23.09. bis 01.11.2014 Von Darwin bis Perth
Als wir vom Flieger aus die Küste Australiens auftauchen sehen fühle ich mich aufgeregt und mulmig zugleich. Wir haben zum einen jede Menge Gepäck und ich bin mir nicht sicher, ob wir so mühelos die Hygieneinspektion überstehen werden. Wir haben so viele Warnungen bekommen, was die Vorschriften anbelangt und die Folgen, wenn man falsche Angaben macht, dass wir einfach jede Frage mit Ja beantworten:
Haben sie mehr als die erlaubte Menge von irgendwas dabei – ja
Haben sie Nahrungsmittel – Ja
Haben sie Drogen oder Medikamente – Ja
Waren sie in der Nähe von Landwirtschaftlichen Flächen, in der Wildnis, an Gewässern? – Ja.
Natürlich müssen wir dann auch gleich alles aufmachen, aber die 10 Zigaretten zu viel lässt man uns durchgehen, die Medikamentenbox wird gar nicht erst angeschaut und so kann ich meine Salben und Codeintropfen behalten und auch meine selbst gemachten Seifen will keiner anschauen.
Obwohl im Zelt noch Sand ist beschwert sich keiner und der Campingtisch, der mir solche Bedenken gemacht hat kann in seiner Verpackung bleiben.
Schade, dass ich die Kette, die Stacey mit mir in Dili getauscht hat weggeben muss, aber sie hat unerlaubte Samen und Holzteile und dummerweise trage ich sie sichtbar um den Hals – aber dies ist das Einzige und alles ist recht schnell erledigt und nun stehen wir in der Ankunftshalle und überlegen, wie es weitergehen soll. Erst mal schauen, ob es Neuigkeiten von unserem Motorrad und/oder Frank gibt.
Frank hat eine E-Mail geschrieben, er ist noch immer nicht in Darwin und denkt nun auch nicht, dass wir bei seinem Kumpel Dave unterkommen können, und bei Couchsurfing gibt es auch keine Nachrichten. Also muss jetzt Plan B her. Kurzentschlossen mieten wir bei einer der vielen Autovermieter einen Kleinwagen. Das Motorrad soll erst am Freitag hier ankommen – dann ist Wochenende, also wird wohl weiter nichts damit geschehen und danach wird es wohl mindestens Dienstag nächste Woche, bis sie aus der Quarantäne kommt und wir sie mitnehmen können – also mieten wir das Auto erst mal bis Dienstag, laden unser ganzes Gepäck rein und fahren in die Stadt, wo wir uns mit ein paar Vorräten eindecken, einer Simkarte für Handy und Internetmodem und ein Päckchen Tabak um die Preise kennenzulernen.
Darwin ist ein recht kleines Nest dafür, dass es die Hauptstadt des Northern Territory ist und wir haben das Zentrum schnell gefunden und dort ein Woolworth Kaufhaus – alles schwer westlich – ungewohnt, sauber, aufgeräumt und Schweineteuer!!!
Wir decken uns mit den wichtigsten Nahrungsmitteln für ein paar Tage ein, alles nur Sonderangebote, dann noch ein paar Plastikteller, einen Kochtopf, 2 Simkarten mit je 20 Dollar Guthaben und ein 25g Päckchen Tabak und schon sind wir über 100 Dollar los. Wir fahren aus der Stadt und suchen uns ca 50 km weiter einen Campingplatz, wo wir uns für eine Nacht einmieten – kostet aber immer noch 25 Dollar nur für ein Zelt und ohne Strom – wir sind völlig geschockt.
Nach 14 Monaten in Asien fühlen wir uns, als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet.
Der Verkehr läuft ruhig und geordnet auf mehrspurigen Straßen, jeder hält vor roten Ampeln und wenn man überhaupt mal ein 2rädriges Fahrzeug sieht, dann handelt es sich um wirklich große Motorräder mit allem Schnickschnack. Die LKWs heißen Roadtrains und haben bis zu 4 riesige Anhänger. Nur Backpacker fahren alte Klapperkisten, ansonsten sieht man funkelnde Allradoffroadriesen…
Alle Toiletten sind zum Sitzen und es gibt auch keine Mülleimer daneben, wo man das Klopapier entsorgen muss, weil ansonsten der Abfluss verstopft (es dauert tatsächlich eine ganze Weile, bis ich mein Klopapier wieder einfach in die Schüssel werfe, ohne vorher nach dem Eimer gesucht zu haben). Es gibt richtige Duschen sogar mit warmem Wasser (nicht, dass man das hier brauchen würde) und Waschmaschinen sind mit der Warnung versehen, Kinder nicht in der Nähe spielen zu lassen (was soll denen denn da passieren?). In Asien war es ein normaler Anblick, mindestens 4 Kids unter 10 Jahren auf einmal mit einem Roller durch die Gegend fahren zu sehen.
Wir wissen so Beide gar überhaupt nicht, was wir hiervon halten sollen. Es ist wirklich teuflisch heiß und als Erstes bauen wir unser Zelt auf, verschwinden darin und versuchen die neuen ungewohnten Geräusche auszublenden.
Schon früh am Morgen werden wir wach die lauten Vogelstimmen, die so ganz anders klingen, als alles, was wir bisher gehört haben (in Indonesien hört man fast gar keine Vögel in der freien Natur, die werden da entweder gefangen oder geschossen und aufgegessen) Wir wollen heute auch wieder nach Darwin, denn ich brauche unbedingt Internet um zu sehen, ob es irgendwelche Neuigkeiten gibt. Das Zelt wird wieder abgebaut und im Auto verstaut und los geht’s. Wir sehen riesige Termitenbauten am Straßenrand, da müssen wir wohl erst mal anhalten und Bilder machen – ich wandere zwischen den Teilen herum, während Kev im klimatisierten Auto sitzt und mache mir so meine Gedanken, ob die vielen giftigen Schlangen, die es hier geben soll wohl schon auf mich warten und das während ich schwitze wie ein Braten.
Unterwegs versuche ich die neuen Simkarten aktivieren zu lassen, was gar nicht so einfach ist und extrem lange dauert, dann fahren wir wieder in die Stadtmitte und suchen ein kostenloses Wlan, denn mein Internetstick funktioniert noch nicht und Franks Handynummer ist in einer Email von ihm gespeichert. Wir irren etwas planlos umher, finden schließlich ein McDoof und leisten uns hier je eine kalte Cola für unverschämte 4,50 Dollar damit wir das kostenlose Internet nutzen können (von wegen kostenlos!!). Ich rufe Frank auch gleich an, der meint, wir sollen abends bei ihm vorbeikommen – am besten mit ein paar kalten Bieren als Bestechung und dann schauen wir, ob Dave uns bei sich wenigsten auf dem Grundstück campen lässt – ich bin allerdings etwas desillusioniert und außerdem der Ansicht, dass wir uns nicht irgendwo aufdrängen wollen, wo wir nicht willkommen sind – aber sowohl Frank als auch Kev beschwatzen mich und am Ende kaufen wir tatsächlich eine Palette Öttinger (45 Dollar für 24 Dosen, aber hier wie zu Hause das günstigste Bier im Angebot), dann suchen wir verschiedene Banken auf, denn ein Freund mit einem Konto hier und in Deutschland hat uns angeboten, uns australische Dollar zu überweisen und wir schicken den Gegenwert in Euro auf sein deutsches Konto – so sparen wir alle und wir müssen uns keine Sorgen machen, wenn wir Geld abheben müssen, denn das ist auf die Dauer sehr teuer.
