Von Perth nach Melbourne 03.11. – 18.12.2014
Ailsa entpuppt sich ebenfalls als Perle des Four X Continent. Eine gebürtige Schottin, die hier aber schon seit vielen Jahrzehnten lebt und lange Jahre mit und für Aboriginies in einer Jobvermittlung gearbeitet hat. Sie ist eine interessante und vor allem völlig unkomplizierte Person, die uns nach dem Motto: Me casa es su casa (mein Haus ist dein Haus) willkommen heißt. Sie wohnt etwas außerhalb der großen Stadt in den Hügeln nordöstlich von Perth, aber es ist überall hin gerade mal eine halbe Stunde Fahrt. Wir haben schon im Vorfeld Adressen von Werkstätten und Ersatzteilhändlern herausgesucht und machen uns gleich am nächsten Morgen in die Stadt, um endlich unsere Probleme beheben zu lassen – außerdem können wir hier ein neues Ladekabel für meinen Computer und neue Schlafmatten einsammeln – steht alles für heute auf dem Plan und danach können wir dann Sorgenfrei den Rest dieses riesigen Landes erkunden.
Aber wie das halt immer so ist – nix ist einfach nur einfach. Wir finden zwar Werkstatt und Teilehandel, sie haben aber heute zu – denn es ist der Mebourne Cup und wir lernen nun, dass dies ein Pferderennen ist und Medienspektakel. Jeder Australier, der etwas auf sich hält sitzt heute vor dem Fernseher und anschließen wird dann gefeiert – für uns etwas schwer nachzuvollziehen, denn nicht mal Formel eins bringt unser Land dermaßen zum Stillstand – na ja vielleicht höchstens das WM-Endspiel mit Deutschland im Finale kann da mithalten. Hier allerdings ist Pferderennen eine ernste Sache … und natürlich Wetten. In jeder Kneipe (die hier verwirrender Weise Hotels heißen, aber nicht unbedingt auch Übernachtungsmöglichkeiten anbieten) laufen mehrere Fernseher, damit die Gäste immer jedes Pferderennen, Cricketspiel, Fußballspiel und Aussierules Football live an der Theke verfolgen und auch praktischerweise hier ihre Wetten abschließen können.
Jedenfalls ist die Stadt relativ ausgestorben, viele Geschäfte haben gar nicht erst aufgemacht, nur mit dem Ladegerät und den Schlafmatten haben wir Glück – als wir das Ladegerät abholen wollen sitz die gesamte Belegschaft vorm Fernseher und ist kräftig am Feiern, auch wir bekommen ein Bier angeboten. Die Stadt selbst werden wir wohl niemals wieder so ausgestorben zu Gesicht bekommen, nur die Verkehrspolizisten schieben Schicht und wir entkommen nur mit Mühe ihren Strafzetteln
Am nächsten Tag fahren Kev und Frank wieder zur Werkstatt, allerdings können sie uns außer mit neuen Dichtungen und anderen Ersatzteilen nicht weiterhelfen, denn es gibt hier wegen der Minen viele relativ reiche Leute, die BMWs fahren, aber nur wenige Werkstätten – ergo – die Schrauber können sich vor Arbeit nicht retten und wir müssten bis Mitte Dezember warten, wenn wir unsere Liza hier repariert haben wollen. Puh – jetzt ist guter Rat mal wieder teuer, aber wir haben für heute Abend eine Verabredung mit dem hiesigen BMW-Verein, vielleicht haben die ja eine Idee.
Während die Männer relativ erfolglos waren habe auch ich nicht viel mehr erreicht –ich bin bei Ailsa geblieben und habe versucht, Schreibtischarbeit zu machen …. Die Visaverlängerung muss geklärt werden, wir brauchen neue Reifen fürs Gespann und mein Blog ist auch schon lange ziemlich stiefmütterlich behandelt worden, aber an keiner Ecke komme ich weiter. Bei den Internetseiten der Emigrationsbehörde mache ich fast ein Computerdiplom und dann versuche ich nebenbei Reifenhändler zu kontaktieren, aber alle winken gleich ab, wenn ich die Größe unserer Reifen durchgebe – wir können hier nur entweder größere oder kleinere Reifen bekommen, aber Beides hilft uns nicht weiter denn die größeren Reifen passen nicht zwischen die Gabel und die kleineren legen das Fahrzeug soweit tiefer, dass wir nicht mehr damit offroad fahren könnten – was ja überhaupt nicht in Frage kommt…. Mit einem Reifenhändler verabrede ich mich allerdings, er will sich die Sache wenigstens mal anschauen und sein Bestes versuchen. Tja – und was den Blog anbelangt … Ailsa und ich unterhalten uns einfach zu gut.
Abends treffen wir dann die „Jungs“ vom BMW Verein (international ist der BMW Fahrer eher im gesetzten Alter und hat etwas Spielraum auf dem Konto – besonders gilt dies für die vereinstechnisch organisierten Gummikuhjockeys). Hier bekommen wir wenigstens ein paar Telefonnummern und auch das Versprechen, einen C-Schlüssel ausleihen zu können, den braucht man mit BMW nämlich, um den Auspuff abschrauben zu können.
Am nächsten Tag wird dann wieder rumtelefoniert, wir möchten unser Moped gern in einem Cafe/Werkstattprojekt reparieren, wo man den Schrauberplatz und das Werkzeug ausleihen kann und mit etwas Glück bekommt man evtl. sogar ein paar Tipps. Das einzige Problem hier ist, dass wir erst Montag vorbeikommen können, denn am Wochenende haben sie hier ihre offizielle Eröffnungsfeier – zu der wir eingeladen werden.
Jetzt müssen wir erst mal sehen, ob wir noch ein paar Tage bleiben dürfen – ich habe mir zwar wirklich Mühe gegeben und für alle jeden Abend was nettes und leckeres gekocht, aber immerhin haben wir ja schon überzogen und unsere dauernden größeren und kleineren Dramen sind auch für die Zuschauer vielleicht nicht immer nur lustig – besonders als ich völlig am Ende bin weil Kevin unseren Geldbeutel mit allen Kontokarten unterwegs verloren hat und wir nun hin und her telefonieren, um wenigstens die Visakarte zu sperren (was sich am nächsten Tag als unnötig erweist, denn alles ist bei der Polizei abgegeben worden). Aber Ailsa ist ein Schatz – natürlich dürfen wir noch bleiben, wenigstens bis zum 11. Denn anschließend hat sie schon wieder neue Couchsurfer in der Warteschlange.
Das Highlight dieser Woche ist der Sonntag – kein Schrauben, keine Notfälle, kein Rumtelefonieren und organisieren – Ailsa lädt uns ein, mit ihr nach Freemantle zu fahren, dort wohnt ihr Sohn und es gibt im Bowlingclub ein Fest um Hilfsgelder für eine kambodschanische Schule zu sammeln. Freemantle hat ein ganz anderes Flair als Perth, es ist irgendwie freundlicher. Hier ist wohl eher das Künstlerviertel der Westküste – in Perth ist das Geld ….
Wir verbringen einen entspannten Nachmittag und unterhalten uns mit vielen Leuten und beschließen dann, eine Stadtrundfahrt zu machen, aber zuerst müssen wir noch eine persönliche Wallfahrt einschieben, denn hier auf dem Friedhof ist das Grab von Bon Scott – dem ersten Leadsänger der Rockband ACDC und da müssen wir unbedingt unsere Aufwartung machen. Gar nicht so einfach – der Friedhof ist riesig und nach Glaubenszugehörigkeit eingeteilt, aber woher sollen wir wissen, in welcher Ecke wir da suchen müssen? Am Ende weis es dann Herr Google – der ist besser als der Geier und obwohl das Grab recht unscheinbar ist führt uns der Internetalleswisser hin aber erst nach ein paar Ehrenrunden in die verschiedensten Ecken haben wir endlich einen Anhaltspunkt gefunden mit dem Herr Google etwas anfangen kann und wir werden fündig…. Wir sind recht überrascht, wie klein und unscheinbar die letzte Ruhestätte der Rockberühmtheit ist.
Dann fahren wir noch mal ins Zentrum und saugen die sonntägliche Atmosphäre in uns auf: Die Straßen hier sind für den Verkehr heute gesperrt, es wird dort zu indischer Musik getanzt, die Kinder hocken auf dem Boden und malen Kreidebilder und die Gebäude sind überwiegend älter – ich denke mal wieder, das die Australier britischer sind, als sie denken und das so England aussehen würde, wenn es auf der Insel mehr Platz gäbe.
