufsschülern helfen wollte kommt am Ende doch nicht dazu – aber sie schaffen es – kurz vor Torschluss ist unser Motorrad sicher verpackt in seiner Kiste am Hafen von Botany Bay abgeliefert. Zum Abschied koche ich uns noch einmal was Besonderes: Schnitzel mit Kartoffelauflauf, dann ist mal wieder Abschied nehmen angesagt und ich werde hibbelig wie immer, wenn es in ein neues Land geht.

Mit unserem schweren Gepäck beladen ist die fast 150 km lange Zugfahrt quer durch Sydney kein Honigschlecken und als wir zum dritten Mal bei Karin einlaufen ist es schon fast, wie nach Hause kommen.

Wir nutzen die letzten paar Tage, um unser Campingzubehör für die neuseeländische Hygieneinspektion keimfrei zu schrubben, ich buche alle unsere Flüge bis nach Santiago, da ich nun endlich weis, wann wir dort sein müssen und wir schauen uns gemeinsam mit Karin die Endschlacht für Australiens Meisterköche an, wobei sie für uns kocht, als würde sie selbst am Wettbewerb teilnehmen.

Am 29. July ist der Tag unserer Abreise da und ich bin völlig durch den Wind. Nach 10 Monaten Australien fühlt es sich schon merkwürdig an diesem Kontinent  nun den Rücken zu kehren, aber halt auch aufregend.

Unser Flieger geht zwar erst abends um kurz nach Sieben, aber damit wir auch ja pünktlich dort sind bringt Karin uns um 3 zum Zug – alles läuft wie am Schnürchen bis ich am Ende durch die Sicherheitskontrolle muss. Ich habe die dicke Motorradhose an (in Neuseeland ist schließlich Winter) und muss deshalb drei Mal durch den Röntgenapparat und dann auf eine Frau warten, die mich abtasten kann…. Als wir endlich durch sind werden Mr. Und Mrs. Holford auch schon ausgerufen und gebeten, sich unverzüglich zu ihrem  Gate zu begeben, sonst geht der Flieger ohne sie. Na toll – das Gate ist natürlich ganz am anderen Ende des Flughafens und wir schaffen es gerade auf die letzte Minute und völlig außer Atem…… auch wenn sie direkt hinter uns die Türen schließen, wir haben es geschafft und nun kann ein neues Abenteuer beginnen.

Wir hatten eine tolle Zeit in OZ  und werden unsere Sternenhimmel-Buschkonzerte vermissen, den Nervenkitzel, gebissen oder gefressen zu werden, die wirklich einzigartige Fauna und Flora aber besonders die freundlichen Menschen, ihren trockenen Humor und ihren außerordentlichen Erfindungsreichtum, die mittlerweile und zu Recht so stolz auf ihre Abstammung und ihr besonderes Land sind.