Trotz mitgebrachter Biere ist Dave nicht zu erweichen und so fahren wir am Ende unverrichteter Dinge wieder zu unserem alten Campingplatz. Immerhin haben wir es geschafft, dass mein Internet wenn auch extrem langsam aber doch funktioniert. Unfassbar – im modernen Australien ist es noch langsamer als in Indonesien – ungefähr so „Schnell“ wie in Timor Leste – wow wer hätte so etwas vermutet.
Wir kommen zurück zu unserem Campingplatz – es ist schon dunkel und wir stellen unser Zelt wieder am gleichen Ort auf, dann kochen wir uns etwas zum Abendbrot und ich versuche noch eine Mail an die Heimat zu schicken, damit sich dort keiner Gedanken macht und alle wissen, dass wir hier heil angekommen sind – nachdem die Mail allerdings 3 mal abstürzt und danach verschwunden ist (an Facebook brauche ich gar nicht erst zu denken, da baut sich noch nicht mal eine Seite auf) lasse ich es bleiben.
Hier leben im Moment jede Menge junger Backpacker aller Nationen und auch einige Aussies aus den südlichen Territorien hat es mit ihren riesigen Wohnwagen hierher gezogen und alle warten auf die Mangosaison –da werden Pflücker gebraucht und hier oben gibt es die beste Bezahlung …. Wenn man allerdings bedenkt, dass hier auch alles gemein teuer ist, dann weis ich nicht, ob es sich noch immer lohnt, aber je nach Erntezeit ist in diesem Land die reinste Völkerwanderung. Die Früchte lassen sich dieses Jahr scheinbar Zeit und so wird in Halbwochenabschnitten der Beginn der Ernte nach hinten geschoben … alle jammern und beschweren sich, denn das Geld wird knapp – auch für uns schmilzt das Budget nur so in der heißen australischen Sonne dahin.
Wir beschließen, das Wochenende im Busch zu verbringen, mittlerweile haben wir auch Nachricht von der Reederei bekommen, die Ankunft der Motorräder verschiebt sich noch einmal um 5 Tage – nun sollen sie am Dienstag dem 30. erst hier sein also wird sich unsere Abfahrt weiter verzögern. Ich rege mich auf, weil sowohl die 20 Dollar der Telefonkarte nach 2 Gesprächen und einer SMS schon weg sind als auch das Guthaben vom Internetstick obwohl ich nur 2 mal bei Fb und einmal in den Emails nachgeschaut habe und nun suchen wir einen Telstra-Laden (der voll ist mit Leuten, die sich über irgendwas beschweren). Man sagt mir, ich hätte den falschen Tarif gewählt, um einen besseren Tarif zu bekommen müsste ich das Telefon mit mindestens 30 Dollar aufladen (die dann außerdem auch nur einen Monat gültig sind und danach verfallen, ob man sie vertelefoniert hat oder nicht) – ich finde das Wucher und so langsam habe ich hier so richtig die Nase voll. In Indonesien brauchte ich mein Handy nicht und für das Internet bekam ich eine Karte, die weniger als 10 € kostet und ein Jahr lang jeden Monat für 5 Gigabite gut ist … irgendwie bekomme ich es hier mit der Angst zu tun, wenn das so weitergeht, dann verschlingt dieser Kontinent unser gesamtes weiteres Reisebudget…..
Wir fahren also in den Lichfield National Park – zusammen mit allen anderen Touristen und Einheimischen aus Darwin- der Park ist voll und eigentlich hatten wir gehofft, endlich mal ein Fleckchen in Ruhe und Frieden zu finden. Mi meiner deutschen Simkarte schicke ich wenigstens eine kurze Nachricht an meine Familie, damit sie wissen, dass wir heil angekommen sind und dann ist auf einmal eh kein Empfang mehr für irgendwas.
Wir bauen unser Zelt zwischen den ganzen natursüchtigen Australiern auf und staunen, wie luxuriös Camping im Busch ist. Für Strom hat man Solarzellen dabei, für die Kinder Dachzelte in schwindelnden Höhen.
Es ist unwahrscheinlich trocken – das Ende der Regenzeit naht. Schön ist, dass wir hier in den Rockpools zur Zeit schwimmen und abkühlen können – die gefürchteten Salties (Salzwasserkrokodile) kommen erst mit der Regenzeit an – dann kann man sich hier oben in kein Gewässer mehr hineinwagen. Die Natur in diesem Teil des Landes ist voller lebensfeindlicher Kreaturen – Schlangen – so voller Gift, dass sie einen Menschen mit einem einzigen Biss 20 fach töten, jede Menge hochgiftiger Spinnen – man wundert sich, dass alle so verrückt auf camping sind. Wir denken uns, fürs Erste ist es wohl gut, sich dort aufzuhalten, wo viele Einheimische sind, da weis dann wenigstens jeder, was zu tun ist, wenn wir Dussel in irgendwas treten, dass dann zurückbeisst.
Wir betrachten die ungewöhnlichen Termitenbauten, die es hier gibt. Es sind 2 Sorten: einmal die Kathedralentermiten, sie bauen bis zu 7 Meter hohe Gebilde, die sozusagen mit Kühlrippen durchfurcht sind und in ihren Spalten auch anderen Tieren Schutz vor Buschfeuern und Sonne bieten und dann die magnetischen Termiten – ihre Bauten sehen eher aus wie Grabsteine und sind wie eine Kompassnadel von Süd nach Nord ausgerichtet – so stehen die Längsseiten überwiegend im Schatten und die Innentemperatur der Bauten wird nicht zu hoch.
Nach 3 Tagen im Nationalpark haben wir so ziemlich alles gesehen, was wir mit unserem Leihwagen erreichen können und machen uns zurück in die Zivilisation – ich freue mich schon auf eine Dusche. Der Rückweg gibt uns schon mal einen Vorgeschmack auf das, was wir überwiegend hier erwarten dürfen: Wellblechstaubstraßen. Man wird so richtig schön durchgerüttelt und prompt verlieren wir auch unterwegs eine Radkappe – es ist zum Mäusemelken – das wird doch gleich wieder teuer.