Endlich ist Montagmorgen und die beiden Männer machen sich auf zu Spadille (wohl ein wenig vom Acecafe abgeschaut) um endlich dem Leck am linken Zylinder zu Leibe zu rücken und ich irre einmal mehr durch die unendlichen Tiefen des Cyberspace auf der Suche nach der richtigen Seite, auf der ich einen Antrag zur Verlängerung unseres Australienvisums stellen kann – selbst Ailsa kann es nicht fassen, durch was für einen Wust an blöden Fragen man sich da arbeiten muss: in welchen Ländern war man länger als 3 Monate in den letzten 5 Jahren, alle Verwandten aufzählen, die nicht in Australien leben, hat man jemals irgendwo Visaprobleme gehabt - soll ich hier angeben, dass wir unser Russlandvisum überzogen haben und dort deshalb so gut wie vorbestraft sind? Nee lieber nicht – obwohl vielleicht würde das ja nach der letzten Zusammenkunft zwischen Toni Abott und Putin zu unseren Gunsten ausgelegt werden?! Um mich ein wenig aufzuheitern rufe ich zwischenzeitlich beim Reifenhändler an und erfahre, dass wir in anderthalb Wochen neue Reifen von Antique Tires hierher geliefert bekommen könnten – so lange wollen wir dann aber doch nicht mehr hier bleiben dann müssen wir eben sehen, wie wir mit den abgefahrenen Reifen wenigstens noch bis Adelaide kommen.
Kev und Frank sind schon mittags wieder zurück – jedoch ohne so recht zu wissen, ob sie das Problem nun behoben haben oder nicht und als wir später zum Supermarkt fahren, um für unser Abschiedsessen einzukaufen (ich habe Ailsa einen Kerstinspezialfishermans Pie versprochen) suppt der Zylinderkopf fröhlich und in alter Frische vor sich hin…..
Zum Glück hat sich allerdings Nick bei uns gemeldet – ein Freund von Freunden – er wohnt in Bridgetown und hat jede Menge Werkstattplatz, Schrauberwissen und Werkzeuge, die wir benutzen dürfen – also beschließen wir, morgen auf jeden Fall abzureisen – müssen wir eben noch 270 km mit dem schadhaften Zylinderkopf schaffen.
Unser letzter Abend wird trotz der vielen unerledigten Probleme lustig – der Fishermans pie ist ein Erfolg und wir alle haben genügend Wein und lustige Geschichten die wir zum Besten geben können
Der Abschied von Ailsa fällt schwer – wir haben die Zeit hier genossen, obwohl wir immer noch keinen Schritt in irgendeiner Richtung weitergekommen sind – immerhin wissen wir, was nicht das Problem ist .. und dass wir zwar neue Reifen bekommen können, aber nicht hier und außerdem wissen wir, dass es nicht einfach werden wird, Visaverlängerungen zu bekommen.
Auf der Fahrt in Richtung Bridgetown ändert sich die Landschaft erheblich – es wird endlich etwas hügeliger und dann gibt es auch wieder Bäume. Wir befinden uns so langsam im Weinanbaugebiet Westaustraliens und es wird außerdem hundsmiserablig kalt – es fühlt sich an wie November zuhause und man bekommt trotz der blühenden Rosensträucher fast ein vorweihnachtliches Gefühl Glühwein wäre auch nicht schlecht … da hat Kev tatsächlich recht behalten, als er vor 2 Wochen während wir uns fühlten, als ob wir durch einen gigantischen Heißluftfön fahren würden und unterwegs von eiswürfelgekühlten Getränken träumten prophezeit hat, dass wir im Süden wahrscheinlich über die Kälte meckern würden..
Es sind zwar tagsüber immerhin noch 18/19 Grad, aber nach einem halben Jahr ständig um die 40 Grad ist das eisig. Nick hat eine riesige Garage, in der wir schrauben und campen können und wir sind froh, dass wir die neuen Daunenmatten und den Winterschlafsack haben, in den wir uns kuscheln können.
Nick, Stacey und ihre beiden Kinder sind sehr herzlich und dank Nicks unerschöpflichen Fundus an BMW-Teilen sowie seinem ebenso großen Wissen und seiner Hilfe bekommen wir tatsächlich den Motor endlich dicht – auch wenn sich herausstellt, das es nicht nur aus der Zylinderkopfdichtung, sondern zusätzlich auch noch aus dem Ölfilteranschluss tropft – sogar eine neue Benzinpumpe wird angeschlossen und die Ventile eingestellt.
Wir schrauben 2 Tage lang und werden so verwöhnt, dass ich beschließe, mich mit einem Gulasch und einem Käsekuchen zu revanchieren – wird zwar beides nicht so hundertprozentig wie zu Hause aber ich weis mir mittlerweile was das Beschaffen von Zutaten und improvisieren anbelangt schon ganz gut zu helfen.
Unsere Bankkarte die eigentlich eine Visakarte sein soll und die Kerry uns aus Tasmanien hierhergeschickt hat entpuppt sich als normale Bankkarte, die an allen Visaplusautomaten funktioniert – das ist blöd, denn wir brauchen eine richtige Visakarte, um den Antrag für die Visumverlängerung abschicken zu können – es bleibt uns also nichts anderes übrig, als auf die neue Karte zu warten, die aus Deutschland hierher unterwegs ist …. Frank nutzt seine Zeit hier, um seine Lungenaufnahme machen zu lassen – die ist nämlich für die weitere Bearbeitung seines Antrags nötig – um sicherzustellen, dass er nicht an TB leidet nach seinen langen Aufenthalten in Asien und diese nun nach Australien einschleppt – wir alle finden dies reichlich merkwürdig, denn wir wurden ohne Gesundheitscheck für 3 Monate ins Land gelassen und hätten im Falle einer Erkrankung nun schon fleißig alles um uns herum anstecken können – na ja – es gilt hier das Gleiche, wie überall, man muss Bürokraten nicht unbedingt verstehen, wohl aber befolgen, zumindest wenn man etwas von ihnen möchte…..
Während Frank nun so langsam vorankommt mit seiner Visaverlängerung müssen wir noch immer damit warten, unsere endlich abzuschicken.
Nach 3 Tagen intensiven Schraubens soll es endlich ohne Probleme weitergehen – Nick gibt uns noch eine Anlaufadresse für unterwegs, er denkt noch immer, dass wir uns noch einmal mit dem Hinterrad beschäftigen sollten, denn wenn wir einmal auf der langen Stecke der Nullarbor unterwegs sind werden wir nicht so leicht Hilfe finden wenn wir in Schwierigkeiten stecken – sein Freund Harry in Jerramungup fährt ebenfalls BMW-Gespanne und kennt sich damit aus. Er hat außerdem einen Engineering shop, was bedeutet, dass er was bauen kann um unser Hinterrad vernünftig zu stabilisieren.
Mit all den guten Ratschlägen im Gepäck werden am frühen Morgen beide Mopeds gepackt, vor die Tür geschoben und nach ausgiebigem Abschied von der ganzen Familie soll es losgehen … Nick steht bereit zum winken, Franks Rosinante brummt schon ….. unsere Liza macht keinen Mucks!
Es ist zum Verrücktwerden! Das hat sie jetzt schon seit langem nicht mehr gemacht und wir dachten eigentlich, dass der Fehler behoben wäre!
Nach ein paar fruchtlosen Versuchen und etwas Gefummel an Kabelverbindungen, die wir so erreichen können geben wir allerdings auf und schieben unser Unglücksmädel wieder in die Garage.
Liza hat wahrscheinlich erkannt, dass sie um sich wieder fit zu fühlen nun hier und jetzt etwas tun muss, denn Nick ist Elektriker und hat sehr schnell das Problem gefunden – ein schadhaftes Zündkabel. Haben wir ja zum Glück noch eins und dann brummt sie wieder wie am Schnürchen – nebenbei wurden noch ein paar wackelige Kabel neu verlötet und dann alles schön mit Kabelbindern aufgeräumt.
Ich schätze Nick ist nun extrem froh, als wir endlich abfahren und auch nicht mehr stehenbleiben, wahrscheinlich wird er für die nächsten 2 Monate Albträume durchleiden, in denen wir, ein Container von Einzelteilen und jede Menge Kabelsalat vorkommen.