Das Warten zieht sich wie Gummi und am Dienstag ist unser Motorrad noch immer nicht an Land, das Schiff soll nun aber am frühen Morgen landen. Am Mittwoch hat Frank dann auch endlich Bescheid und eine Rechnung von ANL – der Reederei – über 499 Dollar mit der Anweisung, dies bei der Abholstelle bar zu bezahlen.
Wir machen uns auf um das Lager der Reederei zu suchen, aber an der angegebenen Adresse ist nichts zu finden. Wir fahren hin und her, fragen uns durch, aber keiner weis, wo diese Adresse sein soll. Am Ende rufe ich bei ANL an, wo man mir mitteilt, dass wir erst die Rechnungen überweisen müssen – welche Rechnungen? Wieso überweisen? Nun erfahre ich, dass wir plötzlich zwei Rechnungen bekommen! In Timor wurde uns gesagt, das man nur einen ganzen Container mieten kann – keine Teilladungen – und deshalb haben wir uns den Container geteilt (das darf man) und hier werden nun plötzlich die Regeln einfach geändert und beide Motorräder als Teilladung in Rechnung gestellt! Das ist so ungefähr, als ob man einen Container mietet, den mit Orangenkisten füllt und dann beim Abladen jede Kiste einzeln bezahlen soll. Abgesehen davon würde die Firma nun nur für das Entladen eines einzigen Containers 1000 Dollar bekommen – also fast soviel wie das gesamte Verschiffen gekostet hat (in Timor hat man uns gesagt, die Hafengebühren in Darwin würden 200 Dollar betragen – das ist ein ganz schöner Unterschied und es ist nicht wirklich verwunderlich, dass wir uns alle aufregen. Frank entreißt mir das Telefon und schreit die etwas hilflose Dame an und auch wir ärgern uns – das kann ja alles wohl nicht wahr sein!
Nach langem Suchen finden wir PJ’s – die kümmern sich hier um die Geschäfte von ANL (das soll man wohl erraten) und man verspricht uns, die Sache mit ANL zu klären – bis nächste Woche können wir eh nichts machen, denn der Container wird erst mal eingesprüht und dann in eine 3 tägige Quarantäne gestellt, denn es gibt in Timor eine Schneckenplage, die man sich hier nicht einschleppen möchte.
Na ja – wir schreiben Emails an die Reederei, kümmern uns um die Zolleinfuhr unserer Motorräder und lassen den Papierkram abstempeln, klären mit dem australischen Tüv, was wir tun müssen, wenn dann endlich unsere Motorräder in Händen haben und dann warten wir ….
Ich verbringe die Zeit damit, auf dem Campingplatz meinen Indonesienblog zu schreiben (alleine für Sumatra also die ersten 3 Wochen sind das schon 12 Seiten) – schade nur, dass das Internet zu langsam ist, um irgendwas hochzuladen. Kevin freut sich, dass neben dem Campingplatz ein See ist und verschwindet jeden Tag für Stunden, um seine Angelleidenschaft auszutoben – er fängt aber nur Schildkröten und die darf man nicht essen….
Tja – wollen wir hoffen, dass die kommende Woche besser wird und wir endlich hier weg können.
Das Abgeben des Leihwagens haben wir nun wieder auf Dienstag verschoben. Wir versuchen allerdings so wenig wie möglich zu fahren, denn wir dürfen eigentlich nur 100 km am Tag und die haben wir schon überschritten, wenn wir einmal nach Darwin und wieder zurückfahren. Also gammeln wir weiter auf dem Campingplatz herum – der Indonesienblog wächst und wächst, wenn das so weitergeht, dann haben wir am Ende 12 Seiten pro Insel – vielleicht sollte ich wirklich lieber ein Buch schreiben.
Einmal besuchen wir das Northern Territory Museum – das ist kostenlos und mit Klimaanlage und man kann sich gut und gerne 3 Stunden lang aufhalten.
Da viele unserer Campingsachen im Motorrad sind besonders der Küchenkram müssen wir was die Kocherei anbelangt improvisieren. Meist gibt es irgendeine Hackfleischsoße (Hackfleisch ist am billigsten) und dann gibt es immer genug für 2 Tage. Am ersten Tag gibt es Folienkartoffeln dazu, am 2. Tag passt der Rest der Soße in eine Plastikschüssel und wir können den Topf für Nudeln benutzen.
Ab Montag rufen wir dann mehrmals täglich bei PJ’s an, denn ANL glänzt vor allem dadurch, dass sie uns abwimmeln. Der eine sagt, der Container sei freigegeben, der andere meint, er müsse erst noch abgesprüht werden. Die Tage ziehen sich wie Gummi – wir wollen hier weg.
Alle 2 Tage muss ich die Leihwagenfirma anrufen und den Vertrag verlängern. Wir klappern sämtliche Schrottplätze in der Gegend ab, um eine neue Radkappe zu finden – am Ende müssen wir doch 4 Neue im Zubehörhandel kaufen (hoffentlich fällt es nicht auf, dass da nun keine Toyotakappen mehr drauf sind). Mittwochnachmittag erfahren wir dann (ich wette, die rollen schon mit den Augen, wenn wir anrufen), dass der Container noch einmal eingesprüht werden muss, aber am Morgen danach können wir kommen und man hat sogar schon den Hygienebeamten bestellt.
Völlig Holford untypisch stehen wir am Freitagmorgen zusammen mit Frank vor PJ’s und warten ungeduldig auf die Dinge, die da kommen. Man hat uns schon gelobt, angeblich sind unsere Motorräder die saubersten seit langem und die Inspektion ist in Windeseile geschehen – vielleicht doch gut, dass es bis Freitag gedauert hat – der Beamte faxt noch rum, dass er Liza eigentlich übers Wochenende behalten und genauer untersuchen muss, wirft einen mehr als oberflächlichen Blick in die Kisten und das wars. Auch Franks Rosinante bietet keinen Anlass zu irgendwelchen Klagen und nun kommt der spannende Moment – springen sie an? Rosi spuckt ein wenig, dann brummt sie aber und Liza ….. NIX. Ich habs gewußt – obwohl man die Batterie ans Ladegerät hängt passiert auch später nichts und so helfen halt alle mit und schieben an. Nach ein paar schweißtreibenden Minuten haben wir es dann doch geschafft und düsen so schnell es geht zum TÜV.