Das Wetter hat sich endlich etwas verbessert – wir haben uns echt die besten Tage mit Regen und Sturm zum Schrauben ausgesucht und nun kommt tatsächlich die Sonne wieder raus – kalt ist es allerdings noch immer, ich habe die komplette Motorradkluft mit Lederhosen und Handschuhen an und friere trotzdem. Die Landschaft ist irgendwie sehr britisch hier mit rollenden Hügeln, Wald und weidenden Kühen überall
Gott-sei-dank wollen wir heute nicht so weit. Bis Margaret River und dem Campingplatz, den Ailsa uns dort in der Nähe empfohlen hat sind es gerade Mal 130 Km. In Margaret füllen wir unsere Vorräte auf und gönnen uns ein Bier in der wärmenden Mittagssonne, dann sind es noch Mal 25 Km bis zum Campingplatz, wo wir uns ein himmlisches Eckchen für unsere Zelte suchen, ein Feuer anmachen und ich zaubere uns leckere Käsekartoffeln mit Hackfleischrolle – wer hat eigentlich behauptet, dass man beim Campen nicht auch gleichzeitig gut leben kann?
Es ist so nett hier, dass wir am nächsten Tag beschließen, eine weitere Nacht zu bleiben und einfach mal einen sorglosen Tag haben, an dem wir uns um nichts weiter kümmern müssen – ich komme denn auch endlich mal dazu, etwas zu schreiben und Bilder zu sortieren, damit ich nun auch die beiden verkauften Tage abschicken kann – zumindest wenn wir eine Internetverbindung finden, die dies erlaubt.
Wir sind schon früh wach, es ist ein herrlicher Tag mit blauem Himmel und Sonnenschein. Für heute sind so ca 200 km in der Planung, bis zu einem anderen Nationalpark, den Ailsa uns empfohlen hat. Dort soll es neben Toiletten sogar Wasser geben und so brauchen wir unsere Kanister nicht unterwegs füllen, aber einkaufen müssen wir noch und außerdem brauchen wir dringend Internet um die Arbeit von Gestern abschicken zu können und zu sehen, ob irgendwer sich gemeldet hat, denn ich habe Bilstein in Australien wegen des defekten Stoßdämpfers und einen Reifenhersteller angeschrieben in dem Versuch, ein wenig Sponsoring zu bekommen – Frank möchte nachschauen, ob sich im Bezug auf sein Visum schon was getan hat. Wir halten in Pemberton – dem nächsten größeren Ort auf der Landkarte an, aber er ist mal wieder nur auf der Landkarte erwähnenswert – die „Stadt“ selbst besteht aus 2 Straßen, einem Hotel, 3 Läden für Touristen, einer Tankstelle, einem Bottleshop und einem kleinen Supermarkt – ich finde es ein wenig übertrieben, was sich hier so alles Stadt nennt.
Es gibt zwar den Hauch einer Internetverbindung, aber die ist so langsam, dass ich gerade mal mit Hängen und Würgen die beiden vorbereiteten Mails und noch eine an Harry und Jane mit der Anfrage schicken kann, ob wir Drei vorbeikommen dürfen und dann macht die Batterie meines Computers die Grätsche.
Wir decken uns noch mit ein paar Vorräten ein (hier ist alles eine ganze Ecke teurer), dann machen wir uns auf die Suche nach Fernhook Falls – einem weiteren Nationalpark (die meisten Nationalparks haben einen Campingplatz, der relativ günstig ist, dafür aber auch meist ohne Wasser und immer ohne Strom – die Gebühren kommen in einen Umschlag und werden mit Anzahl der Nächte und Platznummer versehen in einen dafür aufgestellten Briefkasten gesteckt– manchmal schummeln wir allerdings, denn wir fühlen uns anderweitig genügend abgezockt)
Da wir uns mit Einkaufen und Internetkorrespondenz relativ lange aufgehalten haben machen wir uns schnell daran, unsere Zelte aufzubauen, dann wird Feuerholz gesammelt und in der praktischen Feuerstelle Abendbrot gekocht. Heute gibt’s wieder Kartoffeln mit getrocknetem Tomatenfrischkäse gematscht (echt lecker) und dann zur Feier des Tages Steaks dazu hinuntergespült mit billigem australischem Rotwein im 4 Literkarton. Ich finde es recht merkwürdig, das 4 Liter Wein billiger sind, als ein 6 Pack Stubbies besonders in einem Land wie diesem, das ein solch verklemmtes Verhältnis zu Alkohol zu haben scheint.
Einmal mehr fühlen wir uns privilegiert, wir verbringen einen weiteren Tag in unglaublicher Natur mit einem Essen vom Campfeuer, das besser schmeckt, als im Sternelokal und das obwohl unsere Küche vom Ordnungsamt sicher gleich geschlossen würde und das Fleisch ein wenig zäh ist.
Mittlerweile ist es dunkel geworden, wir lehnen uns zurück, genießen billigen Fusel als wäre es Chateau Laffite und den wunderschönen klaren Sternenhimmel, der durch die Baumkronen schimmert – musikalische Untermalung des Ganzen kommt vom australischen Buschkonzert – witzig, manche der einheimischen Papageienvögel klingen eher wie die Affenbande im asiatischen Dschungel.
Wir gehen mit den Kakadus ins Bett und stehen mit ihnen auf, denn wir haben uns ja noch gar nicht die Wasserfälle hier angeschaut und dann wollen wir weiter, am liebsten bis zu Harry und Jane, wenn wir denn wissen, ob wir dort willkommen sind und dafür müssen wir entweder Internet oder ein Telefon finden.
Also packen wir wieder alles ein, gönnen uns ein Frühstück und machen uns gestärkt auf den Weg nach Denmark ( wieder mehr Landkarte als sonst was), vorbei an witzigen Schildern wie Macintosh Lane (schottischer Architekt und Namensgeber für das britische Äquivalent des Ostfriesennerzes), Wellington Reef (Lord Wellington gab in England den Gummistiefeln ihren Namen) und an dem kleinen Ort Bornholm, der hier direkt neben Denmark liegt….
Wir finden sowohl eine Telefonzelle, als auch Spuren von Internet und somit eine Antwortmail von Harry und Jane, die uns mitteilt, dass wir auf jeden Fall willkommen sind – super, da lässt sich nur hoffen, dass dies das auch noch so ist, wenn wir einen Tag früher als angekündigt da sind und frohen Mutes geht es in Richtung Jerramungup, wo die beiden leben.
Der Weg führt uns durch Karry und Tingle Tree Wälder – man fühl sich recht klein zwischen den Baumriesen und wir halten im Tal der Giganten um uns dort einen Tingle Wald anzuschauen, den Tree-Top-Walk lehne ich allerdings kategorisch ab. Zum einen zu teuer und außerdem langt mir die letzte derartige Erfahrung aus Malaysia für den Rest meiner Tage……
Obwohl wir uns Zeit nehmen und versuchen hinter den dunklen Wolken zu bleiben, die einen Regensturm versprechen sind wir schon früh im Ort und gerade rechtzeitig, um unter einem Dach mit Bänken und Tischen darunter Unterschlupf zu finden, bevor das Gewitter so richtig loslegen kann – da haben wir ja mal ausnahmsweise Glück gehabt und nach dem Gewitter versuchen wir dann den Flughafen zu finden – in dessen Nähe laut unseren Angaben Harry und Jane leben. Drei Mal fahren wir an dem Schild vorbei, dass zum Airstrip führt, bis wir einsehen, dass dies wohl der Flughafen sein muss und folgen der Staubpiste, bis wir am Eingang des Airstrips stehen und nicht mehr weiter wissen. Es gibt hier eine große Halle, aber wir sind nicht sicher, ob die zum „Flughafen“ gehört und außerdem ist da noch ein Schild welches ein B&B ankündigt und während wir uns so die Schädel kratzen erscheint ein Hühne mit dem eindrucksvollsten Rauschebart, den ich seit langem bewundern durfte und winkt uns herein.
Harry ist gebürtiger Niederländer, er kam vor über 30 Jahren mit seinem Motorrad in dieses Land, nachdem er zuvor die halbe Welt bereist hat. Er lernte Jane kennen und blieb.