Rosi kommt auch hier gleich auf Anhieb durch – bei uns wird es dann wieder schwierig: eines der Rücklichter funktioniert nicht (beim Bremslicht habe ich gemogelt, denn ich weis, das der Schalter an der Handbremse kaputt ist, aber ich habe mich schon im Beiwagen positioniert und trete immer wenn Kev die Vorderradbremse ziehen soll möglichst unauffällig auf den Fußhebel – und dann sollen wir hupen – die funktioniert auch nicht – wir erklären, dass die Batterie komplett entladen ist nach 5 Wochen Containerhaft …. Und dann fragt man uns nach einer Handbremse?!? Wir schauen etwas blöd aus der Wäsche, denn sowas haben wir natürlich nicht, der TÜV Mann sagt : “Sorry but it is law here – you’ll have to have one fitted and come back.“ Oh Mann – was soll das denn? Ich frage ihn, wie denn eine solche Bremse aussehen soll – das wären ja riesige Umbaumaßnahmen (und Kosten) und dann fällt uns zum Glück ein, dass wir ja ein Lenkrad-Bremsenschloss besitzen. Hektisch durchforsten wir die Ersatzteilbox und zum Glück taucht es auf – es wird über den Lenker und Bremsgriff montiert und der TÜV Mann ist zufrieden. Wir versprechen Hupe und Rücklicht zu reparieren und bekommen das begehrte Formular, mit dem wir nun unser Gespann im Nebengebäude anmelden können. Schwein gehabt – nach 8 Stunden und fast 1000 $ Kosten sind wir endlich legal im Land. Nun müssen wir uns um ein paar Ersatzteile kümmern – am Motor kommt jede Menge Öl neben dem Öldrucksensor raus und wir müssen herausfinden, warum die Batterie nicht geladen wird. Die Adresse eines Schraubers erweist sich als Sackgasse, er wimmelt uns gleich ab, gibt uns aber eine andere Adresse, wo wir es versuchen können und Richtungsanweisungen für einen Laden, der Ersatzteile bestellen kann. Wir ordern dort 2 neue Öldruckschrauben (falls die noch mal kaputt geht) und machen uns dann zu der Vertrauen erweckenden Adresse von Darwin Motorcycle Wreckers. Nach ein wenig Messen stellt sich heraus, dass die Batterie, die wir in Kambodscha gekauft haben im Eimer ist. Man besorgt eine neue Batterie und siehe da, das Moped springt an und wird geladen. Super obwohl dies die günstigere Variante der möglichen Probleme war sind wir schon wieder fast 200 $ los – so langsam bekomme ich dann doch Panik – wenn das so weitergeht wird Australien unser letztes Land sein….
Wir machen uns auf den Weg zu unserem Zeltplatz und halten noch mal im Supermarkt, denn heute haben wir was zum Feiern. Wir gönnen uns einen Karton billigen Weißwein und als wir zum Motorrad kommen springt sie nicht an und wir müssen schon wieder schieben – sie macht einfach gar nichts .. aber mit schieben springt sie an und dann hauen wir uns erst mal den Kopfschmerzwein in die Birne.
Morgen mit Geduld und Spucke finden wir vielleicht das Problem ohne wieder in die Werkstatt zu müssen.
So ist es dann auch, nachdem wir den Tank abgeschraubt haben fällt sofort ein loses Kabel ins Auge – wir steckens zusammen und siehe da – alles funktioniert wieder – sogar die Hupe.
Jetzt bringen wir noch den teuren Leihwagen zurück und warten aufs Ersatzteil und dann wird Australien so richtig auf die Hörner genommen.
Welch ein frommer Wunsch – natürlich wird’s dann doch nicht ganz so, die Schrauben sind nicht am versprochenen Tag da, die Knetmetallmaske am Auspuff hats weggeblasen und es tauchen 3 Löcher auf und immer wieder springt das Motorrad nicht an – weil sich irgendwelche Kabel wieder gelöst haben…
Und schließlich geht auch noch die Lichtmaschinenwarnleuchte an.
Wir verbringen einen ganzen Tag in Darwin, bekommen den Auspuff geschweißt, einen neuen LiMa-regler, die Öldruckschrauben sind immer noch nicht da, aber nachdem Kev und Frank die Ventildeckeldichtung erneuert haben läuft auch sonst nirgendwo mehr Öl raus und irgendwann ist dann doch endlich der Tag da, an dem wir losfahren können.
Wir sind schon ganz aufgeregt, Frank will uns um 9 Uhr am Stuart Highway treffen und ich habe den Wecker auf 6 Uhr gestellt. Wir haben uns gestern Abend einen 6 Pack Öttinger geleistet und noch ein wenig mit den jungen Backpackern auf dem Campingplatz gefeiert – na ja 3 Bier jeder ist doch feiern – oder? Als wir abends mit guten Vorsätzen auf dem Campingplatz ankommen gibt es schon das Zweite Gewitter seit unserer Ankunft– die Regenzeit scheint zu nahen- und wir schaffen es natürlich nicht mehr, unsere Plünnen zu packen. Fast 3 Wochen Kleiderbombenexplosion sind im Zelt verstreut und alles an Campingküchenzeug muss noch sortiert und dann neu am und im Gespann verstaut werden – zum Glück schickt Frank eine SMS, dass er sich verspäten wird und so sind wir heute selbst mit Öl kontrollieren und noch mal Duschen benutzen fast pünktlich.
Es fühlt sich irgendwie unwirklich an, als wir in Richtung Katherine losbrausen, eine Stadt, die es wohl nur hier verdient, Stadt genannt zu werden…
Hier decken wir uns noch mal mit ein paar Vorräten, Tabak und einer Flasche Ploff (billiger Whiskey) ein, ich nutze das Internet im Einkaufszentrum um eine Mail zu verschicken wobei ich dauernd von einer Sekurityfrau von einer Ecke in die andere vertrieben werde – man darf die einzige Sitzbank nicht benutzen, die ist für alte Leute, nicht auf dem Fußboden sitzen – von da werden ja auch die Aboriginies immer weggescheucht, die hier überall herumstehen und darauf warten, dass der Liquorshop endlich aufmacht (Alkohol und Tabak darf nur in speziellen Läden verkauft werden). Viele von ihnen wirken recht verloren und deplatziert in der modernen australischen Gesellschaft und mit Alkohol und Drogen scheinen sie überhaupt nicht klar zu kommen. Das geht soweit, dass ganze Gegenden zu alkoholfreien Zonen deklariert werden und wer erwischt wird muss mit empfindlichen Strafen rechnen – ich muss ehrlich sagen, ich finde diese Herangehensweise relativ Banane – zum einen werden die Probleme damit nicht gelöst und zum anderen gibt es am Ende nur noch mehr Zündstoff für dem eh schon vorherrschenden Rassismus, was die Aboriginies anbelangt, denn die europäischen Australier werden ja auch gegängelt und außerdem – was soll es bringen, erwachsene Menschen wie Kinder zu behandeln, denen man die Bonbons versteckt, man sieht doch schon in der Milkawerbung, dass auch die Kleinsten Mittel und Wege finden, um trotzdem dranzukommen?
Alkohol und Tabak sind unverschämt teuer (4,-$ kostet die billigste 330 ml Dose) und man kommt sich fast vor, wie ein Drogensüchtiger, wenn man ein Bier kaufen möchte und dabei verdunstet das kalte Bier schon fast wenn man die Minidose aufmacht und wenn der Hopfennektar die Zunge küsst fühlt man sich fast, als ob einem ein Engelchen über die Seele pinkelt – gut so, denn man hat ja vorher richtig danach suchen müssen.
Nach Katherine fahren wir auf dem Victoriahighway weiter in Richtung Westen und nach 100 km finden wir einen 24 Stunden Parkplatz auf dem wir mit vielen anderen unser Lager für die Nacht aufschlagen. Die Australier sind die Camper vor dem Herren – da könnte so mancher Niederländer was lernen – jeder zweite 4Wheel-Drive ist umgebaut und die richtigen Wohnmobile sind der Wahnsinn – die haben ausfahrbare Erker, manche sind gar zweistöckig und mit allem ausgestattet, was der moderne Haushalt so braucht. Die Camper hier sind in zwei Fraktionen aufgeteilt – entweder absolut hightech oder minimalistisch mit Swagroll und Moskitonetz. Die 24 Stundenplätze haben Toiletten, Feuerstellen, überdachte Sitzplätze und Wassertanks – recht komfortabel eigentlich….
Der nächtliche Sternenhimmel ist einfach spektakulär, wir haben unser Überzelt weggelassen und so können wir zu dieser wunderschönen Aussicht einschlafen.
Am nächsten Tag kommen wir nach bis kurz vor Kununara und halten noch einmal über Nacht. Wir müssen nämlich dringend noch mal nach dem Motorrad schauen – sie springt wieder nicht an und ich kann mir nicht vorstellen, wie das auf der Gibb River Road funktionieren soll. Wir finden dann auch wieder eine brüchige Kabelverbindung. Kev und Frank kümmern sich um die Reparaturen und ich mache schon mal Teig für ein Brot. Hier gibt es schwere Metallöfen, die man für ein Feuer und zum Grillen benutzen kann. Ich habe Mehl und Trockenhefe gekauft (mir ist das doofe Pappbrot für mindestens 3 Dollar einfach zu teuer, da kann man sich auch lecker Stockbrot oder einen Damper machen (Brot, dass man sich in der Glut bäckt) machen. Es ist auf jeden Fall heiß genug, damit der Hefeteig schön gehen kann. Nebenan rollt eine Aboriginiefamilie ein und die schenken uns dann auch noch 3 Fische, die ich zwar noch ausnehmen muss, aber das Ganze macht ein gutes Abendbrot.
Am nächsten Morgen treffen wir dann noch einen Einheimischen – den fragen wir dann gleich, ob es tatsächlich eine Grenze zwischen Northern Territories und Western Australia gibt, denn wir haben gehört, dass man kein Obst, Gemüse und Honigprodukte mit über die Grenze nehmen darf, denn in WA gibt es keine Fruchtfliegen und das soll auch so bleiben. Wir finden heraus, dass es tatsächlich Kontrollen an der Grenze gibt und nun müssen wir unsere Zwiebeln loswerden – wir verschenken sie auf dem Parkplatz an Leute, die in die andere Richtung fahren. Dann soll es losgehen …. Und das Moped springt wieder nicht an! Ich krieg die Kriese!!!! Wieder anschieben!!!!
An der Grenze landet Frank bei einem Beamten, der ihn sämtliche Taschen und Koffer aufmachen lässt und wir an eine nette Dame, die uns einfach so glaubt, dass wir nix dabeihaben – zum Glück, denn es ist schon immer eine Tortur, alles loszumachen und wir haben darauf bei der Hitze echt keinen Bock.
In Kununara wird getankt, Wasserkanister aufgefüllt, ein paar Kabel und Stecker gekauft und dann decken wir uns im Supermarkt noch mal mit Lebensmitteln ein, denn auf der Gibb River gibt es nur ein paar Roadhouses und die dürften gesalzene Preise haben.
Dann wieder Motorrad anschieben und los geht es – unsere erste richtige Offroadstrecke steht an.
Die berühmte Straße fängt auch gleich super toll an – mit einer Flussdurchquerung, die es in sich hat. Liza geht uns in der Mitte dann auch fast aus (bloß nicht, wie soll ich denn hier anschieben – na mit einem Saltie im Rücken geht das ja vielleicht) Sie hat aber ein Einsehen und tuckert spuckend weiter – uff.
Auf der anderen Seite gibt es dann nach ein paar Kilometern schon einen Campingplatz – den schauen wir uns an, beschließen aber gleich, dass wir uns dass hier bestimmt nicht leisten können, aber für ein paar Cider mit Eiswürfeln reicht das Budget gerade so – dass tut so dermaßen gut - in der Gluthitze allerdings wird das Anschieben mit ein oder zwei Promille dann wieder zur Qual. Schon nach 10 km gibt es eine Abfahrt in den Busch und wir finden eine recht schnuckelige Lichtung, die ein Buschfeuer vor noch nicht allzu langer Zeit geschlagen hat und hier verbringen wir unsere erste richtige Nacht im Outback … ob es hier wohl giftiges Viechzeuch gibt? Na egal, bis ins Zelt werden uns die King Browns wohl nicht folgen und das Pinkeln haben wir schon alles ausgeschwitzt. Nachts höre ich zwar dauernd irgendwelche merkwürdigen Geräusche und halte immer mal wieder die Taschenlampe in die Nacht, aber das wars dann auch, ich werde dieses Zelt definitiv erst wieder verlassen, wenn es hell genug ist, um zu sehen ob ich auf einen Stock oder sonst was trete!
Morgens haben wir dann auch Gelegenheit, mit Tausenden von Einheimischen Bekanntschaft zu machen, die Warnungen über die Fliegenplagen im Busch sind wenn überhaupt, dann nur leicht übertrieben und die nervigen kleinen Plagegeister bescheren uns dann auch gleich 2 Aha-Erlebnisse: Erstens - Tourettesyndrom muss definitiv zum ersten Mal im australischen Busch aufgetreten sein, den wir sitzen mit etwas spastisch zuckenden Handbewegungen am Frühstückstisch und stoßen immer wieder merkwürdige Laute aus – so in der Art: „HNNIAAH !! schscht F***OFF!!! BSTRDS!!“
Die zweite Erkenntnis betrifft den verschwundenen malaysischen Flieger : der ist definitiv hier von einem wildgewordenen Fliegenopfer mit hektischen Fluglotsenbewegungen zur Landung gebracht, von den Wellblechpisten in seine Einzelteile gerüttelt worden und den Rest haben Milliarden von Termiten besorgt.