Die beiden reisten durch den Kontinent und arbeiteten im Schafschurgeschäft und zogen 12 Jahre lang mit ihrem BMW Gespann durchs Land bevor sie sich hier niederließen. Harry machte sich als Maschinenbauer selbständig und Jane seine quirlige kleine Frau führt ein B&B und Partyservice. Wir wollen unsere Zelte auf dem riesigen Grundstück aufstellen, aber das kommt gar nicht in Frage – die beiden kennen das Nomadenleben zur Genüge und wissen, wie schön es sein kann, zur Abwechslung mal in einem Bett schlafen zu dürfen. Wir werden mit offenen Armen und einem kalten Bier aufgenommen und fühlen uns sofort wohl – das sind Leute wie wir mit Leidenschaft fürs Motorradfahren und Abenteuer, Lachfalten, einem gemütlichen Chaos aus Hühnern hinterm Haus, einem halbfertigen riesigen Garten, der überall zwischen Gebüsch kleine Skulpturen, Ornamente und angefangene Projekte enthält und einer Terrasse mit selbstgebauten Möbeln, einem Sammelsurium an allem möglichen (von Gummistiefeln über Werkzeuge und Schildern mit Sinnsprüchen wie: „Beer is proof that God loves us and wants us to be happy“) und unser erster Abend verfliegt unter lustigen Geschichten aus aller Welt und viel Gelächter.
Den nächsten Tag verbringen Kevin und Harry in der Werkstatt, wo sie unsere Hinterachsenprobleme untersuchen. Harry hat schon nach kurzer Zeit Ideen, wie er unser Gespann verbessern kann und macht sich gleich an die Arbeit während Jane und ich in den Ort fahren, Zutaten fürs Abendbrot einkaufen, dem Op-Shop (ein Secondhandladen, der von freiwilligen Helfern und Spenden aus der Gegend lebt und dessen Einkünfte zur Verbesserung des örtlichen Lebens dienen) einen Besuch abstatten und dabei komme ich nicht umhin festzustellen, das wir in noch so einigen anderen Dingen Gemeinsamkeiten haben (besonders in der Küche). Heute möchte ich für uns alle kochen und stelle fest, dass Jane ebenso wie ich zu Hause einen großen Vorrat an selbstgemachten Zutaten hat, die ich mitverwenden kann und darf.
Eigentlich wollen wir gar nicht so lange bleiben, aber Frank bekommt eine Nachricht, dass sein Visum bis Mitte Mai verlängert ist also hat er keinen Zeitdruck mehr, die Reparatur zieht sich ein wenig hin, wir machen gemeinsame Ausflüge – mal mit Jane im Auto zum nahegelegenen Fitzgeraldbioreservat und dann als unsere Liza wieder fit ist müssen wir natürlich noch den Dirtroadtest machen, also einen Ausflug mit Harry und Jane im K-Gespann zusammen, die Umgebung erkunden und dann bekommen wir eine Nachricht von Ailsa, dass unsere neue Visakarte bei ihr angekommen ist also geben wir ihr diese Adresse zum nachsenden, sie kommt natürlich nicht pünktlich vor dem Wochenende an und so beschließen wir nach dem großzügigen Angebot so lange zu bleiben, wie wir wollen, hier auf die Karte zu warten damit sie uns nicht noch mal hinterhergeschickt werden muss und da Jane einige Projekte erwähnt hat, wie sie ihre Garten verschönern möchte beschließen wir uns für die Gastfreundschaft zu revanchieren, indem wir alle kräftig Hand anlegen. Es wird Mulch ausgebracht, eine Kräuterspirale, ein Brunnen und ein paar Beete gebaut und nachdem wir große Probleme haben, Harry dazu zu bringen, uns für seine Arbeiten bezahlen zu lassen – er hat eine neue Achse gedreht und eine Halterung mit einem zusätzlichen Radlager gemacht, die dem Ganzen viel mehr Stabilität verleiht – fühlt es sich gut an, auch etwas tun zu können.
Unsere Zeit bei diesen wunderbaren Menschen verfliegt viel zu schnell und wir verlassen diesen Ort mit zwei neuen Freunden, weiteren Anlaufstellen für den Weg, in meinem Fall jeder Menge guten neuen Rezepten im Gepäck und der Hoffnung, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden.
Nachdem wir morgens vergeblich auf die Ankunft unserer Visakarte gewartet haben und dann noch Unzeiten damit verschwenden, dass wir versuchen herauszufinden, wo sie denn nun abgeblieben ist bleiben wir noch zum Mittagessen, machen Abschiedsphotos und dann geht es völlig verspätet auf die Piste – wir haben uns vorgenommen, es heute bis Esperance bzw. Cape le Grande zu schaffen. Das sind 380 km und wir müssen auch noch ein paar Vorräte in der Stadt besorgen, was sich erfahrungsgemäß auch immer ein wenig hinzieht und so wird es dann auch schon dunkel bevor wir den Nationalpark erreichen. Zum ersten Mal seit wir in Australien sind sehen wir auf den Feldern neben der Straße Herden von (Kängu)Roos und ich dachte schon, die seien mittlerweile ausgestorben, denn bis dato haben wir außer 3 lebenden Exemplaren nur die flache Variante am Straßenrand liegen sehen und prompt finden wir auch heraus, warum das so ist: Scheinbar hat jede Herde der possierlichen Tiere ein paar suizidgefährdete Mitglieder, die sich unbedingt vor ein dahinbrausendes Fahrzeug werfen müssen und mehrmals hat Frank ein Riesenglück, denn er schafft es, den großen Tieren auszuweichen und ich muß Kev in die Seite boxen, damit er nicht von hinten draufknallt … irgendwie ist er heute etwas unaufmerksam….
Als wir dann endlich in der Finsternis den ersten Campingplatz erreichen ist der natürlich proppenvoll und Frank wird sauer: Ich hab ja gleich gesagt, dass wir eher hätten losfahren müssen … blablabla.
Der Campingplatzangestellte meint, wir müssten zurück nach Esperance fahren, hier sei schon morgens immer alles voll, aber wir könnten es vielleicht auch an Lucky Beach versuchen – da ist noch ein Campingplatz. Lucky Beach sind nur 10 Km und wir haben außerdem auf keinen Fall Lust, den ganzen Weg zurückzufahren. Zum einen haben wir den Eintritt für den Nationalpark schon bezahlt und zum anderen haben wir auch keine Lust mehr auf die Kamikaze-Kängurus.
Der zweite Campingplatz hält, was sein Name verspricht und es gibt mehr als genug Plätze, um unsere Zelte aufzubauen. Es ist so richtig kalt und ich muss mich erst Mal eine Weile warmzittern, bis ich es überhaupt schaffe, aus dem Beiwagen zu klettern, aber zum kochen habe ich heute definitiv keine Lust mehr. Heute gibt’s mal nur belegte Brote – zum Glück hat Jane eins frisch für uns gebacken bevor wir weggefahren sind.
Am nächsten Morgen machen Kev und ich noch einen Erkundungsgang zum Strand und dann beschließen wir, es noch einmal auf dem anderen Platz zu versuchen, der war schon schöner, als hier. Das Zelt abbauen und Frühstücken dauert dann allerdings etwas länger, denn wir bekommen Besuch von einer Kängurumama mit ihrem Nachwuchs im Beutel und sie braucht schon eine Weile, bis sie versteht, dass wir sie nicht füttern werden (das machen dann 2 junge Chileninen).
Als wir dann endlich zum zweiten Platz kommen bin ich eigentlich davon überzeugt, dass wir zu spät sind aber es gibt noch zwei Plätze – eigentlich finde ich es ja doof, Zelt ab, Moped packen, Zelt wieder aufbauen … aber ich freue mich trotzdem, dass wir heute nicht mehr weiterfahren und noch einen Tag am Meer verbringen. Zum Schwimmen ist es allerdings viel zu kalt – auch wenn die Sonne scheint – dies ist der südliche Ozean, der bekommt nicht mehr als meinen dicken Zeh eingetaucht….
Kev ist in seinem Element, er packt seine Angel aus und ist für den Rest des Tages verschwunden und ich habe tatsächlich mal ein gutes Buch ergattert (Bücher habe ich in der letzten Zeit immer mal wieder auf irgendwelchen Campingplätzen aufgelesen – jeder hinterlässt dort seine Bücher für Andere und wenn der dann damit durch ist, tut er das gleiche, aber meist habe ich sie wirklich nur gelesen, weil ich nichts Besseres hatte – dieses ist tatsächlich richtig lustig). Frank geht auf Fotosafari – kein Wunder, denn mit dem Sonnenschein kommen die wunderbaren intensiven Farben dieses Kontinentes so richtig zur Geltung - und wir haben alle was von diesem Tag – Kev fängt sogar genügend Fische für’s nächste Frühstück.