Auch wir werden von der Wellblechpiste so richtig durchgeschüttelt, aber das ist dann auch wirklich das Aufregendste auf der gesamten Strecke (mal abgesehen von den Spritpreisen am Roadhouse in der Mitte – 2,50 AUD pro Liter und wir müssen tanken), denn die Flüsse, die wir durchqueren sind alle ausgetrocknet – ansonsten halt nur Staub und Buschwerk. Nett ist der Campingplatz, den wir finden, denn er liegt in einer kleinen Schlucht und an einem Creek, der sogar noch ein wenig Wasser führt und auch wenn Frank Bedenken äußert, was Krokodile und ähnliches anbelangt, und wir dann auch nachts (wieder) alle möglichen merkwürdigen Geräusche hören, die sich dann als Flughunde identifizieren lassen genießen wir die Einsamkeit und den wirklich unglaublichen Sternenhimmel hier. Bevor wir ans Ende der Strecke kommen werden die Wellblechrillen noch mal so richtig übel und am Ende haben wir so die Nase voll – nicht nur vom roten Staub – dass wir auf eine Erkundung des Tunnel Creek verzichten und nur noch Asphalt unter den Reifen haben wollen. Der kommt dann auch endlich irgendwann und wir fahren noch bis ca100 km vor Broome, bevor wir dann ein Roadhouse mit angegliedertem Campingplatz finden. Die Preise sind so übel nicht und es gibt kaltes Bier, Duschen, kostenlose Waschmaschinenbenutzung, Wlan (wenn auch extrem langsam) und so bleiben wir hier – sogar für 2 Nächte, denn wir haben so dermaßen tief in die Victoria Bitterdose geschaut, dass wir alle einen Brummschädel und keine Lust auf fahren in dieser unerträglichen Hitze haben (zumal die Helme seit gestern geschrumpft sind und nun wirklich an allen Ecken drücken).
Kevin ist davon überzeugt, dass wir nun bald in kühlere Gegenden kommen werden – immer wieder beteuert er, dass dies in den nächsten 500 km der Fall sein sollte, aber nachdem wir die hinter uns haben halten wir für die Nacht in einem Ort, der Sandfire heißt … und das zu recht.
Statt der erhofften Abkühlung wird es auch an dem folgenden Tag nur heißer und heißer und ich habe schon fast Fieberträume von Cider mit Eiswürfeln – oder einfach nur Wasser mit Eiswürfeln – Hauptsache Eiswürfel und die Fahrt wird so richtig eintönig dazu – nix wie Busch und gerade Strecke. Wir halten an Roadhouses, wo Wasser teurer ist als Benzin und nachdem wir heute fast 700 km geschrubbt haben, die sich endlos durch eine Gegend ziehen, die von Bergbau nach was auch immer lebt halten wir irgendwann in Ermangelung eines freien Campingplatzes wieder an einem Roadhouse, - der dazugehörende Campingplatz ist voller Container mit Minenarbeitern und wir benutzen das Minifleckchen Grass für unsere Zelte – aber immerhin, es hat tatsächlich ein klein wenig abgekühlt.
Wir hoffen nun bald dem Buschklima zu entkommen und nach dem morgendlichen Anschieben und dem Studium der Landkarte ist die Landschaft zwar immer noch recht öde, aber wenigstens ist es heute ein wenig bewölkt und es geht ein frischer Wind – wir machen gute Strecke und finden dann auch endlich al wieder einen kostenlosen 24 Stundenparkplatz – es geht bergauf und landab.
Wär es nicht schön, wenn es nun einfach nur so weiterginge? OK – ich muss zwar jedes mal schieben, wenn wir den Motor ausgemacht haben, aber ansonsten müssen wir ja nur bis Perth kommen und dann können wir Ersatzteile finden, bekommen neue Schlafmatten (unsere Expedmatten haben angefangen, aufzuplatzen – wahrscheinlich hat sich der Kleber zwischen den Stegen in der Hitze aufgelöst, aber nach ein paar Emails mit Exped Australia habe ich erfahren, dass die Matten 5 Jahre Garantie haben und wir tatsächlich in Perth neue bekommen werden).
Tja – kaum sind wir über den Wendekreis des Steinbocks gefahren und haben unsere Planung für die nächsten paar Tage gemacht, in denen wir Abstecher zu ein paar Naturreserves machen wollen, da fängt dann plötzlich irgendwas an unserem Motorrad an, grauenhafte Geräusche zu machen. Wir halten sofort an und nach einigem Hinhören und rumtüfteln stellen wir fest, dass es vom Hinterrad kommt – wir beschließen, die 70 km zu wagen und bis in die nächste Stadt – Canarvon – zu fahren, denn das Abschleppen können wir uns auch nicht leisten und so landen wir in diesem Ort, der mehr Caravansites als Einwohner hat, suchen uns den billigsten Campingplatz (nur 35 AUD pro Nacht) und schrauben das Hinterrad ab – eines der Radlager ist so heißgelaufen, dass es sich mit der Achse verschweißt hat, es ist Samstag und hier ist bis Montag alles tot – tja, da kommt man dann beim Warten wenigstens endlich mal zum Schreiben und Schrauben – bleibt nur zu hoffen, dass sich unser Glück dann doch bald ein wenig zum Besseren wendet, denn sonst wird es eng mit dem Rest der Weltumrundung.
In aller Herrgottsfrühe werden wir von krawallschlagenden Kookatoos geweckt – nicht weiter schlimm, denn wir warten ja schon ungeduldig auf den Campingplatzbesitzer, der uns angeboten hat, die Radlager von der Achse zu pressen. Es ist gar nicht so einfach und die Nabe sieht innen auch schlimmer aus, als angenommen, aber es klappt dann doch alles und mit Locktitefüllung bekommen wir die neuen Lager so fixiert, dass unser Moped wieder rollt.
Wir haben also was zu feiern – da suchen wir uns den nächsten Woolworths decken uns mit Rotwein ein und dann gibt’s noch Bratwürste aus dem Nachbarsupermarkt, die sogar richtig gut schmecken und wir haben eine positive Antwort auf eine Couchsurfanfrage aus Perth bekommen … na geht doch.
Der Camingplatzbesitzer lässt sich seine Hilfe nicht schlecht entlohnen – 120 Dollar müssen wir dafür, dass er die alten Radlager von der Achse gepresst hat bezahlen plus 2 Nächte Camping a 35 Dollar, aber was solls, immerhin können wir nun wieder weiterfahren. Erst noch mal volltanken und dann geht es los allerdings wartet an der Tanke der nächste Schock auf uns: unter dem Motorrad steht eine dicke Öllache und da nun alles vollgeschmiert ist können wir auch nicht feststellen, ob das Öl aus der Öldrucksensorschraube oder aus der Zylinderkopfdichtung kommt. Wir kontrollieren den Ölstand (es sieht scheinbar schlimmer aus, als es ist, denn wir müssen nichts nachfüllen) und beschließen, dass wir es wagen wollen. Wir müssen bis Perth kommen, denn vorher werden wir nirgendwo Ersatzteile finden und das sind noch ca 1000 km.
Für eine Weile fährt Frank hinter uns her um sicherzustellen, dass wir nicht unser ganzes Öl verlieren und den Motor kaputtfahren aber es stellt sich heraus, dass wir ein wenig Glück im Unglück haben und das Getropfe zumindest wenn der Motor warm genug ist aufhört. Nach einer Weile entspannen wir uns ein wenig und beginnen wieder, die Umgebung wahrzunehmen und so schaffen wir es, bis nach Shark bay, wo wir uns einen Campingplatz suchen – eigentlich hatten wir bis in den Naturpark fahren wollen, aber mit den ganzen Problemen und der mehr provisorischen Reparatur unseres Hinterrades wollen wir uns nicht so weit aus dem Fenster lehnen und zu viele Wellblechpisten fahren. Allerdings ist die Landschaft nicht unbedingt so reizvoll und wir beschließen schon nach einer Nacht weiterzufahren – bis zum Kalbarri Nationalpark oder beziehungsweise bis zu einem der kostenlosen 24 Std. Parkplätze kurz vorher, den wir dann auch relativ früh erreichen, obwohl wir immer wieder von der Hauptstraße abbiegen und uns die netten kleinen Buchten anschauen, die es überall gibt.
Eine Sache, die keiner von uns so recht versteht ist, dass überall Schilder aufgestellt wurden, die davor warnen, Haustiere herumlaufen zu lassen, denn es sind Giftköder für Füchse ausgelegt – ich frage mich halt, ob eine solche Maßnahme in einem Nationalpark zulässig ist oder ob man nicht besser damit täte, Jäger zu bezahlen …. Aber natürlich kann ich die Gründe nicht wissen und das Land ist wahrscheinlich einfach viel zu groß um eingeschleppte Plagen wie Füchse anders zu bekämpfen – und natürlich fressen auch nur Raubtiere die entsprechenden Köder wie eben Füchse und Dingos (die sind zwar einheimisch, aber nicht unbedingt beliebt) und die Beuteltiere werden somit nicht bedroht – die werden allerdings eh schon Opfer der dahin rasenden Road Trains und säumen überall entlang der Highways den Straßenrand, wo sie in den verschiedenen Stadien der Verwesung vor sich hinstinken (auf dem Motorrad riecht man das eben mehr, als in einem klimatisierten SUV).
Himmel – hier wurde so vieles unbedacht in der Natur ausgesetzt, das sich dann am Ende als grauenhafter Fehler herausstellte und nun sind die Folgen fast nicht in den Griff zu bekommen.
So wurden in den 30er Jahren Aga Kröten aus Puerto Rico eingeführt, in der Annahme, mit dieser Maßnahme Käferlarven bekämpfen zu können, die die Zuckerrohrernte bedrohten – leider war dies eine Fehlannahme, die Kröte hat nichts mit der Käferlarve am Hut, dafür ist sie allerdings giftig und extrem vermehrungsfreudig, so dass sie sich nun so langsam im gesamten Land ausbreitet und dabei dafür sorgt, dass einheimische Tierarten aussterben, weil sie natürlich keine evolutionäre Chance hatten, immun gegen das Krötengift zu werden – man hat hier ein Fable für radikales Eingreifen und selbst auf dem Campingplatz können wir immer wieder beobachten, wie Naturschützer nachts mit Schaufel bewaffnet jede Kröte erschlagen, derer sie habhaft werden können – hier könnte ich nun wahrscheinlich längere Ausschweifungen unternehmen, was und aus welchem Grund hier so eingeschleppt wurde und dann mittels für uns schon manchmal drakonischen Mitteln versucht wird wieder loszuwerden …..
Nun ja – wie gesagt, wir halten immer wieder, um uns Buchten und andere Sehenswürdigkeiten anzuschauen und so enden wir letztlich an einem Steg, der ins Meer hinausführt und bestaunen Stromatolithen - es handelt sich um Bakterien, die in Matten eine Lebensgemeinschaft bilden und da sie sich Nischen in der Natur suchen, in denen sonst keinen Lebewesen existieren können oder wollen können sie dann auch ohne Fressfeinde existieren– so ist einmal der Anfang allen Lebens entstanden und indem diese Bakterien aus CO 2 Sauerstoff machen, haben sie den Grundstein für komplexere Lebensformen geschaffen ich habe schon soo viel von der sogenannten Ursuppe gehört und stelle mir vor, dass hier irgendetwas geschieht – was weis ich, wenigstens ein Blubbern hier und da. Aber außer schwarzem Gestein, das sehr langsam, also ohne dass man etwas davon merkt nach oben wächst ist nichts weiter zu sehen und selbst das Wissen darum, wie alles so ungefähr vonstatten geht macht es nicht sehr viel aufregender.
Das einzig Aufregende ist, dass unser Motorrad mal wieder nicht angeht und dank des sandigen Untergrundes müssen wir uns so richtig anstrengen, um sie mal wieder anzuschieben – so langsam nervt es.
Wir fahren also weiter und beschließen, schnell zum nächsten 24 Stundenparkplatz zu kommen und dort noch mal alles auseinander zu nehmen um mal wieder die Kabel zu verbinden. Der Platz ist recht idyllisch und sogar an einem Fluss – das scheinen noch mehr Leute zu wissen, denn es ist so ziemlich alles mit Wohnmobilen vollgeparkt. Wir bauen unsere Zelte etwas abseits, ich mache einen Teig für einen sogenannten Damper – mit Kürbis, denn der muss aufgebraucht werden – und lasse den Teig gehen, während ich mich mit dem Kabelbaum unseres Motorrades beschäftige. Letztlich ist es wider Erwarten Kevin, der die lose Verbindung findet – diesmal ist sie auf der anderen Seite des Tanks. Mit Ballistol und Spucke läuft das Mädel dann wieder auf Knopfdruck. Nun können wir uns dem Abendbrot widmen, machen ein Feuer und werden auch gleich dafür geschimpft – ab 1 Oktober herrscht in dieser Gegend ein totales Verbot für offene Feuer. Das konnten wir natürlich weder wissen noch ahnen und da wir ja nun den Brotteig haben, wollen wir es natürlich auch noch backen …. Das Ende vom Lied: wir haben ein total verkohltes Brot und sind etwas angespannt, denn wir befürchten nun, ein Buschfeuer zu verursachen und so warten wir denn, bis das Feuer fast aus ist bevor wir uns in die Schlafsäcke trauen. Kaum friedlich eingeschlummert, da werden wir auch schon wieder geweckt – vom Gebrumm eines riesigen Pick-up‘s in dem ein etwas aufgebrachter Aboriginie (wahrscheinlich nicht ganz nüchtern) kreuz und quer über den Platz saust und brüllt: „ You white c….ts – I’ll kill you all…. Black power!“ und dies geht eine ganze Weile so bis sich endlich das Motorengeräusch in der Ferne verliert. Danach sind wir alle noch einlange Zeit wach und auf Alarmstation, aber zum Glück kommt er nicht wieder. Sind wohl doch nicht alle so nett und friedlich wie wir gedacht haben.