Mehr als diesen einen Tag gönnen wir uns allerdings nicht, denn wir müssen so langsam mal in Richtung Osthälfte des Kontinents aufbrechen
In Esperance halten wir noch einmal an, ich mache das Meiste aus meiner Chance, ins Internet zu kommen und packe schnell ein paar neue Bilder in Netz und kontrolliere meine Emails. Natürlich ist unsere Visakarte Gestern in Jerramungup angekommen. Ich habe gerade mal genug Zeit, Harry und Jane eine Nachricht zu schicken, was sie nun mit der Karte anstellen sollen und dann noch eine Anfrage an Antique Tyres wegen neuen Reifen, dann drängelt Frank schon wieder, dass wir weiterfahren sollten (ich frage mich manchmal, was für Termine denn nun gerade so dringend sind ) – ich habe hier so selten die Chance mal ins Internet zu kommen, denn mein Stick funktioniert nur in größeren Orten und wenn ich dann mal dazu Gelegenheit habe, versuche ich alles zu erledigen, was ich kann – es hat sich ja dann auch immer viel angesammelt – irgendwelche Ersatzteile besorgen, Unterkunft regeln, Visa verlängern, Korrespondenz erledigen, unserer neuen Visakarte hinterher spüren…… und immer vergesse ich irgendwas, was auch wichtig gewesen wäre.
Wir decken uns noch mal so richtig mit Lebensmitteln ein, denn auf den nächsten 2000 Km wird das schwierig werden, wir sind kurz vor der Nullarbor, eine lange Strecke, die überwiegend nur geradeaus geht quer durch den Kontinent. Eine Strecke, an der es ein paar Roadhouses gibt und sonst nicht viel ( Nullarbor bedeutet keine Bäume). Das Meiste geht dann auch noch schnurgeradeaus und wir rechnen damit, für mindestens 1 Woche unterwegs zu sein, bis wir wieder in eine besiedelte Gegend kommen, wo die Preise halbwegs normal sind.
Für den Moment fahren wir allerdings durch die baumreichste Gegend in ganz Südaustralien bis wir irgendwann an das Schild der längsten Geraden in Australien kommen,( nicht das die wenigen angedeuteten Kurven die es sonst so gibt viel Unterschied in der Eintönigkeit des Fahrens machen würden) Wir halten allerdings fürs Foto – muss ja sein.
So geht es nun den ganzen Tag, ab und an kommen wir mal an einem Roadhouse vorbei und immer wieder fallen uns Schilder auf, die zum Nullarbor Golfkurs führen – man wird ja dann schon mal neugierig und so finden wir dann auch endlich irgendwann in einer Touristenbroschüre Auskunft dazu und natürlich habe ich seitdem auch meine Internetrecherchen betrieben (zumal es auffällig viele Golfplätze und –clubs in diesem Land zu geben scheint, was so jemanden wie mich dann natürlich gleich neugierig macht). Nachdem ich nun die verschiedensten Informationen dazu aufgenommen und verarbeitet habe stellt sich für mich da Ganze folgendermaßen dar: der Nullarbor Golfkurs ist der längste 18 Loch Golfkurs der Welt, das erste Loch ist in Kalgoorlie, das letzte in Ceduna (jeh nachdem in welche Richtung man fährt) – die Idee dazu entstand als 2 Mitglieder der Eyre Highway Operators Association ( Unternehmer, die Motels, Roadhouses, Tankstellen etc entlang dieser Strecke führen) sich über einer Flasche Rotwein Gedanken dazu machten, wie man wohl den Umsatz in dieser Gegend ankurbeln könnte. Sie gingen davon aus, das zum einen Golfer exzentrisch (so nennt man Verrückte reiche Menschen) genug sind, um erst mal die Spielkarte an einem Ende der Strecke für 70 $ zu kaufen und dann über 1365 km jedes der 18 Löcher anzufahren, es zu spielen und dann hoffentlich auch mindestens über Nacht wenn nicht gar länger zu bleiben. Na ja ich kann es nicht verdenken, wenn man in einer solchen Einöde lebt, dann muss man schon auch kreativ werden, um Touristen anzuziehen, zumal ansonsten die Strecke tatsächlich derart langweilig ist, das die Meisten sie einfach nur versuchen, so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Die Sehenswürdigkeiten der weltgrößten Kalksteinplatte (200000 qkm) liegen ansonsten eher im bestaunen einiger verlassener Gehöfte, Höhlen und den Klippen – und die sind eher selten in der Nähe der nicht sonderlich anheimelnden Roadhäuser. Eine weitere Auffälligkeit, die meine Recherche mit sich bringt, ist die Tatsache, dass Australier insgesamt extrem sportversessen sind und Golf noch nicht mal sonderlich oft erwähnt wird wenn es um Sport geht, aber dies nur am Rande
Nun ja – wir spielen nicht Golf sondern suchen uns abends einen 24 Stundenparkplatz, der recht nett ist und bauen unsere Zelte auf. Wir werden fündig und schon fängt auch wieder der Ärger an - als wir unser Moped umparken wollen, springt sie wieder nicht an – Mann so langsam langt es aber – jeden Tag ist was Neues und dann nach 10 Minuten springt sie auf einmal wieder an – super und keiner weis warum und ob sie das denn Morgen früh auch wieder macht oder wenn wir das nächste Mal den Motor ausmachen müssen oder wenn wir auf sandigem Untergrund parken, wo sich das Gespann einfach nicht anschieben lässt… aber am nächsten Morgen startet sie wieder ohne Mucken und wir beschließen, uns erst dann Sorgen zu machen, wenn es ernst wird.
Die Landschaft ändert sich wenn überhaupt, dann nur sehr schleichend und noch immer kein Zeichen von Null Arbor – wir haben jetzt allerdings weniger Arbor und meist gerade Strecke – laaangweilig.
Unterwegs fällt uns auf, dass wir ja bald nach Südaustralien kommen und da dürfen wir mal wieder kein Obst und Gemüse mit über die Grenze nehmen – die spinnen die Aussies, als ob Fruchtfliegen nicht fliegen könnten. Jetzt haben wir allerdings so richtig viel Gemüse dabei, denn ich hatte beim Einkaufen nicht daran gedacht, dass wir alles Frische vor der Staatsgrenze weghaben müssen. Also gibt es heute Gemüsesuppe mit extrem viel Gemüse drin – schmeckt aber lecker.
Am nächsten Tag schaffen wir es bis direkt vor die Staatsgrenze, dann halten wir an einem Roadhouse, wo ich nachfrage, ob wir hier kontrolliert werden, oder in Ceduna (so steht es jedenfalls auf Franks Straßenkarte), aber das Mädel im Roadhouse sagt, dass dies hier passiert und so schlagen wir uns in den australischen Busch –die hiesigen Campingplatzpreise wollen wir nämlich nicht bezahlen – dazu irren wir allerdings eine ganze Weile in den Dünen herum, denn überall sind No- Camping- Schilder und die Strafen wenn man dort erwischt wird sind gesalzen.
Irgendwann finden wir dann aber doch ein gemütliches Plätzchen und wieder, als wir das Moped umparken wollen – springt sie nicht an.
Während ich also anfange, unser ganzes Gemüse zu kochen baut Kev das Motorrad auseinander, in der Hoffnung herauszufinden, was denn nun nicht stimmt. Der Tank kommt ab, alle Kabel scheinen in Ordnung zu sein, er kämpft sich bis zum Anlasser vor, drückt zwischendurch immer mal auf den Starterknopf und irgendwann aus völlig unerfindlichen Gründen geht sie wieder an – na ja dann hoffen wir mal, dass sie das morgen früh auch noch tut, denn hier ist genau so eine Ecke, wo man nicht anschieben kann.
Frank und ich schnippeln Gemüse wie die Weltmeister und müssen uns dabei kaputtlachen – das ist schon bescheuert was wir hier machen – aber das ganze (teure) Gemüse an der Grenze in die Tonne kloppen kommt ja gar nicht in die Tüte.
Nach dem Großküchenkampftag gönnen wir uns unseren letzten Wein, denn der Traubensaft muss ja auch noch weg und beobachten dabei ein Gewitter, das weit entfernt am Horizont tobt.
Mitten in der Nacht werde ich wach, denn der Sturm hat uns eingeholt – die Zeltstangen biegen sich immer bedenklicher bis sie irgendwann auf mir liegen und es schüttet aus Kübeln. Natürlich drückt es sich da, wo das Zelt auf mir liegt rein und alles wir nass. Kev wird zwar kurz wach und mosert, weil ich ihm sage, er soll doch mal die Fenster zu machen und schläft dann auch gleich wieder ein während ich versuche, alles auf die Matten und somit ins Trockene – na ja eher ins leicht Feuchte – zu ziehen schnarcht er wieder glücklich vor sich hin. Ich versuche nicht darüber nachzudenken, was wir wohl alles draußen gelassen haben und wo es wohl hin geblasen wird.
Am Morgen sieht es dann auch entsprechend aus: alles in unserem Zelt ist feucht, eine der Stangen ist in der Mitte gespalten, Tisch und Stühle hat es umgeblasen und alles liegt im Matsch (natürlich haben wir auch fast kein Wasser mehr, um die Sachen vernünftig sauber zu machen). Etwas niedergeschlagen sammeln wir alles ein und versuchen wenigstens das Gröbste vom Schlamm zu befreien, dann packen wir die Motorräder und beten, dass Liza anspringt – sie tut es, nach ca. 300 m geht sie allerdings wieder aus – scheiße! Kev steigt ab und inspiziert die Zündkerzen, da fällt ihm auf, dass der Benzinschlauch nicht angeschlossen ist und die ganze Brühe auf den Boden statt in den Vergaser läuft (ich hatte gestern Abend den Kocher auffüllen müssen und danach natürlich vergessen, den Schlauch wieder richtig zu befestigen – toll na wenigsten springt sie nun wieder an.
An der Grenze stellen wir fest, dass Franks Karte recht hatte und nicht die dusselige Kuh am Roadhouse – wir haben noch fast 500 km bis zum Checkpoint auf denen wir unser Gemüse in Ruhe hätten verzehren können … hier wird nämlich nur die andere Seite kontrolliert.
Heute ist endlich mal wieder schöner blauer Himmel und so langsam kommen wir tatsächlich auf die baumlose Strecke. Immer wieder halten wir an Aussichtspunkten an, um Bilder von der unglaublichen Steilküste zu machen, aber meine Kamera gibt schon nach kurzer Zeit auf, denn alle Batterien sind leer und das, obwohl ich sie auf dem Motorrad beim Fahren geladen habe – so langsam geben sie wohl den Geist auf – wie so ziemlich alles – wir sind hier in Australien echt vom Glück verfolgt, bloß leider sind wir schneller. Zum Glück haben wir ja noch die kleine Point-and-shoot Kamera (mit noch einer funktionierenden Batterie).
An jedem Roadhouse halten wir an, in der Hoffnung unsere Wasserkanister auftanken zu können, aber leider scheint hier das erfrischende Nass wertvoller zu sein, als Gold. 15 Dollar sollen 10 Liter kosten, wer kann sich denn das leisten?
So fahren wir immer weiter und am Ende halten wir dann an einem kleinen heruntergekommenen Roadhouse mit Campingplatz und beschließen, hier die Nacht zu verbringen – da können wir ja bestimmt endlich in aller Ruhe sämtliche Batterien aufladen, mal wieder duschen, unsere Kanister auffüllen und Wäsche waschen. Leider ist hier alles zwar vorhanden – bloß mit dem funktionieren ist das so eine Sache – in dem kleinen Waschhaus mit den vielen Steckdosen gibt es keinen Strom – also keine Wäsche waschen und auch nix mit Batterien laden, das Wasser hier ist Salzwasser also gerade mal gut zum spülen, Internet gibt’s hier schon gerade gar keins und so können wir zum Schluss nur das Duschen auf unserer Liste abhaken (und die ist als ich endlich dran bin auch noch kalt)
Dafür gönnen wir uns jeder 2 kalte Bier aus dem Roadhouse und halten ein Schwätzchen mit dem Hausmeister – der ist aus Hamburg und steckt in diesem trostlosen Nest mit seiner Freundin für 2 Jahre fest, denn für ihr Aussievisum hat der Boss sie gesponsert und der Vertrag gilt nun mal für so lange.
Man darf es ja keinem erzählen, aber um kurz nach 8 sind wir schon alle im Zelt verschwunden – was soll man hier auch sonst anderes machen? Außerdem sitzen die Bäume alle voll mit Papageien und die werden uns mit ihrem Krawall zum ersten Morgengrauen mit Sicherheit aus den Federn schmeißen.
Die Nullarbor haben wir ja jetzt hinter uns, aber die Landschaft verändert sich nicht sonderlich – aus der Graslandschaft werden Viehweiden und Kornfelder so weit das Auge reicht, es wird schwer, einen Campingplatz zu finden, denn alles ist eingezäunt und so fahren wir ohne viel rechts und links zu schauen immer den überwiegend schnurgeraden Eyrehighway entlang in Richtung Port Augusta und Adelaide.
Gegen Spätnachmittag halten wir in einem Nest, das völlig ausgestorben zu sein scheint, einzige Zeugen, dass es hier Leben gibt sind eine Frau, die Wäsche aufhängt und ein Hund – ach ja und ganze 3 Autos, die wohl zur heutigen Hauptverkehrszeit in einer halben Stunde an uns vorbeifahren. Wir sitzen auf einer Bank im Schatten und überlegen, hinter wie vielen zugezogenen Gardinen wir jetzt wohl beobachtet werden. Mir fällt ein Spruch meines Freundes Gert ein: „ Ich hab nichts gegen Fremde, aber diese Fremden sind nicht von hier…“
Nach eingehendem Studium unseres Kartenmaterials beschließen wir, im Gawler Nationalpark zu übernachten und so machen wir uns wieder auf den Weg, um die Einfahrt zu suchen. Vorher brauchen wir allerdings noch Sprit und das erweist sich als relativ schwierige Aufgabe. Im nächsten Ort gibt es zwar eine Benzinpumpe, aber sonst auch nichts und so fahren wir weiter bis wir dann nach weiteren 30 km in den nächsten Ort kommen und hier haben wir Glück, der Tankstellenbesitzer ist gerade dabei aus seinem Auto zu steigen, als wir vorfahren und er lässt uns volltanken. Er meint, wir könnten auch von hier aus in den Nationalpark kommen, es sei zwar Schotterpiste, aber nicht weiter tragisch, wir müssten uns auch keine Gedanken machen wegen der 4 WD Strecke – das können wir leicht schaffen….
Frank sieht nicht wirklich überzeugt aus, abgesehen davon, dass er auf keinen Fall Sandpiste fahren will muss er sich auch noch Sorgen wegen seines abgerissenen Ölkühlers machen, der mit 2 Kabelbindern notdürftig befestigt ist – wir fahren ca 2 km die Wellblechpiste in Richtung Park, da hält er dann auch schon und meint, dass er dies keine 80 km mitmacht – wir drehen um und fahren auf dem Highway zurück und dann noch mal 40 km Wellblechpiste bis kurz vorm Parkeingang, wo wir uns ein Buschcamp suchen.
Den Park sehen wir dann allerdings auch am nächsten Tag nur von weitem, denn die Eintrittsgebühren sind gesalzen und auch die Campinggebühren extrem teuer alles zusammen gemischt mit Franks provisorisch befestigtem Ölkühler bewirkt, dass wir nun nach dem ganzen Gegurke wieder umdrehen und wieder bis zum Highway hoppeln, um dann in Richtung Port Augusta zu brausen.
Die Orte, durch die wir kommen sehen aus, als seien sie nach einem Thermonuklearangriff entvölkert – nur riesige Viehherden haben überlebt irgendwie fühlt man sich manchmal in die 70er Jahre zurückgebeamt, als auch bei uns auf dem Land das Leben noch langsamer vonstatten ging und jedes Dorf einen kleinen Laden hatte, in dem man von der Wurst bis zu Nägeln alles geschnitten oder am Stück kaufen konnte – 15 Nägel in einer Papiertüte…..ach jeh, das waren noch Zeiten.
Die Viehwirtschaft wird irgendwann von riesigen Getreidefeldern abgelöst … alles Gelb, soweit das Auge reicht. Port Augusta ist irgendwie nicht sonderlich einladend und so fahren wir nur durch und beschließen Harry’s Rat anzunehmen und weiter ins Land die Parallelstrecke zum Highway zu nehmen, denn die vielen Roadtrains hier gehen ganz schön auf die Nerven, sie brausen in jeder Richtung an uns vorbei und ich muss mir jedesmal den Kopf festhalten, denn der wird von den Windverwirbelungen der riesigen Trucks jedesmal nach hinten gerissen dass es schon wehtut.