Den nächsten Tag verbringen wir im Kalbarri Nationalpark. Hier gibt es zerklüftete Felsformationen zu bestaunen und eine unglaublich schöne Küste – endlich mal eine andere Landschaft und was für die Kamera – so langsam wurde es auch ein klein wenig langweilig, immer geradeaus und durch die gleiche Szenerie zu fahren. Das Motorrad springt nun auch zur Abwechlung auf jeden Knopfdruck an, aber leider wird das Ölleck dafür schlimmer, es schaut so aus, als ob die Suppe aus der Zylinderkopfdichtung läuft.
Wir haben das Glück, in Perth einen Couchsurferplatz für ein paar Nächte gefunden zu haben, allerdings können wir dort erst am Wochenende aufschlagen und nun haben wir noch ein paar Tage zur Verfügung, um hier und da Halt zu machen – für heute Nacht haben wir uns einen kostenlosen 24 Stundenparkplatz ausgeguckt, der kurz vor Geraldton liegt, aber als wir dort ankommen, ist er geschlossen und der nächste ist 124 km weiter. Das ist nun nicht gut, denn wir haben uns den ganzen Tag viel Zeit gelassen, sind Seitenstraßen abgefahren, sind etwas gewandert, haben öfter mal mit anderen Touristen geplaudert und nun ist es nicht mehr lange bis zum Dunkelwerden – tja was hilft es – wir fahren also weiter und haben dann doch ein wenig Glück, denn wir finden im nächsten Ort einen Campingplatz und die Zeltplätze ohne Strohm sind zwar unendlich weit vom Toilettenblock entfernt, dafür aber halbwegs erschwinglich und während die Männer die Zelte aufbauen fange ich schnell an, das Abendbrot zu kochen. Es ist nichts schlimmer, als zu versuchen, im Dunkeln mit dem Campingkocher herumzuhantieren und bis alles fertig ist wird es dann auch gerade Zeit, denn es ist so richtig duster und unser Fleckchen auf dem Campingplatz hat zwar eine wunderschöne Aussicht auf Dünen und Meer, aber kein Fitzelchen Beleuchtung.
Am Morgen machen wir uns dann auf den Weg nach Leeman – wir haben zwei nette Backpacker im Lichfield Nationalpark getroffen und die haben uns jede Menge Tipps für die Fahrt entlang der Westküste gegeben unter anderem haben sie uns wärmstens empfohlen hier bei den desperate boys sheds zu campieren – die gehören einem Shawn und der sei total nett – bloß wir finden keine desperate boys sheds …
Nach einigem Suchen beschließen wir endlich in der Tankstellen nachzufragen – Leeman ist so klein, da kennt bestimmt jeder jeden und wie es das Glück will befindet sich gerade der gesamte Rest von Shawns Familie in der Tankstelle und kauft dort ein. Wir werden mit offenen Armen aufgenommen. Shawn führt uns zu seinen Hütten am Strand, wo wir unsere Zelt aufbauen können und es gibt sogar ein Bad mit Toilette hier und eine Küche, in der ich mit unserem Campingkocher geschützt kochen kann (das Spülen müssen die Männer machen, geht aber auch hier, denn es gibt sogar eine Spüle)
Am nächsten Morgen kommt Shawn mit seinem Freund und Sohn vorbei, sie wollen nach ein paar Langustenkörben schauen, die sich zwischen Felsen verkeilt haben und sofort bietet Frank an, zu helfen, denn er hat einen Tauchschein.
Sie kommen mit drei riesigen Langusten zurück, die wir dann auch noch zum Frühstück geschenkt bekommen. Die müssen nun allerdings die Männer kochen, denn die Tiere leben noch und ich gebe es hiermit offen zu – ich bin ein Weichei, ich schaffe es nicht, sie in kochendes Wasser zu werfen. Frank stellt sich zum Glück für diese Aufgabe zur Verfügung und nimmt das schlechte Karma für das töten der Krustentiere auf sich – sie zu verspeisen macht mir allerdings keine Probleme – wenn man mal davon absieht, dass der Panzer sich gar nicht so leicht knacken lässt – aber frische Langusten und Weißbrot zum Frühstück ist kaum zu toppen. Shaw und seine Begleiter verabschieden sich, kündigen aber an, dass sie am Nachmittag noch mal mit den Buggies vorbeikommen ….
Ich weis nicht, was wir uns vorgestellt haben, aber sicher nicht die 3 Mad-Max-Mobile mit V8 Motoren, die später erscheinen. Wir werden eingeladen und in die Dünen chauffiert, wo wir dann einen riesen Spass haben, denn die Jungs wissen, wie man die Teile fährt. Es geht steil Bergauf und ab – ich hätte nie gedacht, dass man so steile Sandhaufen erklimmen kann und zum Schluss dürfen wir sogar auch mal fahren, wobei ich mich allerdings an ein normales Quad halte, denn ich möchte ja nichts kaputt machen, die Männer allerdings haben weniger Hemmungen und testen lieber große Spielzeuge…
Was für ein Tag, den werden wir so schnell nicht vergessen und es ist auch das erste Mal seit wir hier sind, dass wir die vorher so gerühmte Gastfreundschaft der Australier wirklich am eigenen Leib erfahren dürfen. Shawn hat auch eine Werkstatt und nun machen wir aus, dass wir versuchen dort morgen wenigstens einen Teil unserer Motorradprobleme zu beheben – dafür wollen wir dann anschließend eine Diaschau unserer Bilder aus den verschiedensten Ländern vorführen, wobei natürlich Frank mit seinen professionellen Fotos vom afrikanischen Kontinent wirklich glänzt und so können wir uns alle zumindest ein klein wenig für die Gastfreundschaft revanchieren – nur das Leck unserer Zylinderkopfdichtung bekommen wir nicht hin … da müssen neue Dichtungen und eine Werkstatt her.
Wir sind etwas traurig, als wir weiterfahren müssen, doch zum einen wissen wir ja nicht, ob unser Visum verlängert werden wird und zum anderen haben wir eine Verabredung in Perth, die wir nun nicht noch einmal verschieben wollen.