Die Seitenstrecke erweist sich als super Tipp, landschaftlich so richtig schön mit malerischen kleinen Dörfern, die Häuser alle aus dem hiesigen Sandstein mit rundumlaufender Terrasse und endlich mal wieder ein paar kurvige Strecken durch die Ausläufer der Flinders Ranges, eine Bergkette, die sich bis zum Outback hochzieht.
Wir finden einen kleinen Campingplatz, wo wir bis auf einen weiteren bewohnten Wohnwagen die einzigen Gäste sind, der Besitzer fragt uns als wir anhalten, ob wir uns verfahren haben.
Er lädt uns dann auch gleich ein, später vorbeizukommen und beim füttern der Possums zu helfen.
Die sind wirklich possierlich, aber ich frage mich, ob es wirklich eine so gute Idee ist, sie auch noch zu füttern, denn die kleinen Beutelratten vermehren sich wie nix und klauen, was sie finden können – wir packen denn auch alles Essbare possumsicher in die Kisten der Motorräder und ins Zelt, hoffen dabei dann aber auch gleichzeitig, dass sie nicht wissen, wie leicht eine Zeltwand zerreißt….
Von hier geht es auf kleinen Landstraßen weiter und durch eines der wichtigsten Weinbaugebiete dieses Kontinents – das Clare Valley, weiterhin durch viele Ministädtchen ( manche sind kleiner als unser heimisches Dorf, nennen sich aber trotzdem Town) bis wir endlich Adelaide erreichen – hier haben wir eine feste Anlaufadresse, Sean, ein Motorradfahrer, den wir vor langer Zeit an der Westküste getroffen haben und der ebenfalls davon träumt, auf große Reise zu gehen lebt hier in einer der Vorstädte und hat genügend Platz in seinem Garten, dass wir hier unsere Zelte aufbauen können. Eigentlich wollten wir hier auf unsere Reifen warten, unsere Visumsverlängerung beantragen und endlich unsere Nachsendepost mit der Visakarte abholen, aber am Ende schaffen wir doch wieder nur eine von 3 Aufgaben – während Frank sich einen neuen Reifen aufziehen lässt nehmen Kev und ich den Bus in die Stadtmitte und finden wider Erwarten tatsächlich die Post, und bekommen nach Wochen des Hinterherschickens auch unsere neue Visakarte, ansonsten tut sich hier nun ein neues Problem für uns auf: wir entdecken, dass wir keinen Platz auf der Fähre nach Tasmanien mehr organisieren können – der gesamte Dezember ist völlig ausgebucht und selbst als wir bei der Fährgesellschaft anrufen bekommen wir nur die Auskunft, dass wir wenn überhaupt, dann nur auf die Warteliste für eine Überfahrt nach dem 15. Dezember aufgenommen werden können. Ich sehe schon alle Felle für ein gemütliches Weihnachtsfest mit Freunden schwimmen, da haben Kerry und Paul die rettende Idee: sie haben einen Freund, der ein Fuhrunternehmen betreibt und er hat tatsächlich an 2 Terminen noch Platz auf der Ladefläche für unser Moped – das ist zwar teuer, aber immerhin – unser Weihnachtsfest ist gerettet und wir können Tasmanien auch mit dem Moped auf die Hörner nehmen.
Das andere Problem, unser Visum schieben wir noch ein wenig auf die lange Bank. Ich habe beschlossen, damit bis zum letzten Moment zu warten, denn nach einem Telefonat mit der Emmigrationsbehörde habe ich erfahren, dass es nur wichtig ist, vor Ablauf des alten Visums ein Neues zu beantragen, dann bekommt man ein Brückenvisum und meine Hoffnung ist, das dies uns über die Feiertage rettet und uns Zeit gibt, alles andere, was wir brauchen (wie z.B. Kontoauszüge mit genügend Deckung für 7 weitere Monate in diesem Land) zu organisieren und die Reifen – so haben wir jedenfalls beschlossen – bringen uns noch bis nach Melbourne, wo wir die Neuen direkt abholen können und uns dadurch 40 $ an Liefergebühr sparen, denn die Firma Antique Tyres hat dort ihren Sitz und die Reifen, die wir nun einmal haben müssen kosten so schon 160$ das Stück (wir brauchen 4 neue Reifen), da sind wir mit 640 Dollar dabei plus Montage plus die Kosten für die Fähre und dann müssen wir ja auch noch für die Beantragung der beiden Visa 360 Dollar pro Person zahlen und wenn wir Pech haben wollen sie auch noch die Lungenaufnahmen, die wir dann ebenfalls zahlen müssen ….. habe ich eigentlich schon mal erwähnt, das Australien schweineteuer ist?
Wenn wir nicht zwischendurch so wunderbare Menschen wie Shaun und seine Familie in Leeman, Ailsa, Nick, Stacey und ihre Kids sowie Harry, Jane und Sean kennengelernt hätten, würde ich wahrscheinlich schon darauf gedrungen haben, diesen Kontinent mit fliegenden Fahnen zu verlassen. Ok – wir haben zwar schon viel hier gesehen und erlebt aber wir hatten auch extrem viel Pech und das kann schon ein wenig die Laune und den Spaß trüben – besonders bei den hiesigen Preisen und dann ist dieser Kontinent einfach auch sehr extrem – kochend heiß auf Zitterkalt in ein paar Tagen, fürs Auge sehr viel same same bis sich mal was ändert, nicht viel von der asiatischen Gastfreundschaft und Freundlichkeit, geschweige denn den Preisen, zu viel Bürokratie und Abzocke – wie zum Beispiel Telstra .. die australische Telekom: die haben hier ein Monopol, denn es gibt sie am längsten – das bedeutet, wenn man zumindest was zwei Drittel des Landes anbelangt ab und an mal Internetzugang haben möchte, oder auch Handyempfang, dann kommt man nicht um sie herum. Dies bedeutet außerdem, dass sie machen, was sie wollen. Mit einem Minimum von 30 Dollar bekommt man 2 Gigabite Internetguthaben für einen Monat (darunter fangen die erst gar nicht an), da man aber an der Westküste nur selten überhaupt ins Internet kommt und wenn dann auch nur extrem langsam und mit keiner Chance, sein Guthaben zu verbrauchen – macht das gar nix, nach einem Monat sind sie weg und wenn man sich auf den Kopf stellt – ich bin so frei, sie anzurufen und als Banditen zu beschimpfen, aber das ist denen trotzdem egal…..
Wir sind nun an der Küste zwischen Adelaide und Melbourne angelangt – an dem vielgerühmten Great Ocean Road… und es ist mal wieder gemein kalt, regnerisch, stürmisch und mit Null Sicht. Wir wollen uns dieses Highlight allerdings nicht verderben lassen und ein wenig davon sehen, also machen wir auf dem ersten erschwinglichen Campingplatz halt und sitzen das schlechte Wetter aus, bis wir dann weiterfahren und doch noch ein wenig von den vielgerühmten Aussichten erleben können.
Nach 2 Nächten beschließen wir, obwohl es morgens noch recht trübe ist, dass wir es wagen und wir haben Glück, es wird zwar kein Tag mit strahlendblauem Himmel, aber es klart genug auf, dass wir die unglaublich schönen Aussichten genießen können. Alle paar Kilometer kommt ein Aussichtspunkt, vom dem aus man an den Steilklippen entlang wandern kann und ich glaube fast, wir laufen heute mehr, als wir fahren. Das arktische Meer hat hier die wundersamsten Formen in den Sandstein geschnitten mit tiefen verwinkelten Buchten, Brücken und Bögen und natürlich den 12 Aposteln ( von den 12 Felsen sind jetzt allerdings nur noch 8 übrig), die in einer Reihe stehen und vom Meer weiter angenagt werden, bis sie eines Tages in die Fluten stürzen.
Die Küstenstraße wurde einst von heimkehrenden Soldaten nach dem ersten Weltkrieg zu Ehren ihrer gefallenen Kameraden gebaut und ist ein beliebtes Urlaubs- und Ausflugsziel für das nahe Melbourne – wir haben Glück, denn es ist noch nicht Saison – die wird in ein paar Wochen mit den Weihnachtsferien (die hiesigen 6 Wochen Sommerferien) anfangen. Dann werden die Ferienhäuser und Campingplätze hier nur so überquellen….
Wir sehen hier auch zum ersten Mal Koalas in freier Natur – possierliche Tierchen (um es mit Heinz Sielmann zu sagen) Sie hängen überall in den Bäumen und haben ganze Waldstücke schon leergefressen und einen Krach machen die kleinen Wollknäule, dass es kaum zu glauben ist, sie brummen die ganze Nacht durch – ein Deutscher, den wir auf einem Campingplatz treffen und der hier als Zimmermann arbeitet meint, wenn er solche Geräusche in Kanada gehört hätte (da hat er sich auch schon durchs Land gearbeitet), dann würde er wohl als nächstes einen riesigen Grizzly aus dem Gebüsch stürmen sehen. Die Koalas haben sich auf Eukalyptus spezialisiert – eine Nahrungsquelle, die für die meisten anderen Tiere wegen des hohen Ölgehaltes in allen Teilen des Baumes toxisch wirkt, aber die kleinen Plüschbären haben sich und ihren Organismus auf diese spezielle Nahrungsquelle eingestellt - sie fressen allerdings nur bestimmte Sorten wie z.B. die hiesigen Manna-Gumtrees, was dazu führt, dass ein großer Teil des Waldes völlig kahl ist und viele der Bäume abgestorben sind…. und dann schlafen sie wieder, während wir Touristen die Kameras heißlaufen lassen.
In den kleinen Städten durch die wir immer wieder kommen haben wir sogar erstklassigen Internetempfang, man merkt, dass die große Stadt (Melbourne) nicht mehr weit ist – jedenfalls schaffen wir es, mit dem Reifenhändler und dann auch noch mit meinen Eltern zu skypen – wir müssen ja so langsam mal sehen, dass wir all unsere kleinen und größeren Problemchen regeln. Wir haben eine E-Mail von Kerry, die Überfahrt unseres Mopeds nach Tasmanien ist jedenfalls geklärt – sie geht Huckepack auf einen Laster – jetzt müssen wir nur noch selbst irgendwie hinkommen…
Die unerwartete Kältewelle die wir im Moment zu ertragen haben hinterlässt ihre Spuren, ich spüre jeden Tag meinen Ischias mehr und mehr und wenn das so weitergeht, dann brauche ich bald einen Kranwagen, um morgens aus dem Schlafsack zu kommen …. Noch ein Grund, sich auf Tassie zu freuen – wir werden mal ein paar Nächte in einem Bett schlafen können.
Die Great Ocean Road schlängelt sich an der Küste entlang durch Städte mit Namen wie Anglesey (eine Insel in Wales) und Torquay (sehr touristische Küstenstadt in Devon) – man sieht, das dies das Naherholungsgebiet für Melbourne ist, die Entfernung ist ideal für einen Tages- oder Wochenendausflug, jeder zweite Laden verkauft irgendwelche Souvenirs, Angel-, Outdoozubehör und dazwischen jede Menge Cafés. Hotels, Motels und Ferienwohnungen.
In Melbourne wollen wir uns möglichst nicht aufhalten, wir rauschen rein, wühlen uns durch den Großstadtverkehr und nach einigem herumirren finden wir die Werkstadt von Antique Tyres, wo unserer Liza rundum zu neuem Schuhwerk verhelfen (zu einem Wahnsinnspreis), Frank holt sich derweil eine neue Schlafmatte in der Stadt, denn seine Thermarest hat das gleiche Problem entwickelt wie zuvor unsere Schlafmatten – die Verleimung hat sich unter der extremen Temperaturschwankungen dieses Landes aufgelöst und nun hat er in der Mitte eine dicke Beule, auf der es sich nicht sonderlich gut liegen lässt (man rollt immer wieder seitlich runter) und dann nichts wie weg – die Great Alpine Road ist nicht weit von hier und wir haben alle drei noch ein paar Tage totzuschlagen, bevor wir zu unseren Weihnachtsverabredungen fahren können – da macht es doch Sinn, sich hier auch mal umzuschauen – immerhin, die Berge und das Klima sind alpin genug, dass es hier sogar Skiresorts gibt…..
Das erste Drittel der berühmten Straße geht allerdings durchs Tal – entlang von Hügeln, die uns eher an Wales oder Derbyshire erinnern allerdings wird es hier im Sommer warm genug, um Weinbau zu betreiben – also fahren wir mal wieder durch rollende Weinbergshügel – und dann fallen mir Wegweiser auf, die zum Kelly tree führen, oder einfach Neds Road heißen und ich vermute schon, dass dies nun Ned Kellys Heimat sein muss…
Ned Kelly ist je nach Standpunkt des Betrachters der australische Robin Hood oder Billy the Kid und wird irgendwie vielerorts noch immer verehrt – wie auch einige andere Buschranger … Männer, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren und Polizei und Obrigkeit immer wieder ein Schnippchen schlugen, indem sie sich in den Bergen versteckten. Meist wurden sie aber dann doch gefasst und viele von ihnen wie in Neds Fall am Ende hingerichtet. Neds Rüstung war sein Markenzeichen, sie sah allerdings eher so aus, als ob er unterschiedlich große Blechdosen um sich gewickelt hätte – die große Bonduelle mit Sehschlitz auf dem Kopf.
Die Australier scheinen auf jeden Fall Zuneigung für diese Männer zu empfinden, aber ihnen zu unterstellen, das dies vielleicht mit ihrer Geschichte als Nachfahren ehemaliger Häftlinge zu tun haben könnte wäre nicht wirklich fair. Die damaligen Gesetze und ihre Hüter waren nicht für ihre Samthandschuhe bekannt und viele der ersten POMS (Prisoners of her Majesties Ship) wurden für nicht viel mehr als den Diebstahl eines Brotes oder eines Paares Schuhe zu Deportation und Zwangsarbeit verurteilt – und das in einem Land, dass unerforscht und in den meisten Teilen für die unvorbereiteten Engländer, Iren und Schotten völlig lebensfeindlich war) Viele Landsleute mit britischen Wurzeln sind auch was diese Tatsache anbelangt überraschend dünnhäutig, will sagen, es kommt wirklich nicht überall gut an, wenn man frozzelnd fragt, ob Vorstrafen noch immer nötig sind, um ins Land zu kommen.
Nach einer langen Fahrt durch Täler winden wir uns ins Hochgebirge - und es gibt Skigebiete, Pisten und Lifte sowie atemberaubende Aussichten. Es ist offensichtlich, dass irgendwann ein riesiges Feuer in der Gegend gewütet haben muss - alle Bergspitzen sind bedeckt mit geisterhaften toten weißen Bäumen und der Boden ist mit verkohlten Holzstücken übersät. Wir fahren hinunter zu den Gippsland Seen und halten noch ein paar Nächte in verschiedenen kleinen Städtchen und ich schaffe es endlich, den Antrag zur Verlängerung unseres Visums abzuschicken und einen Termin in einer Klinik für die erforderlichen Lungenaufnahmen zu machen.. Am Ende der Great Alpine Road erreichen wir dann die Kreuzung, von wo aus Frank und wir in entgegengesetzte Richtungen weiterfahren müssen. In 3 Monaten haben wir fast 11.000 km zusammen geschrubbt - Ich bin ziemlich sicher, dass er am Ende froh ist, dem, Chaos, das uns immer und überall zu verfolgen scheint zu entkommen, (manchmal ist es sogar ansteckend und befällt diejenigen, die sich in unserer Nähe aufhalten) Wir fahren zurück nach Melbourne und ich mit Hilfe von Simon (ein Reisender, den wir in der Mongolei getroffen haben und mit dem wir immer noch in Kontakt sind ), schaffe ich es, dass unser Navigationsprogramm wieder funktioniert - danke Simon !! - und jetzt ist es ein Kinderspiel unseren Weg durch diese Stadt zu finden. Wir können für 2 Nächte bei Ben unterkommen. Er ist auch ein Reisender den wir auf unterwegs in Maysia getroffen haben und der sich nun hier niedergelassen hat., Ben arbeitet hier nun und nutzt das gute Einkommen um mit, hartem Sparkurs genügend Geld zusammen zu bekommen damit er so er eines Tages seine Africa Twin wieder packen und dem Reisevirus freien Lauf zu geben. Von Ben Wohnung aus finden wir die Klinik, wo wir die Lungenaufnahmen machen lassen können und schauen uns den südlichen Teil von Melbourne an (eigentlich für eine Stadt dieser Größe gar nicht so schlecht und als wir uns mit Wayne auf dem Parkplatz für die Fähre nach Tasmanien treffen (der Typ, der Liza in seinem LKW mit auf das Boot nimmt) haben wir sogar unsere Visa bis zum ersten August in der Tasche.